Kennzahlen wie Prozessquoten dienen der Branche häufig dazu, die Qualität von Dienstleistungen oder auch Produkten zu beurteilen. Geben Prozessquoten doch an, wie viele Prozesse ein Versicherer gegen seine Kunden führen musste. Die tatsächliche Aussagekraft solcher Kennzahlen freilich für die Servicequalität ist umstritten.

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Denn zwar können hohe Prozessquoten tatsächlich auf eine klagefreudige Praxis deuten und geringe Prozessquoten auf einen guten Service zum Wohle des Kunden. Jedoch: nicht jeder Prozess durch einen Versicherer ist negativ zu werten. Werden doch Prozesse auch zum Wohle des Versichertenkollektivs geführt, um – zum Beispiel – unberechtigte Ansprüche abzuwehren.

Viele private Krankenversicherer verheimlichen ihre Quoten

Dennoch: Die Daten scheinen für die Branche heikel. Denn viele PKV-Unternehmen geben sich bedeckt und wollen mit ihren Quoten nicht an die Öffentlichkeit. Das sollte beachtet werden, wenn im Folgenden Kennzahlen von zwölf Unternehmen vorgestellt werden. Zwar sind einige Quoten höher (und damit „schlechter“) als andere – die vorliegenden Daten aber stammen allesamt von jenen wenigen PKV-Versicherern, die sich bereits durch ihre Transparenz auszeichnen.

Dreißig Unternehmen wurden für das neue PKV-Rating des MAP-Report (Nummer 932) angeschrieben; nur zwölf waren bereit, ihre Prozessquoten anzugeben. Aus diesem Grund kann nicht beurteilt werden, wie hoch die durchschnittliche Prozessquote der PKV-Branche wirklich ist. Stattdessen entsteht hier nur ein Bild für transparente PKV-Unternehmen. Zu beachten ist auch: Für die Quoten und für die Zahl der jährlichen Prozesse werden Durchschnittswerte für die Jahre 2018 bis 2022 wiedergegeben.

Die drei besten Prozessquoten der Branche

Die beste Prozessquote des gesamten Ratings hat die Mecklenburgische: 2,26 Prozesse führt sie im Schnitt pro 100.000 Versicherte. Im Jahr werden durch das Unternehmen aus Hannover durchschnittlich zwei Prozesse geführt – dies bei 70.642 Versicherten (hiervon sind in 2022 jedoch nur 2.679 Personen vollversichert, was bei der günstigen Quote zu berücksichtigen ist).

Mit der zweitbesten Prozessquote darf sich die Württembergische schmücken: 2,41 Prozesse führt sie im Schnitt je 100.000 Versicherte. Elf Prozesse stehen im Jahr durchschnittlich an – dies bei 455.995 Versicherten (die Zahl der Vollversicherten liegt in 2022 bei 22.568 Personen).

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Auf dem dritten Rating-Siegertreppchen landet die VGH Provinzial durch 2,95 Prozesse je 100.000 Versicherte. Fünf Prozesse führt die Provinzial jährlich im Schnitt, dies bei 169.376 Versicherten (auch hier der Durchschnittswert der Jahre 2018 bis 2022). In 2022 hat die VGH Provinzial insgesamt 14.966 Kunden in der Vollversicherung – das Unternehmen gehört wie die Mecklenburgische auffallend auch zu den kleinen privaten Krankenversicherern, insbesondere mit Blick auf das Vollversicherten-Geschäft.

Weitere Prozessquoten transparenter Unternehmen

Die viertbeste Prozessquote der PKV-Branche hat die R+V: 4,99 Prozesse werden durchschnittlich je 100.000 Versicherte geführt. Weil die R+V zu den großen PKV-Unternehmen mit vielen Versicherten zählt, kommt das Unternehmen aus Wiesbaden im Jahr auf durchschnittlich 65 Prozesse. Dies geschieht bei einer Versichertenzahl von 1.295.374 Versicherten (Schnitt 2018 bis 2022). Hiervon sind, Stand 2022, jedoch nur 68.695 Personen in der Vollversicherung.

Auf dem fünften Rang der Prozessquoten-Tabelle erscheint die Barmenia – das Unternehmen aus Wuppertal führt durchschnittlich 5,53 Prozesse je 100.000 Versicherte. 86 Prozesse jährlich stehen im Schnitt für die Barmenia an – dies bei 1.550.945 Versicherten (davon sind mit Stand 2022 insgesamt 302.382 Personen Vollversicherte).

