In der Covid-19-Pandemie ist diese Gefahr besonders stark ausgeprägt, da sowohl der Firmen-, als auch der Privatkundenbereich betroffen sind und auch das Insolvenzstrafrecht kann in 2021/22 noch von Bedeutung werden. Privat- und Firmenkunden sind gleichermaßen in der aktuellen Krise betroffen und immer zahlt Rechtsschutz für beide Parteien vor dem Arbeitsgericht. § 12 a ArbGG bestimmt, dass die obsiegende Partei keinen Anspruch auf Kostenerstattung hat. Damit ist der Arbeits-RS die teuerste Leistungsart für Rechtsschutz insgesamt und die Schadenprognosen kletterten 2020 bis auf 1 Mrd. Euro und damit auf das Gesamtniveau des Dieselskandals. Stand heute ist es noch nicht so schlimm gekommen und das ist auch mehr als nötig, da zum 1.1.2021 die neuen Gerichtskosten- und Anwaltsgebührenordnungen mit einem Gesamtbelastungsvolumen von 13 Prozent wirksam geworden sind, übrigens ohne jegliche öffentliche und mediale Beachtung.

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Schadenstückzahlen legten zu

Neben diesen versicherungstechnischen und Underwriting-Herausforderungen kommt diesmal die operative Exzellenz dazu, da im Rechtsschutz das Lockdown-Phänomen anderer Sparten nicht eingetreten ist. Die Schadenstückzahlen gingen nicht deutlich zurück, sondern legten um 9,8 Prozent in 2020 zu. Die operative Exzellenz hier aufrecht zu halten, war und ist eine große Herausforderung, die von den meisten Versicherern und ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gut gemeistert wurde, jedenfalls gab es keine Beschwerdeflut beim Ombudsmann, dort übernahm die Reiseversicherung die Poolposition von Rechtsschutz aus dem Vorjahr.

Insgesamt sind die Versicherer in 2020 noch mit einem blauen Auge davongekommen, der GDV reduzierte zuletzt seine Combined Ratio Prognose von 103 und 100 Prozent. Auch die Beiträge stiegen erfreulich um 3,0 Prozent auf 4,37 Mrd. Euro und die Vertragsstückzahlen stiegen um 1,5 Prozent auf 22,92 Mio. Stück. Die Ergebnisse der Gesellschaften fallen aber sehr unterschiedlich aus, insbesondere im Bereich der Maklerversicherer sind teilweise verstärkte Sanierungsmaßnahmen festzustellen. Unter den Top 11 der Branche verliert die ERGO/DAS ihren Top 3 Platz nunmehr an die ARAG, nachdem sie ein Jahr zuvor den Top 2 an die Roland abgeben musste. Überdurchschnittliche Wachstumsdynamiken weisen ARAG, ÖRAG, LVM und die R+V aus. In die Top 10 stürmt in 2020 die DEVK, die ihren dynamischen Wachstumskurs mit den dem Fokus Kfz- und Privatkunden fortsetzt.

Auf den hinteren Rängen findet sich zum Beispiel die GVO, die ihren hoch defizitären Aggretatoren- und Poolbestand mit der ConzeptIF von 3,4 Millionen (2018) auf 0,9 Mio. Euro bereits abgebaut hat, um diese Stichtagssanierung einmal neutral zu beschreiben. Aber auch die NRV liegt mit 87 Mio. Euro noch deutlich unter den 97 Mio. Euro aus 2018, als sie das defizitäre Industrie-Strafrechtgeschäft abgab. Etwas stärker als der Markt legt die Auxilia auf 113,4 Mio. Euro (4,0%) zu. Die W&W mit Adam Riese als Digitalversicherer an Bord wächst stark um 5,9 Prozent auf 133,4 (Vj. 126,0), aber auch 2020 jetzt sich der negative Schadenverlauf deutlich fort, die gemeldeten Schäden erhöhten sich um 17,5 Prozent (VJ. 7,5%) und die Schadenquote explodiert geradezu von 55,7 Prozent in 2018 auf jetzt 64,7 Prozent. Trotz restriktiver digitaler Underwritingpolitik mit Schadensteuerungsobliegenheiten für die Kunden zeigt diese Entwicklung - trotz multivariabler Tarifsystematik - sehr deutlich, wie anders ein reiner Käufermarkt zu bewerten und zu managen ist. Und sollten hier keine Schutzmaßnahmen eingezogen worden sein, wird sich dieser Trend gerade mit Blick auf die Arbeitsrechtsrisiken sicherlich in 2021 fortsetzen, bei voller Wirksamkeit des RVG 2021 mit ca. 13 Prozent Kostensprung auf alle Meldejahresschäden im Arbeitsrecht ein unschöner Ausblick.

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Diese Schäden werden als schnellabgewickelte Zahlschäden in 2021 voll wirksam werden, was nur mit einer sehr starken Reservepositionierung in Teilen dann abzufedern sein wird. Aber auch andere, zu denen dann auch Getsafe als Makler/Assekuradeur gehört, sind sportlich auf den digitalen Vertriebsplattformen unterwegs und auch hier hört man von „Vollbremsungen“ oder gar Risikoträgerwechseln, die wohl auch bei der Degenia und der Deutschen Maklerunion anstehen. Aber das gerade Assekuradeur- und Poolmodelle für Rechtsschutz schon immer besondere Risiken darstellen, ist auch keine neue Erkenntnis und zeigt sich durch die vielfachen Risikoträgerwechsel bei diesen Pools und Assekuradeuren. Besonders kritisch wird es immer dann, wenn die angeschlossenen Maklerhäuser das Angebot als „Ventil“ zu ihrem Haus-Rechtsschutzversicherer nutzen, womit das Underwriting und das Schadencontrolling sowie das Bestandsmanagement besonders in der Überwachung herausgefordert ist.

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