Extreme Wetterphänomene schlugen 2018 auf die Geschäftsbilanzen…

… und die Schuldigen lassen sich zum Teil sogar mit konkreten Namen benennen: Unter anderem die Sturmtiefs Friederike und Burglind, Fabienne und Sieglinde sorgten für schwere Schäden und hinterließen in 2018 ihre Spuren auch in den Schaden-Kosten-Bilanzen der Versicherer.

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Denn trotz erhöhter Beitragseinnahmen, die sich für den Gesamtmarkt der Wohngebäudeversicherer in 2018 auf 7.669 Mio. Euro summierten (gegenüber 7.198 Mio. Euro im Vorjahr), überschritt die durchschnittliche Combined Ratio (CR) in 2018 die kritische Grenze von 100 Prozent. 2017 waren noch durchschnittlich 98,90 Prozent als Combined Ratio über alle 50 Unternehmen hinweg ausgewiesen. Der Wert verschlechterte sich in 2018 auffallend auf 102,24 Prozent.

Das schwierige Geschäftsjahr spiegelt sich auch im versicherungstechnischen Ergebnis (vor Schwankungsrückstellung) wider, wie mit Clemens Wilde der Autor des Monitors pointierend herausstellt: Bei 39 Versicherungsunternehmen ist dieses Ergebnis mittlerweile negativ, der Branchendurchschnitt beträgt in 2018 minus 9,59 Mio. Euro. Auch weisen mittlerweile 28 Versicherer und damit 56 Prozent des Marktes eine Schaden-Kosten-Quote von über 100 Prozent für 2018 aus. Die aktualisierten Werte des aktuellen Monitors zeigen für 2017 hingegen erst 22 Versicherer mit derart ungünstigen Quoten. Solche Zahlen offenbaren: Ein großer Teil der Branche ist in 2018 endgültig in die roten Zahlen gerutscht.

Top-Five der Branche: Drei Marktführer in der Verlustzone

An den ernüchternden Zahlen haben die Größe der Branche ihren ungewollten Anteil. Das wird ersichtlich, wenn man auf die „Top-Five“ der Branche und damit auf die Marktführer blickt: Nur zwei der Versicherer halten ihre Schaden-Kosten-Quote noch unter 100 Prozent. Zwei Versicherer hingegen müssen wesentliche Verschlechterungen der Schaden-Kosten-Quote gegenüber dem Vorjahr hinnehmen und straucheln nun hinein in jene Verlustzone, in der sich im Vorjahr schon die Allianz mit ihrem Wohngebäude-Geschäft befand. Ausgewählte Daten für die fünf größten Wohngebäude-Versicherer auf dem deutschen Markt seien im Folgenden vorgestellt.

Zunächst sei jedoch daran erinnert: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers werden in den Branchenmonitoren nach Rechtsform getrennt ausgewiesen, so dass zum Beispiel Töchter unter dem Dach der HUK-Coburg oder der DEVK getrennt in die Bewertung eingehen. Folgt man dieser Methodik, dominieren folgende Unternehmen den Wohngebäude-Markt nach gebuchten Bruttoprämien in 2018:

Allianz: Wohngebäudeversicherung als Problem-Branche

Wie in so vielen Branchen ist auch bei der Wohngebäudeversicherung die Allianz marktführend: 1.050,08 Mio. Euro gebuchte Prämien für 2018 sichern ihr einen Marktanteil von 13,69 Prozent. Die Prämieneinnahmen konnte die Allianz auffallend steigern: In 2017 verbuchte sie noch 942,48 Mio. Euro.

Freilich: Wirklich geholfen hat diese Beitragssteigerung nicht. Denn was für die Branche im Allgemeinen gilt, gilt für die Allianz im Besonderen: Wies man in 2017 bereits die sorgenerregende Combined Ratio von 104,42 Prozent auf, verschlechtert sich der Wert in 2018 sogar auf 107,55 Prozent. Die Wohngebäudeversicherung bleibt ein Sorgenkind von Deutschlands größtem Versicherer.

SV Gebäudeversicherung: Beste CR der Branchenriesen

Als zweitgrößter Versicherer nach Marktanteilen erscheint die SV Gebäudeversicherung, die mit 569,89 Mio. Euro gebuchten Prämien 7,43 Prozent des Marktes halten kann. Der Sparkassen-Versicherer ist vor allem in den Bundesländern Baden-Württemberg, Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz vertreten, dort aber teils sehr stark in der Wohngebäude-Versicherung aufgestellt.

