Eine Reform der Riester-Rente durch die Große Koalition ist bisher ausgeblieben – trotz Ankündigung im Koalitionsvertrag zur 19. Legislaturperiode. Dabei war schon länger abzusehen, dass der Niedrigzins die staatliche Förderung der privaten Altersvorsorge in eine Sackgasse führt: Aufgrund der Beitragsgarantien müssen Anbieter einen großen Teil der Kundengelder noch immer in festverzinslichen Anleihen halten, die in Zeiten von Null- und Minuszinsen kaum noch Rendite abwerfen. Mittlerweile wird es sogar immer schwieriger, den Riester-Sparern die eingezahlten Beiträge zu garantieren.

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Denn in 2022 kommt ein neuer Negativrekord auf die Branche zu – dann liegt der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung bei 0,25 Prozent. Um eingezahlte Gelder aber zu garantieren, wären laut Assekurata-Studie mindestens 0,77 Prozent nötig. Aus diesem Grund schlussfolgern die Analyse-Experten aus Köln: Produkte mit Beitragsgarantie in der Lebensversicherung sind ein Auslaufmodell (Versicherungsbote berichtete).

Deka: Riester-Produkte passen "nicht mehr ins Marktumfeld"

Die These bewahrheitet sich nun ein Stück mehr, denn ein Pressevertreter der DekaBank äußert sich gegenüber Versicherungsbote ganz ähnlich: Der Garantiezwang koste Riestersparer im anhaltenden Niedrigzinsumfeld zunehmend Rendite, vor diesem Hintergrund passen Produkte „aktuell nicht mehr ins Marktumfeld“. Die Sparkassen-Tochter zieht Konsequenzen: Ab dem 01.11. 2021 wird sie die Produktlinie Deka-ZukunftsPlan nicht mehr vertrieblich unterstützen.

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Außerdem senkt das Unternehmen den Ausgabeaufschlag der Fonds: Für den Zielfonds Zukunftsplan I-IV von 1,50 Prozent auf null Prozent und für den Deka-BR-Fonds von 3,50 Prozent auf null Prozent. Damit gilt nun auch bei den Zielfonds der Deka eine „Nullzins“-Politik – ein weiterer Anbieter zieht sich aus "Riester" zurück.

Finanztip empfahl Deka-Produkte

Dass nun die Deka auch den Vertrieb der „Zukunftsplan“-Produkte einstellt, wird noch weniger Kunden ins Lager der Riester-Sparer locken. Schon jetzt stagniert der Anteil der Bürger bis 65 Jahren, die einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben, bei etwa 25 Prozent. Besonders niedrig ist der Anteil bei der untersten Einkommensklasse – hier riestern laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gerade einmal 16,6 Prozent (Versicherungsbote berichtete).

Für diese untere Einkommensgruppe könnte mit der Deka nun ein wichtiger Anbieter sein Engagement zurückfahren – galten Sparkassen doch lange als Bank für Menschen mit "kleinem" Geldbeutel. Zumal auch das Portal Finanztip den Zukunftsplan Classic öffentlichkeitswirksam „für alle“ empfahl, die sich „die Chance auf eine optimierte Aktienquote bewahren wollen, ohne auf eine gewisse Transparenz zu verzichten.“

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Der Markt dünnt weiter aus

Freilich: schon 2017 kam es zu einer großen Absprung-Welle vom Riestergeschäft. Damals stellten Cosmos Direkt, Inter, Nürnberger, Öffentliche Braunschweig und PB Versicherungen ihr Neugeschäft ein (Versicherungsbote berichtete). Zum Jahresanfang 2020 folgte die Debeka.

Ende 2020 schrieben Branchenvertreter an das Bundeskanzleramt einen Brandbrief, ohne Gehör zu finden: Würde es so weiter gehen, gäbe es bald keine Angebote mehr (Versicherungsbote berichtete).

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Die DWS nahm seit dem 01. Juli 2021 kein Riester-Neugeschäft mehr an, die Stuttgarter zeichnete seit 01.08.2021 kein Neugeschäft (Versicherungsbote berichtete). Wie es nun mit dem Riestern weitergeht und ob die zukünftige Bundesregierung der 20. Legislaturperiode einen Ausweg aus der derzeitigen Vorsorgekrise findet, kann nur die Zukunft zeigen. Immerhin soll es laut Sondierungspapier einen Bestandsschutz für Riester-Sparer geben.

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