Von den 2,9 Millionen Menschen, die in Deutschland als pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) gelten, werden 73 Prozent beziehungsweise 2,08 Millionen Patienten zu Hause versorgt. Das geht aus der Pflegestatistik hervor, die das Statistische Bundesamt zum Jahresanfang 2017 veröffentlicht hat. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahresende 2015 – neuere Daten liegen derzeit nicht vor.

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Die Daten zeigen auch, dass die meisten Angehörigen die Pflegebedürftigen weitgehend ohne professionelle Hilfe umsorgen. Demnach werden 1,38 Millionen Personen ausschließlich durch Angehörige betreut. Bei weiteren 692.000 Patienten teilen sich Angehörige und ambulante Pflegedienste die Aufgaben. Lediglich 738.000 Pflegebedürftige (27 Prozent) sind vollstationär in einem Heim untergebracht.

Vor allem Hochbetagte haben ein sehr hohes Pflegerisiko. Während bei den 70- bis unter 75-Jährigen „nur“ jeder Zwanzigste (5 Prozent) pflegebedürftig ist, beträgt die Quote für die ab 90-Jährigen 66 Prozent. Dennoch: Auch junge Menschen können pflegebedürftig werden. Laut dem Statistischen Bundesamt sind mehr als 386.000 Menschen unter 60 Jahren auf fremde Hilfe angewiesen. Aufgrund der demografischen Entwicklung gehen Prognosen der Statistikbehörde davon aus, dass die Zahl Pflegebedürftiger bis 2030 auf 3,5 Millionen Menschen anwachsen könnte.

Pflegebedürftige nach Alter und Pflegequote zum Jahresende 2015. Quelle: Pflegestatistik 2015 des Statistischen Bundesamtes

Bedeutung ambulanter Pflege wächst

Die Bereitschaft, Menschen zu Hause zu versorgen, spiegelt sich auch in der steigenden Bedeutung ambulanter Pflegedienste für die Betreuung der Pflegebedürftigen. Zwischen 2013 und 2015 stieg die Zahl der durch ambulante Dienste betreuten Pflegebedürftigen um 12,4 Prozent an (76.000 Personen). Demgegenüber ist die Zahl der in Pflegeheimen vollstationär untergebrachten Personen um lediglich 2,5 Prozent angewachsen (19.000 Personen).

Professionelle Pflege ist immer noch überwiegend weiblich. 87 Prozent aller in ambulanten Pflegediensten Beschäftigten waren Frauen, davon arbeitete die Mehrheit (69 Prozent) in Teilzeit. Ein ähnliches Bild in den Pflegeheimen mit vollstationärer Betreuung: Hier waren 84 Prozent der Pflegekräfte weiblich, zwei Drittel (63 Prozent) arbeiteten in Teilzeit.

Pflegebranche hat ein Nachwuchsproblem

Und: Die Branche hat ein Nachwuchsproblem. Bei ambulanten Pflegediensten waren nur 15 Prozent der Beschäftigten 30 Jahre und jünger (inklusive Auszubildende), in Pflegeheimen 18 Prozent. Demgegenüber war bei ambulanten Anbietern immerhin mehr als jeder Dritte (38 Prozent) 50 Jahre und älter, in Pflegeheimen waren es gar vier Fünftel (40 Prozent) der Beschäftigten.

Zum Stichtag 31. Dezember 2015 waren in Deutschland laut Pflegestatistik 13.300 ambulante Pflegedienste mit 335.600 Beschäftigten tätig. Ein Pflegedienst betreute im Schnitt 52 Patienten. Auffallend ist, dass die Anbieter in freigemeinnütziger Trägerschaft (Caritas, Diakonie) fast doppelt so viele Menschen versorgten wie private Träger: 74 Personen wurden im Schnitt von freigemeinnützigen Diensten umsorgt, 40 von privaten.

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Demgegenüber stehen 13.600 Pflegeheime mit 730.000 Beschäftigten. Im Schnitt betreute ein Pflegeheim 63 Pflegebedürftige; auch hier im stationären Bereich betreiben die privaten Träger eher kleine Einrichtungen: Im Mittel wurden in den privaten Heimen 56 Pflegebedürftige betreut; hingegen bei den freigemeinnützigen 67 Pflegebedürftige und den öffentlichen Heimen 79 Personen.

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