Die Zahl der Pflegebedürftigen hat sich in Deutschland erneut stark erhöht. Rund 4,32 Millionen Menschen erhielten zum Ende des Jahres 2020 Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung, wie aus Daten des Bundesgesundheitsministeriums hervorgeht. Das ist eine Zunahme um 61,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2015, als 2,67 Millionen Menschen leistungsberechtigt waren.

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Dass immer mehr Menschen hierzulande pflegebedürftig werden, hat einerseits mit der demografischen Entwicklung zu tun. Die Gesellschaft altert und die Lebenserwartung steigt, weil die Menschen gesünder und bewusster leben. Besonders Hochbetagte haben aber ein Risiko, pflegebedürftig zu werden: Jeder zweite Pflegebedürftige ist älter als 80 Jahre. Aber auch die Pflegestärkungsgesetze trugen dazu bei, dass es mehr Leistungsempfänger gibt: Erstmals haben ab 2017 auch Personen Anspruch auf Leistungen, die kognitive und psychische Einschränkungen haben.

Auch Jüngere sind betroffen

Welche Personengruppen besonders von Pflegebedürftigkeit betroffen sind, zeigt der Siebte Pflegebericht der Bundesregierung, den das Kabinett im Mai 2021 verabschiedet hat. Die dort vorgelegten Zahlen beziehen sich auf den Berichtsraum 2016-2019. Auf die Daten macht aktuell versicherungsmagazin.de aufmerksam.

Die Zahlen bestätigen: Pflegebedürftigkeit tritt vor allem im Alter auf. So waren Ende 2019 rund 53,6 Prozent der Pflegebedürftigen über 80 Jahre alt, wobei hiervon rund 28,6 Prozent männlich und rund 71,4 Prozent weiblich waren. Frauen stellen grundsätzlich aufgrund der höheren Lebenserwartung die Mehrheit der Pflegebedürftigen: rund 60,6 Prozent aller Pflegeleistungs-Empfänger waren weiblich.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass nur ältere Menschen von Pflegebedürftigkeit betroffen sind. Etwa 18,8 Prozent aller Pflegebedürftigen der sozialen Pflegeversicherung im Jahr 2019 waren unter 60 Jahren alt; davon rund 5,4 Prozent unter 20 und 3,4 Prozent unter 15 Jahren.

2020: 1,02 Millionen Pflegebedürftige jünger als 65 Jahre

Blickt man auf die Altersklassen zum Jahresende 2020, so hatten laut Bundesgesundheitsministerium knapp 3,3 Millionen Pflegebedürftige das 65. Lebensjahr bereits überschritten. Rund 1,02 Millionen waren jedoch jünger als 65 Jahre.

Im Detail: 371.126 Menschen gehörten der Altersgruppe 50 bis unter 65 Jahre an, in der Altersgruppe 30 bis unter 50 befanden sich 320.641 Personen. Weitere 145.137 Pflegebedürftige zählten zur Altersklasse 15 bis unter 30, während im Kinderalter unter 15 Jahren 186.637 Personen gezählt wurden.

Dabei ist das Risiko für "Jüngere" groß, auch ein schwerer Pflegefall zu werden. Fast die Hälfte der Pflegebedürftigen (47,8 Prozent) wurden in den drei höchsten Pflegegraden 3, 4 oder 5 erfasst.

Anteil pflegebedürftiger Personen nach Altersgruppen 20197. Pflegebericht der Bundesregierung / Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2021

80 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause oder teilstationär betreut

Ein weiteres Ergebnis aus dem Siebten Pflegebericht: Die meisten Betroffenen werden zuhause betreut. Nur 20 Prozent der Pflegebedürftigen erhalten eine vollstationäre Versorgung im Alten- oder Pflegeheim. Mehr als jeder Zweite (51 Prozent) wird hingegen allein von Angehörigen umsorgt, ohne dass diese zusätzliche professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Weitere 24 Prozent werden in den eigenen vier Wänden mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes betreut. Zuhause und teilstationär gepflegt werden fünf Prozent der hilfsbedürftigen Menschen (siehe Grafik).

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Pflegebedürftige der SPV und PPV nach Art der Versorgung (ambulant und stationär) 20197. Pflegebericht der Bundesregierung / Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2021

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