Die Schaden-Kosten-Bilanz des Versicherers wirkt, trotz Verschlechterung gegenüber den Werten in 2017, wesentlich erfreulicher als bei der Allianz: Gute 85,97 Prozent sind als Combined Ratio für 2018 ausgewiesen und damit der sechstbeste Wert aller fünfzig Wohngebäude-Versicherer des Monitors. In 2017 freilich konnte man noch bessere 78,54 Prozent ausweisen und landete damals sogar auf Rang drei in der CR-Tabelle.

Axa sichert gerade noch Gewinn

Gemessen an Marktanteilen durch Prämien folgen, nach absteigender Größe, folgende Unternehmen:

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  • die R+V Allgemeine mit 488,32 Mio. Euro gebuchten Prämien in 2018 und 6,37 Prozent des Marktes (als drittgrößter Wohngebäude-Versicherer),
  • die AXA mit 452,22 Mio. Euro gebuchten Prämien und 5,90 Prozent des Marktes (als viertgrößter Versicherer) sowie
  • die Westfälische Provinzial mit 351,99 Mio. Euro gebuchten Prämien und 4,59 Prozent des Wohngebäude-Marktes (als fünftgrößter Versicherer).

An der Combined Ratio aller drei Unternehmen wird das schwierige Geschäftsjahr 2018 deutlich ersichtlich, wobei es die Axa noch am mildesten trifft: Von 86,99 Prozent in 2017 verschlechtert sie sich auf 98,43 Prozent in 2018 – sie kommt damit der Verlustzone von 100 Prozent, ab der die Einnahmen die Ausgaben nicht mehr decken, schon auffallend nahe. Für die Schaden-Kosten-Tabelle des Monitors bedeutet das: Zehn Ränge geht es abwärts. Hatte der Versicherer in 2017 noch die neuntbeste CR vorzuweisen, landet er nun auf Rang 19. Und doch: Wenigstens für die Axa verheißt die Quote dennoch Gewinn.

R+V Allgemeine und Westfälische straucheln in Verlustzone

Weit schlimmer hingegen als die Axa trifft es bereits die R+V Allgemeine, die in 2017 noch 99,58 Prozent aufwies und damit bereits vor zwei Jahren der kritischen 100-Prozent-Marke auffallend nahe kam. In 2018 strauchelt die R+V Allgemeine mit einer Combined Ratio von 108,41 Prozent endgültig in die Verlustzone – ein Wert sogar schlechter als die CR der Allianz und Rang 36 in der Tabelle.

Freilich müssen solche Werte auch im Spiegel eines regelmäßigen „Auf und Ab“ in der Wohngebäudeversicherung mit ihren schlecht kalkulierbaren Schadensszenarien betrachtet werden. Denn in 2013, als Deutschland von Starkregen und in der Folge sogar von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht wurde, musste die R+V Allgemeine sogar eine Combined Ratio von 174,89 Prozent ausweisen.

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CR in 2018: Westfälische Provinzial trifft es am Schlimmsten

Im Geschäftsjahr 2018 freilich trifft es von allen branchenführenden Unternehmen die Westfälische Provinzial am Schlimmsten. Denn in 2017 durfte man mit einer CR von 79,42 Prozent noch mit dem fünftbesten Schaden-Kosten-Ergebnis der gesamten Branche glänzen. Nun aber folgt der Absturz in der Schaden-Kosten-Tabelle für 2018: Auf 121,36 Prozent verschlechtert sich die CR des Versicherers – von Rang fünf rutscht die Westfälische Provinzial auf Rang 48 der Tabelle durch.

Nur zwei Versicherer haben demnach überhaupt schlechtere Schaden-Kosten-Quoten in 2018 aufzuweisen – die ÖSA mit einer CR von 125,33 Prozent und die Lippische Landesbrand mit einer CR von 127,60 Prozent.

Und nur einmal überhaupt musste die Provinzial selber in den letzten sieben Jahren seit 2013 ein schlechteres Schaden-Kosten-Ergebnis hinnehmen – in 2014, als man sogar 130,13 Prozent ausweisen musste. Ansonsten aber hielt man sich in den letzten sieben Jahren immer unter der kritischen 100-Prozent-Marke.

Die schlechte Schaden-Kosten-Quote der Westfälischen Provinzial in 2018 kann damit als Indiz genommen werden dafür, dass in Zeiten des Klimawandels auch Versicherer mit bisher stabilen Ergebnissen unter einem schwierigen Wohngebäude-Geschäft leiden.

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Hintergrund: Der „Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung 2013-2018“ analysiert die Daten der 50 größten Wohngebäude-Versicherer mit Fokus auf dem Privatkunden und Geschäftskundengeschäft und deckt damit 94 Prozent des Marktes ab. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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