Hausrat: Das unterschätzte Geschäft

„Klein“ und vermeintlich „unscheinbar“ – der Hausratversicherung eilt ihr hausbackener Ruf voraus. Doch dies geschieht zu Unrecht, wie auch der aktuelle „Branchenmonitor Hausratversicherung 2013-2018“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH in Zusammenarbeit mit dem Marktforscher Sirius Campus pointiert.

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Denn zwar liegt der Anteil der Hausratversicherung am gesamten direkten Geschäft nach verdienten Bruttoprämien – über alle 50 im Monitor analysierten Versicherer hinweg – im überschaubaren Rahmen: Durchschnittlich 8,61 Prozent ihres gesamten direkten Geschäfts verdanken Versicherer in 2018 dem Zweig "Hausrat". Und zwar ist für die großen Versicherer der Anteil der Hausratversicherung am gesamten direkten Geschäft noch geringer: Nur 3,76 Prozent an allen verdienten Bruttoprämien des direkten Geschäfts verdankt zum Beispiel die Allianz der Hausratversicherung. Und doch: Die Hausratversicherung gehört laut Monitor-Autor Clemens Wilde „zu den wenigen Zweigen, mit denen Versicherer zuverlässig Geld verdienen“ können.

Zumal die Hausratversicherung auch mit der Digitalisierung in einem guten Bunde steht. Denn Lösungen aus dem Bereich Smart Home machen die heimischen vier Wände nicht nur smarter, sondern auch sicherer – mit Auswirkungen auf die Schadenhöhe. Hinzu kommt: Aufgrund geringer Komplexität bietet sich die Hausratversicherung auch für neue Vertriebswege an. Erfolgreiche Start-ups wie Wefox, die auch im Hausrat-Zweig aktiv sind, geben hierfür beredtes Zeugnis.

Das stete Bedürfnis, die Habseligkeiten abzusichern

Das Hausrat-Geschäft läuft notorisch gut und in den letzten Jahren sogar immer besser, wie die Entwicklung der durchschnittlich gebuchten Bruttoprämien über alle 50 Versicherer im Zweig Hausrat zeigt. Sie stiegen in den letzten fünf Jahren um 14,78 Prozent – von 49,65 Mio. Euro in 2013 auf 56,99 Mio. Euro in 2018. Auch die durchschnittliche Zahl der Verträge je Versicherer erhöhte sich – von 449.547 Stück in 2013 auf 477.646 Stück in 2018. Hausratversicherungen treffen also auf konstante und sogar auf steigende Nachfrage: Noch immer gibt es ein besonderes Bedürfnis der Menschen hierzulande, die Habseligkeiten in den eigenen vier Wänden abzusichern.

Schadenquote: Zum zweiten Mal unter 40 Prozent

Zur aktuellen Erfolgsgeschichte der Hausratversicherung gehört zudem die Tatsache, dass die durchschnittliche Schadenquote der 50 im Monitor analysierten Unternehmen zum zweiten Mal hintereinander unter der 40-Prozent-Marke liegt – 2017 lag sie bei günstigen 39,59 Prozent und 2018 bei noch günstigeren 38,11 Prozent. Anders als die Wohngebäudeversicherung, die durch extreme Wettererscheinungen konstant kriselt, geht es dem Hausrat-Zweig also mit Blick auf die Geschäftszahlen blendend.

Kein Anbieter in den roten Zahlen

Das wirkt sich auch auf die Schaden-Kosten-Quote beziehungsweise die Combined Ratio (CR) als wichtige Kennzahl für den Geschäftserfolg aus. Denn schlagzeilenträchtige rote Zahlen ... schreibt man in der Branche nicht. So musste nicht ein einziger Versicherer in 2018 eine Combined Ratio über 100 Prozent hinnehmen. Den schlechtesten CR-Wert für den Zweig Hausrat in 2018 weist die Rhion Versicherung aus mit 97,69 Prozent.

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Der CR-Durchschnitt über alle 50 Unternehmen hinweg liegt bei 73,78 Prozent – Prämieneinnahmen ermöglichen also ein auskömmliches Wirtschaften und decken Schadenaufwendungen und weitere Kosten der Versicherer zuverlässig und großzügig. Mit Hausratversicherungen lässt sich folglich gutes Geld verdienen.