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Die Prozessquoten-Ränge sechs bis acht

Auf dem sechsten Rang der transparenten PKV-Unternehmen platziert sich die Concordia. Hier stehen im Schnitt 8,44 Prozesse je 100.000 Versicherte an bzw. zehn Prozesse pro Jahr. Die Concordia gehört zu den kleinen PKV-Unternehmen: 120.786 Personen sind bei dem Unternehmen mit Sitz in Hannover versichert (hierunter sind 18.666 Vollversicherte).

Hinter der Concordia platziert sich mit der Debeka der Marktführer auf dem siebten Rang der Rating-Tabelle. Die Debeka führt 10,47 Prozesse je 100.000 Versicherte bzw. 446 Prozesse im Jahr. 4.259.355 Personen sind bei der Debeka privat krankenversichert (unter ihnen 8.704.531 Vollversicherte).

Auf Rang acht der Rating-Tabelle landet die SDK aufgrund von 18,09 Prozessen je 100.000 Versicherte bzw. aufgrund von durchschnittlich 114 Prozessen im Jahr. Beim Unternehmen aus Fellbach sind 632.299 Personen privat krankenversichert. 147.985 dieser Personen haben eine Vollversicherung.

Die Prozessquoten-Ränge neun bis zwölf

Die nun vorgestellten Versicherer mögen ungünstige Prozessquoten haben – und zwar insbesondere im Vergleich zu den Prozessquoten-Siegern. Dennoch sei daran erinnert: Die Unternehmen zeichnen sich schon dadurch aus, dass sie ihre Quoten veröffentlichen. Zum einen ist nicht auszuschließen, dass andere PKV-Unternehmen noch schlechtere Quoten haben. Zum anderen gehen die Unternehmen transparent mit ihren Quoten um.

Auch sei daran erinnert, dass kleine Bestände Ausreißer bei den Quoten produzieren können, da schon wenige Prozesse große Auswirkungen auf die Quoten haben. Das gilt besonders für die Alte Oldenburger, die zu den kleinen PKV-Versicherern zählt. Mit diesen Einwänden seien nun die Ränge neun bis zwölf bei den PKV-Prozessquoten vorgestellt.

Auf Rang neun liegt die Allianz: 19,76 Prozesse führt sie je 100.000 Versicherte bzw. durchschnittlich 544 Leistungsprozesse im Jahr. Bei Deutschlands Versicherungsriesen sind 2.753.597 Personen privat krankenversichert (Durchschnitt 2018-2022). 564.792 Personen besitzen eine Vollversicherung (Stand 2022).

Rang zehn bei den Prozessquoten nimmt die LVM ein. Der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster hat eine Quote von 20,53 Prozessen je 100.000 krankenversicherte Personen bzw. einen Schnitt von 81 Prozessen im Jahr. 3.96.565 Personen sind bei der LVM versichert (Durchschnitt 2018 bis 2022); 79.518 Personen besitzen eine Vollversicherung (Stand 2022).

Der vorletzte der transparenten Krankenversicherer ist die Signal Iduna: Diese führt 22,40 Leistungsprozesse je 100.000 Versicherte. Im Jahr stehen beim Unternehmen aus Dortmund durchschnittlich 554 Prozesse an. Insgesamt 2.514.017 PKV-Versicherte hat die Signal Iduna (Durchschnitt 2018 bis 2022), darunter 623.470 Personen mit Vollversicherung (Stand 2022).

Schlusslicht der transparenten Versicherer ist die Alte Oldenburger: Diese führt 29,70 Leistungsprozesse je 100.000 Versicherte bzw. durchschnittlich 47 Prozesse im Jahr. Beim Unternehmen mit Sitz in Vechta sind 158.927 Personen krankenversichert, darunter 52.621 Personen mit Vollversicherung.

Hintergrund: Einmal jährlich trägt der traditionsreiche MAP-Report Fakten und Kennzahlen aus den PKV-Teil-Ratings zu einem großen Gesamtrating der PKV-Unternehmen zusammen. Die Teilbereiche beziehen sich auf den Service, den Vertrag sowie auf Bilanzkennzahlen. Das aktuelle "Rating Private Krankenversicherung" trägt die Nummer 932 und kann kostenpflichtig auf der Webseite der Analyseexperten bestellt werden.

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Neben Rating-Ergebnissen und einer Darstellung des Vorgehens bei der Bewertung machen die Experten auch wieder eine Vielzahl wichtiger Kennzahlen zur Privaten Krankenversicherung zugänglich. Die Gesamtzahl der Versicherten in unserem Beitrag ist die Durchschnittszahl der Jahre 2018 bis 2022. Für die Zahl der Vollversicherten wurden aus praktischen Gründen aber nur die aktuellen Werte von 2022 genommen – dies, um eine ungefähre Vorstellung des Anteils der Vollversicherten unter allen Versicherten der genannten Unternehmen abzubilden.

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