Nachdem sich kürzlich bereits Axa-Chef Thomas zur Digitalisierung und potentiellen Wettbewerbern wie Amazon und Google geäußert hatte (der Versicherungsbote berichtete), meldet sich nun auch Mario Greco zu Wort, Vorstandschef der Zurich. Und auch Greco hat ein durchaus ambivalentes Verhältnis zu den Vorgängen, die aktuell die Branche radikal verändern. Er sieht nicht nur gewaltige Herausforderungen auf die Versicherungen zukommen - sondern den digitalen Wandel auch als notwendiges Korrektiv, damit die Versicherer endlich kundenfreundlicher werden.

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Vor allem künstliche Intelligenz verändere alles, sagt Greco dem „Handelsblatt“. Und auch, wenn er selbst Googles Alexa nicht nutze, gäbe es bereits Versicherer, die entsprechende Sprachassistenten für den Kundenservice verwenden. „Wir investieren stark in Virtual Reality Tools für Schadensregulierer und Risikomanager, insbesondere im Bereich Großkunden“, berichtet Greco. Dies versetze die Zurich in die Lage, Risiken und Verbesserungspotentiale zu erkennen.

“Der perfekte Sturm“

Digitalisierung bedeute aber nicht nur, dass neue Wettbewerber wie Amazon in der Branche auftreten. Auch die Wünsche der Kunden und deren Handlungsoptionen ändern sich, so positioniert sich der italienische Manager. “Es ist der perfekte Sturm, der da auf uns zukommt. Wer sich als Versicherer jetzt nicht deutlich wandelt, wird bald schon um seine Existenz kämpfen müssen.“ Es werde Gewinner des Umbruchs geben, aber auch Verlierer - „Verlierer werden die sein, die sich der raschen Änderung verweigern.“ Es werde auch nicht jeder große Versicherer in Europa diesen Sturm überleben: innerhalb der kommenden zehn Jahre werde sich die Branche stark verändern.

Dass ein Tech-Konzern einen großen Versicherer übernehmen könnte, hält der 59jährige hingegen eher für unwahrscheinlich. Hier verweist Greco auf ein ähnliches Problem, das auch Axa-Chef Buberl bereits angesprochen hat: die Komplexität vieler Versicherungen. Die Policen ließen sich weniger gut weltweit skalieren wie etwa der Verkauf von Lebensmitteln, gibt Greco zu bedenken. So seien die Tech-Konzerne auch gar nicht daran interessiert, das Versicherungsgeschäft selbst zu betreiben, sondern vor allem an den Kunden der Versicherer. Auch Thomas Buberl hatte argumentiert, dass sich überwiegend einfachere Verträge online vertreiben lassen: etwa Kfz- und Hausrat-Policen.

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Und doch sieht der Zurich-Chef einen großen Nutzen des Umbruchs - wobei er auch die eigene Branche scharf kritisiert. „Versicherungsunternehmen haben heute eher das Problem, dass sie nie richtig einen direkten Draht zum Kunden gefunden haben“, so Greco. „Jeder Kunde ist heute bereit, Leistungen direkt über seine angeschlossenen Geräte zu erhalten. Das macht die Internetriesen zu potentiellen Wettbewerbern, denn niemand weiß über digitale Kunden mehr als sie“.

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