Es war bereits im März angekündigt, nun wird es umgesetzt: Die HanseMerkur kann sich über einen neuen, populären Umsatzkanal freuen. Ab sofort wird der Hamburger Einzelhandelskonzern Tchibo Policen des ebenfalls in Hamburg angesiedelten Versicherers vertreiben. Das berichten die beiden Firmen am Donnerstag in einem gemeinsamen Pressetext.

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Tchibo ist vor allem als Kaffeekonzern bekannt, vertreibt aber in seinen Filialen und online auch zahlreiche andere Produkte wie zum Beispiel Kleidung, Reisen oder Fitnessgeräte. Die neuen Versicherungsangebote gibt es ab sofort und dauerhaft auf tchibo.de/versicherungen, wie es im Pressetext heißt. Der Kunde bzw. die Kundin schließe den Tarif direkt mit der HanseMerkur ab, Tchibo erhält eine Provision.

Aktionsangebote geplant

Punkten wollen beide mit Extras wie einer Geld-zurück-Garantie. „Entscheidet sich ein Tchibo Kunde für eine Lösung der HanseMerkur, erhält er automatisch eine 100 Tage Geld-zurück-Garantie. Dadurch kann er in aller Ruhe prüfen, ob die gewählte Versicherung seinen Ansprüchen genügt – und erhält bei Nichtgefallen die gesamten gezahlten Beiträge zurück“, heißt es im Pressetext.

Auch soll es zeitlich limitierte Aktionsvorteile geben, berichten die Unternehmen weiter. Die Möglichkeiten hierfür sind begrenzt: In Deutschland besteht bekanntlich ein Provisionsabgabeverbot nach § 48 Versicherungsaufsichtsgesetz. Unter anderem sollen etwa beim Abschluss einer bestimmten Police die Gesundheitsfragen entfallen oder der Kunde erhalte eine Tchibo Geschenkkarte im Wert von 15 Euro. Beides ist im Rahmen des Erlaubten.

So gebe es noch bis zum 31. Mai 2020 die Krankenzusatzversicherung „Premium“ ohne Gesundheitsprüfung. Sie enthält Zuzahlungen für Zahnersatz und Brillen, übernimmt Chefarztbehandlungen und Ein- bzw. Zwei-Bett-Zimmer bei Unfällen sowie 100 Euro jährlich für Schutzimpfungen bei Auslandsreisen. Darüber hinaus ist eine Hunde-OP-Versicherung für 9,95 Euro monatlich im Angebot.

Zweiter Anlauf mit Versicherungen

Aufhorchen lässt der Versicherungsvertrieb deshalb, weil Tchibo damit vor ein paar Jahren bereits eine Bruchlandung hingelegt hatte. Bis Ende 2010 bot der Konzern in seinen Filialen und online Versicherungen des Unternehmens Asstel an: darunter private Haftpflicht- und Tierhalter-Policen. Tchibo berief sich darauf, lediglich als Tippgeber tätig zu sein. Diese sind von einer Erlaubnispflicht befreit, dürfen aber nur Kontaktdetails von Kundinnen und Kunden an Versicherer weitergeben. Selbst Verträge vertreiben, ist ihnen untersagt.

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Bereits 2009 hatten mehrere Verbände Klage vor dem Landgericht Hamburg eingereicht, um den Verkauf zu stoppen: unter anderem der AfW-Bundesverband Finanzdienstleistung und der Wettbewerbsverein WiW. Der Streit ging durch alle Instanzen. Schließlich entschied der Bundesgerichtshof mit einem Urteil vom 29.11.2013 (Az.: I ZR 7/13): Das Geschäftsmodell war illegal. Nun agiert Tchibo als Versicherungsvertreter und hat eine entsprechende Zulassung.

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