Hype oder Flop? Als Facebook-Chef Mark Zuckerberg seine Idee des Metaverse präsentierte, waren viele Beobachter skeptisch. Eine virtuelle 3-D-Welt sollte entstehen, die funktioniert wie die reale Welt auch: Menschen sollen dort mit virtuellen Produkten handeln, Karriere machen, sich weiterbilden und eine Parallelexistenz aufbauen können. Ob Fahrschule, Dating oder eine Ausbildung zum Piloten: Das alles soll im Metaverse möglich sein.

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Versicherer verhielten sich zunächst äußerst zurückhaltend gegenüber der neuen Welten - doch nun wagen erste Anbieter einen Vorstoß ins Metaverse. Die Axa hat in der virtuellen Erlebnis-Welt The Sandbox einen virtuellen Raum über mehrere Etagen gebaut. Ein „unterhaltsames und originelles Abenteuer“ will der Versicherer den Nutzerinnen und Nutzern bieten. Soll heißen, dahinter verbirgt sich zunächst ein einfaches Spiel, bei dem mehrere Level absolviert werden müssen.

Spielerischer Testballon

Die Axa macht keinen Hehl daraus, dass es sich zunächst um eine Art Testlauf handelt. Zunächst soll der Raum bis zum 1. März seine pixeligen Pforten öffnen. „Um der führende Versicherer für die Franzosen zu sein, müssen wir Pioniere in Bezug auf technologische Innovationen bleiben und daher neue Universen erkunden, in denen die Zukunft unseres Sektors auf dem Spiel stehen könnte. Wir lernen immer wieder gemeinsam mit jenen, die die Technologien von morgen bauen und zum Leben erwecken“ lässt sich Patrick Cohen, CEO von Axa Frankreich, zitieren.

"Axadia" nennt der Versicherer seine virtuelle Spielwelt, die in mehrere Bereiche unterteilt ist:

  • Ein Rekrutierungsbereich mit Belastbarkeits- und Muttests
  • Ein Innovationsraum, der die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz fördern soll
  • Eine Dachterasse, wo Abenteuer das Engagement von AXA France für Gesellschaft und Umwelt widerspiegeln sollen
  • Ein Museum, das die Geschichte von AXA nachzeichnet

Doch damit nicht genug. Zusätzlich kann ein „Geheimlevel“ freigeschaltet werden, um ein NFT Axa-Schild zu finden, das 25 zufällig gewählte Benutzer behalten können. Es soll auf die Mission des Versicherers anspielen, wie es im Pressetext der Axa heißt: Eigentum und Menschen schützen. NFT steht für „Non-fungible Token“ wohinter sich eine Art virtueller Wertgegenstand verbirgt, der in der Blockchain gespeichert wird. Ähnlich wie die Kryptowährung Bitcoin sind die Token einzigartig und nicht austauschbar, sie eignen sich somit als digitale Sammlerobjekte. Im Netz werden bereits digitale Kunstwerke und Sammelkarten, aber auch virtuelle Landschaften und Spielfiguren mit dieser Technik gehandelt.

Helvetia will auch im Metaverse beraten

Noch einen Schritt weiter als die Axa geht der Schweizer Versicherer Helvetia. Diese will künftig auch im Metaverse zum Thema Versicherungen beraten. Wer eine VR-Brille besitze, könne künftig mit seinem Avatar im virtuellen Sitzungszimmer an einem Beratungsgespräch teilnehmen, schreibt der Versicherer in einer Mitteilung. Auch hier handelt es sich freilich um einen Testballon. In einer ersten Phase wolle man im Metaverse Erfahrungen hinsichtlich neu entstehender Kundenbedürfnisse und technologischer Entwicklungen sammeln.

Auf der Webseite des Versicherers heißt es hierzu an Kunden adressiert: „Wir machen den Zugang zu unseren Dienstleistungen und Produkten für Sie so bequem wie möglich. Sie wünschen eine Beratung bei Ihnen zuhause? Unsere Beraterinnen und Berater kommen gerne vorbei. Sie sind oft in virtuellen Welten unterwegs? Dann stellen Sie uns Ihre Fragen dort. Gemeinsam sorgen wir für Ihre finanzielle Sicherheit. Wir freuen uns auf das Treffen im Metaverse.“

Frage nach Datenschutz

Als wichtige Frage könnte sich künftig herausstellen, wie es um den Datenschutz im Metaverse bestellt ist. Eine Studie der University of California würde zeigen, dass Privatsphäre im Metaversum praktisch unmöglich sei, berichtet das Portal wuv.de. Denn mit der Nutzung von VR-Systemen mit ihren Kameras, Sensoren und Hand-Controllern würden die Nutzer zwangsläufig so viele Daten hinterlassen wie nie zuvor in der Geschichte des Internets.

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"Sich in einer virtuellen Welt zu bewegen und dabei grundlegende Bewegungsdaten zu streamen, wäre so, als würde man im Internet surfen und dabei seine Fingerabdrücke mit jeder Website teilen, die man besucht“, wird Studienleiter Vivek Nair von wuv.de zitiert. Das Erfassen von Bewegungsdaten sei grundlegender Bestandteil, damit das Metaversum überhaupt funktioniere. Hier müssen Versicherer aber besonders strenge Vorgaben beachten - auch, weil in einem möglichen virtuellen Beratungsgespräch höchst sensible persönliche Daten ausgetauscht werden. Und es stellt sich die Frage, wem die Daten eigentlich gehören - und wer Zugriff drauf hat.

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