Das Auf und Ab bei Athora

Denn in 2018 hätte man mit einer SCR-Nettoquote von 56,41 Prozent die aufsichtsrechtliche Hürde ohne Übergangsmaßnahmen deutlich gerissen. Dann verbesserte sich das Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden aber auf 118,72 Prozent in 2019. Wenngleich man mit dieser Quote nur Rang 63 der Branche einnahm, hatte man dennoch „netto“ die Vorgabe von Solvency II erfüllt. Nun aber, in 2020, rutscht man wieder auf eine Nettoquote von 66,5 Prozent ab.

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Da wundert es nicht, dass auch die Athora zu Volatilitätsanpassung und Übergangsmaßnahmen greift, um eine Bruttoquote über 100 Prozent bei der BaFin zu melden: 217,4 Prozent stehen letztendlich auf dem Papier. Obwohl die Athora aufsichtsrechtlich damit aus dem sprichwörtlichen Schneider ist, liegt die Quote merkbar unter dem Schnitt der Branche mit 381,2 Prozent. Nur fünf Lebensversicherer haben in 2020 schlechtere Bruttoquoten.

Bayerische Beamten und Athora fast gleichauf

Die Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. hat ihr Neugeschäft seit 2010 eingestellt. Die für die interne Abwicklung der Bayerischen zuständige Leben-Tochter kann mit ihrer Quote in 2020 allerdings nicht zufrieden sein: Sie bringt es auf 70 Prozent. Auch die Bayerische Beamten würde netto also die Anforderung von Solvency II verfehlen, wenn Hilfsmaßnahmen keine Milderung versprechen würden. Bei der Bruttoquote hingegen liegt man – durch Volatilitätsanpassung und die Maßnahme für Rückstellungen – bei 234,3 Prozent. Damit platziert sich die Bayerische Beamten genau einen Rang vor der Athora, und zwar im hinteren Feld der Branche.

Zuständig fürs Neugeschäft der Bayerischen ist seit 2010 die BL die Bayerische Lebensversicherung AG (bzw. ihre Vorgängerin – die Neue Bayerische Beamten). Auch hier zeigt sich ein Kontrast zwischen interner Run-Off-Tochter und Tochter fürs Neugeschäft: Die BL die Bayerische Lebensversicherung AG bringt es auf eine Nettoquote von 240,7 Prozent. Die aktive Tochter der Bayerischen liegt damit nicht unter, sondern über dem Branchenschnitt (was an das Verhältnis der Ergo zur Ergo Vorsorge erinnert).

Nürnberger Beamten mit glänzenden Solvenzquoten

Die Nürnberger Leben hat ihre Konzerntochter Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG vor zwei Jahren in den internen Run-Off überführt: Ab September 2019 zeichnete der Versicherer keine Neuabschlüsse mehr. An den Solvenzquoten kann es nicht gelegen haben, denn die überzeugen auf ganzer Linie: Der Versicherer hat die fünftbeste Nettoquote der ganzen Branche. Von 442,2 Prozent auf 512,9 Prozent verbessert sich die SCR-Quote ohne Übergangshilfen in 2020. Damit liegt die Nürnberger Beamten noch vor der Nürnberger Lebensversicherung AG, die es in 2020 „nur“ auf eine (dennoch gute) Nettoquote von 316,0 Prozent bringt.

Mit einer solch guten Netto-Quote kann es sich die Nürnberger Beamten auch leisten, auf die Volatilitätsanpassung zu verzichten, so dass sie nur auf die Übergangsmaßnahme für versicherungstechnische Rückstellungen gemäß Paragraf 352 VAG zurückgreift. Hierdurch erreicht sie eine der BaFin zu meldende Bruttoquote in Höhe von 587,6 Prozent: Der drittbeste Wert aller 81 Leben-Versicherer, wenn man nur die Nettoquoten zusammen mit dieser Übergangsmaßnahme betrachtet.

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Hintergrund: Alle Zahlen zu Run-Off-Gesellschaften ohne Neugeschäft sind dem aktuellen MAP-Report 919 – Solvabilität im Vergleich 2011 bis 2020 sowie dem MAP-Report 917 – Bilanzrating deutscher Lebensversicherer entnommen. Die Reporte können mit weiteren Veröffentlichungen der traditionsreichen MAP-Reihe kostenpflichtig auf der Webseite von Franke und Bornberg bestellt werden.

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