Die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt belasten die Pensionskassen, die ihren Kundinnen und Kunden oft hohe Betriebsrenten zugesichert haben und Probleme haben, diese zu erwirtschaften. Nun kommt noch die Coronakrise hinzu - und setzt die Anbieter zusätzlich unter Druck. Deshalb muss nun erneut ein Anbieter seine Renten nach unten korrigieren: betroffen ist diesmal die Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft (PKDW).

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Künftig 0,4 Prozent Zins

„Die gesetzlichen Solvabilitätsanforderungen werden ohne Maßnahmen zur Reduzierung der Verpflichtungsseite mittelfristig voraussichtlich nicht mehr erfüllt werden können“, zitiert die Börsen-Zeitung aus der Einladung zur Mitgliederversammlung im Juni. Demnach sollen die Beiträge der Versicherten ab 2021 nur noch mit 0,4 Prozent verzinst werden: ganz gleich, ob den Mitgliedern ursprünglich drei Prozent Zins oder 0,9 Prozent zugesagt worden waren.

Stand jetzt müssen folglich künftige Ruheständler niedrigere Betriebsrenten akzeptieren: nicht jedoch jene Mitglieder, die bereits eine Rente beziehen.

Die PKDW ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit mit Sitz in Duisburg, bei dem nach eigenen Angaben über 90.000 Versicherte aus rund 600 Betrieben für das Alter vorsorgen. Zum Jahresende 2018 zählte sie genau 74.651 aktive Beitragszahler sowie 18.367 Rentner. Einen Schwerpunkt hat sie in der Chemiebranche. Bereits in den letzten Jahren ist die durchschnittliche Nettoverzinsung des Anbieters deutlich gesunken: von 4,27 Prozent in 2016 auf 2,98 Prozent im Jahr 2018.

Pensionskassen mit Problemen

Doch mit den finanziellen Problemen steht die PKDW nicht allein da. Erst Anfang Mai warnte die Deutsche Aktuarvereinigung, dass einem Gros der Anbieter existentielle Probleme drohen.„Viele Pensionskassen brauchen mehr Risikotrag­fähigkeit, um die anhaltende Niedrigzinssituation und die beständige Verlän­gerung der Lebenserwartung bewältigen zu können“, sagt Friedemann Lucius, Vorstandsvorsitzender des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS).

Der Grund dafür liege auch im Geschäftsmodell der Pensionskassen. Stark vereinfacht: Gewinne seien eher in Leistungserhöhungen geflossen als in den Aufbau von Eigenmitteln, die Beiträge der Mitglieder sollten möglichst effizient angelegt werden. Vielen Anbietern fehlt nun Geld, um die Zusagen der (angehenden) Rentnerinnen und Rentner zu erfüllen.

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Etwa ein Viertel der 135 Pensionskassen befand sich bereits vor der Corona-Krise unter strenger Beobachtung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), wie die Bundesregierung einräumen musste. Drei Anbieter sind bereits derart in Schieflage geraten, dass sie das Neugeschäft einstellen mussten und nur noch abgewickelt werden. Hier mussten sogar Bestandsrentner deutlich niedrigere Betriebsrenten akzeptieren (der Versicherungsbote berichtete).

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