Die Allianz und die Generali wollen sich laut einem Bericht des Handelsblattes (Donnerstag) von großen Beständen in der Lebensversicherung trennen. Allein bei der Allianz gehe es um Vermögenswerte in Höhe von neun Milliarden Euro, unter anderem auf dem italienischen Markt, so schreibt das Wirtschaftsmagazin. Es beruft sich in beiden Fällen auf informierte Kreise.

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Cash für die Coronakrise

Laut Handelsblatt hat die Allianz die Investmentbank Morgan Stanley damit beauftragt, das Portfolio zu sichten. 500 Millionen Euro sollen die Bestände wert sein - Geld, das helfen soll, in Zeiten der Coronakrise benötigtes Kapital freizuschaufeln, um Vorgaben der Finanzaufsicht zu erfüllen. Doch schon vor der Coronakrise wurde der Verkauf von Leben-Beständen für die Branche interessant. In Zeiten niedriger Zinsen belasten die oft hochverzinsten Altverträge die Bilanzen.

So sorgte die Generali bereits für Aufsehen, weil sie ihre deutsche Tochter Generali Leben 2019 an den Abwicklungs-Experten Viridium verkauft hat: drei Millionen Lebensversicherungen wechselten den Besitzer. Nun sollen vor allem französische Leben-Bestände zur Debatte stehen. Laut Handelsblatt steht dem Versicherer aus Triest das Beratungshaus Fenchurch Advisory zur Seite, die Bestände sollen zwei Milliarden Euro wert sein.

Allianz-Chef Bäte schloss externen Run-off (beinahe) aus

Bei der Allianz aber würde der Schritt verwundern. Im Juli 2018 hat sich Allianz-Chef Oliver Bäte noch klar gegen einen Verkauf von eigenen Leben-Beständen positioniert: zumindest in Deutschland.

Darauf angesprochen, dass der Wettbewerber Generali seine Bestände an Viridium verkauft und ob das nicht einen Vertrauensbruch gegenüber den Kunden bedeute, sagte Bäte damals ebenfalls dem Handelsblatt: „Also ich verstehe schon, dass sich Verbraucher verschaukelt fühlen. Aber in den USA würde niemand auf die Idee kommen, wenn ein einzelner Lebensversicherer ausscheidet, dafür eine ganze Branche in Sippenhaft zu nehmen. Allianz Leben hat einen Run-off klar ausgeschlossen“.

Doch der Allianz-Chef hielt sich zugleich ein Hintertürchen offen. „Ich wäre aber unseriös, wenn ich eine Aussage mache für die nächsten zwanzig Jahre. Wer weiß, was passiert, wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt...Aber es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir unsere Versprechen für die Kunden halten“, sagte Bäte damals. Ob die Coronakrise eine solche Situation für die Allianz darstellt, darüber lässt sich nur spekulieren.

Beide Versicherer schütten Dividende aus

Ein Geschmäckle hätte die Sache schon deshalb, weil beide Versicherer darauf verzichteten, trotz Coronakrise - und der damit einhergehenden unsicheren Situation - ihre Dividende zu kürzen. Für das Jahr 2019 erhielten die Aktionäre der Allianz soeben 9,60 Euro pro Aktie ausgeschüttet: ein Rekordwert. Die Generali reagierte immerhin auf die Krise und streckt die geplante Ausschüttung von 96 Cent je Anteilschein über zwei Tranchen. Demnach werden 50 Cent im Mai und 46 Cent am Jahresende ausgeschüttet.

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Doch zum jetzigen Zeitpunkt sind die Verkaufspläne zunächst Gerüchte: Sowohl die Allianz als auch die Generali lehnten eine Stellungnahme ab. Auch die angeblichen Berater Morgan Stanley und Fenchurch Advisory waren laut "Handelsblatt" nicht für ein Statement zu gewinnen.

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