Oliver Bäte, Chef der Allianz, sieht die Notwendigkeit bei deutschen und global agierenden Versicherern, die mittlere Leitungsebene weiter abzubauen. Diese Position vertrat er auf der Bilanzpressekonferenz des Versicherers am Freitag, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

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Bäte wählte als Beispiel seinen eigenen Konzern. Bei der Allianz habe es vor zehn Jahren noch zwölf Managementebenen gegeben - nun seien es je nach Landesgesellschaft noch sieben bis acht. "Ich wette, in zehn Jahren sind es nur noch fünf oder sechs“, wird der Manager zitiert.

Hohe Kosten, (immer noch) komplexe Struktur

Oliver Bäte bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag in München.allianz.comDie Gründe: Nicht nur führen mehrere mittlere Management-Ebenen zu längeren Wegen zwischen Konzernspitze und Mitarbeitern. Sie kosten den Konzern auch zusätzliches Geld. So gehen bei der deutschen Allianz laut Süddeutscher Zeitung 25 Prozent der Prämien bei Kfz-, Gebäude- und Haftpflichtpolicen für Vertrieb und Verwaltung drauf. Der Konkurrent HUK-Coburg komme mit der Hälfte aus.

Vor allem aber will Oliver Bäte die Allianz in einen schlanken Hightech-Versicherer umwandeln, der auch im Wettbewerb um digitalaffine Kundinnen und Kunden bestehen kann. Und das bedeutet: Einfach und schnell soll der Konzern sein, zudem radikal vom Kunden her gedacht.

Wiederholt hatte Bäte die Komplexität in der Allianz beklagt — das betrifft neben den Produkten auch die Struktur. Viele Landesgesellschaften agieren nebeneinander, oft mit eigenen Policen, eigener Verwaltung, eigener Schadenabwicklung: und eigenen Vorständen. Ein Zustand, den Bäte ändern will, um möglichst weltweit mit einheitlichen Prozessen und Tarifen in den Wettbewerb zu gehen. Vorbilder sind branchenfremde Anbieter wie Amazon und Netflix.

Gerüchte über Deutschland AG - Bäte besänftigt

Der Konzernumbau des Vorstandschefs führte bei den Münchenern wiederholt zu Unruhe. Im Herbst 2019 hatte es laut „Manager Magazin“ Gerüchte gegeben, dass Bäte die Tochter auf dem Heimatmarkt - die Allianz Deutschland AG - zerschlagen wolle.

Genährt wurde der Verdacht jüngst dadurch, dass Klaus-Dieter Röhler als verantwortlicher Vorstandschef für den deutschen Markt auch in den Vorstand der Konzernmutter Allianz SE berufen wurde: bei dem Bayrischen Weltkonzern bisher ein unübliches Vorgehen (der Versicherungsbote berichtete). Die Allianz hat die Gerüchte einer möglichen Zerschlagung stets deutlich zurückgewiesen.

Auch Bäte besänftigt nun auf der Bilanzpressekonferenz. "Wir werden alle anderen Änderungen in nächster Zeit besprechen", sagte er laut Süddeutscher Zeitung. "Eine dramatische Wende, alle Länderholdings aufzulösen oder alle Länderchefs in die Holding zu nehmen, wird es nicht geben."

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Bätes Bilanz als Allianz-Chef kann sich bisher sehen lassen. 2019 haben die Münchener erneut einen Milliardengewinn eingefahren. Im vergangenen Jahr kletterte das operative Ergebnis auf 11,9 Milliarden Euro: ein Plus um 3,0 Prozent. So viel hat der Konzern noch nie in seiner Geschichte verdient. Entsprechend großzügig zeigt sich die Allianz gegenüber ihren Aktionären. Der Vorstand möchte die Dividende um 6,7 Prozent auf 9,60 Euro pro Aktie anheben (der Versicherungsbote berichtete).

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