Es ist noch gar nicht lange her, dass der Spezialversicherer Markel sich mit einer eigenen Versicherungsgesellschaft in Deutschland niederließ. Seit Oktober 2018 gibt es die Markel Insurance SE in München. Zwar unterhielt man bereits seit 2012 eine eigene Zweigstelle in der bayrischen Landeshauptstadt. Doch als eigenständige Assekuranz trat das Unternehmen hierzulande nicht auf (der Versicherungsbote berichtete).

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Der Zweck der Neugründung war kein Geheimnis. Der US-amerikanische Spezialversicherer, in Richmond im Bundesstaat Virginia beheimatet, betreute sein Europageschäft ursprünglich von London aus. In der britischen Hauptstadt hatte man sich 1994 mit einem eigenen Anbieter niedergelassen, Markel International (MIICL). Die EU-Bestände sollten vor dem Brexit gerettet werden, um das Geschäft mit Kunden in der Europäischen Union nicht zu gefährden. Allein in Deutschland hat Markel rund 30.000 Gewerbekunden. Auf der deutschen Webseite berichtet der Versicherer über seine Brexit-Maßnahmen.

“Wesentlich größerer Akteur werden“

In einem am Freitag ausgesendeten Pressetext meldet Markel nun Vollzug. Der High Court of England and Wales habe am 28.03.2019 zugestimmt, dass das europäische Versicherungsgeschäft der Londoner Gesellschaft Markel International Insurance Company Limited (MIICL) auf die Münchner Versicherungsgesellschaft Markel Insurance SE (MISE) übertragen werden könne.

William Stovin, Präsident von Markel International, sagte: "In den letzten zwei Jahren haben wir hart daran gearbeitet, dass der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU keinen Einfluß auf die Beziehung zu unserer Kunden hat. Die Gründung von MISE und der Abschluß dieser Bestandsübertragung unterstützen unser Bestreben, ein wesentlich größerer Akteur auf dem europäischen Markt zu werden“.

Markel ist nicht der einzige Versicherer, der Bestände aufgrund des Brexits nach Kontinentaleuropa überträgt. Auch andere Anbieter wie Standard Life, Royal London, Friends Provident (eine Marke von Aviva) oder Scottish Widows Limited (SWL) haben Bestände umgebettet, meist nach Irland oder Luxemburg, bekannt für ihre niedrigen Unternehmenssteuern. Wenn die Versicherer von Großbritannien aus weiter Policen in Deutschland betreuen wollen und es zu einem "harten" Brexit ohne Vertrag mit der EU kommt, müssen sie sich ab Ende 2020 um eine Geschäftserlaubnis der Finanzaufsicht BaFin bemühen (der Versicherungsbote berichtete).

Weltweit aufgestellter Nischenversicherer

Markel ist auf das Geschäft mit Industrie- und Gewerbekunden spezialisiert, vor allem die Berufs- und Vermögensschadenhaftpflicht. In der Produktpalette des Unternehmens befinden sich unter anderem Managerhaftpflicht-Policen für Führungskräfte, sogenannte D&O-Versicherungen („Directors and Officers“), spezielle Haftpflicht-Policen für Zielgruppen wie Arztpraxen, Rechtsanwälte und ambulante Pflegedienste sowie Cyberversicherungen für Gewerbetreibende.

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Markel International ist eine Tochtergesellschaft der Markel Corporation, einer US-Holding, deren Aktien an der New York Stock Exchange (NYSE: MKL) gehandelt werden. Mit einer Bilanzsumme von 32,8 Milliarden US-Dollar (29,2 Milliarden Euro) ist die US-Tochter im weltweiten Gewerbegeschäft durchaus eine Größe. Doch in Deutschland ist der Versicherer eher ein kleiner Anbieter.

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