Kennzahlen der Branchengrößten: Marktführer stehen gut im Geschäft

In einem dankbaren Geschäftszweig stehen auch die Marktführer, wenig überraschend, gut im Geschäft. Erneut sei aber bei Vorstellung der Kennzahlen zunächst daran erinnert: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers werden in den Branchenmonitoren der V.E.R.S. Leipzig GmbH nach Rechtsform getrennt ausgewiesen. Im Zweig Hausrat ist dieser Hinweis vor allem für die HUK-Coburg und die Generali relevant.

Die Huk-Coburg muss gleich mit drei Töchtern für die Rankings antreten: mit der HUK-Coburg Allgemeine, der HUK-Coburg VVaG und der HUK24. Zwar kommt nur die HUK-Coburg VVaG in die „Top-Ten“ der zehn größten Versicherer. Die HUK-Coburg Allgemeine hält aber auch immerhin 2,81 Prozent des Hausrat-Marktes nach verbuchten Bruttoprämien in 2018 und ist somit auf Rang dreizehn nach Marktanteilen.

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Die Generali steht für die Geschäftsjahre 2013 bis 2018 nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch mit der Tochter AachenMünchener Versicherung AG in der „Top-Ten“ der größten Hausratversicherer. Im Oktober 2019 endete die lange Geschichte der Traditionsmarke AachenMünchener – sie wurde mit der Generali Versicherung AG zur Generali Deutschland Versicherung AG verschmolzen (der Versicherungsbote berichtete). Die Tochtergesellschaft wird also in zukünftigen Monitoren unter dem Namen der Generali erscheinen.

Die zehn größten Hausratversicherer: Durch die Bank beeindruckend im Geschäft


Die zehn größten Versicherer der Branche beeindruckten für 2018 mit folgenden Geschäftszahlen:


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  1. Die Allianz hielt mit 369,23 Mio. Euro gebuchten Prämien 11,75 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag für 2018 bei 75,64 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung, dies auch für alle folgenden Angaben) konnte ein Gewinn von 44,96 Mio. Euro für den Zweig Hausrat ausgewiesen werden.
  2. Die Axa hielt mit 171,18 Mio. Euro gebuchten Prämien 5,45 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 72,50 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 39,61 Mio. Euro ausgewiesen werden.
  3. Die R+V Allgemeine hielt mit 134,76 Mio. Euro gebuchten Prämien 4,29 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 82,63 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 18,65 Mio. Euro ausgewiesen werden.
  4. Die HUK-Coburg VVaG hielt mit 133,74 Mio. Euro gebuchten Prämien 4,26 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio für den Zweig Hausrat lag bei sehr guten 59,83 Prozent (sechstbester Wert aller Versicherer und bester Wert der Marktführer). Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 25,96 Mio. Euro ausgewiesen werden.
  5. Die Ergo hielt mit 121,26 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,86 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 77,50 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 23,72 Mio. Euro ausgewiesen werden.
  6. Die Generali hielt mit 120,75 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,84 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 72,41 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 25,18 Mio. Euro ausgewiesen werden.
  7. Die Generali-Tochter AachenMünchener hielt mit 117,33 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,73 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 72,95 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 23,86 Mio. Euro ausgewiesen werden.
  8. Die LVM hielt mit 116,84 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,72 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 66,62 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 34,52 Mio. Euro vorgewiesen werden – der beste Wert der zurückliegenden Jahre und eine starke Steigerung gegenüber 2013 (damals lag das versicherungstechnische Ergebnis noch bei 14,14 Mio. Euro).
  9. Die DEVK Allgemeine hielt mit 104,88 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,34 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 71,77 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 20,95 Mio. Euro verbucht werden. Die DEVK erscheint auch noch mit ihrer Tochter DEVK VVaG im Monitor (mit gebuchten Bruttoprämien in Höhe von 40,71 Mio. Euro und einem versicherungstechnischen Ergebnis in 2018 von 6,67 Mio. Euro).
  10. Die Württembergische hielt mit 94,34 Mio. Euro gebuchten Prämien 3,00 Prozent des Marktes. Die Combined Ratio lag bei 69,05 Prozent. Als versicherungstechnisches Ergebnis konnte ein Gewinn von 24,06 Mio. Euro ausgewiesen werden.

Hintergrundinformationen: der „Branchenmonitor Hausratversicherung 2013-2018“

Ausgewertet wurden für den „Branchenmonitor Hausratversicherung 2013-2018“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH in Zusammenarbeit mit Sirius Campus BaFin-Berichte der zurückliegenden Jahre sowie Zahlen des Statistischen Jahrbuchs des Branchenverbandes GDV, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherer und damit 91 Prozent des Marktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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