Bereits zum zwölften Mal führte der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW seine Online-Branchenumfrage "Vermittlerbarometer" durch. Über 1.500 Vermittlerinnen und Vermittler nahmen an der Umfrage teil und machten Angaben zu ihrer Einkommenssituation, aber auch zu politischen Präferenzen. So beinhaltet das Barometer auch seine eigene Wahlumfrage: „Wenn heute Bundestagswahl wäre, wen würden Sie wählen?“

Anzeige

Aber weichen Wahlumfragen in der Vermittler-Branche vom repräsentativen Schnitt der Gesamtbevölkerung ab? Zwei Unterschiede stechen besonders hervor. Das zeigt ein Vergleich des AfW-Barometers mit Ergebnissen des "ARD-Deutschlandtrends", aber auch mit Ergebnissen der letzten Bundestagswahlen.

Aktueller Deutschlandtrend: CDU stärkste Kraft und Grüne im Stimmungs-Hoch

Laut Infratest-dimap- Umfrage vom 09.01.2020 unter 1.506 repräsentativ ausgewählten Teilnehmern – dem "ARD-Deutschlandtrend" – wäre aktuell die CDU stärkste Partei bei den Wahlen mit 27 Prozent der Stimmen. Auf Rang zwei kämen aktuell die Grünen mit 23 Prozent. Rang drei würde die AfD erreichen mit 14 Prozent. Die aktuelle politische Wetterlage scheint also günstig für die CDU, wenn auch auf niedrigem Niveau, und zeigt zudem die Grünen in einem Stimmungshoch.

Ein Ergebnis, das einzig beim guten Trend für die Grünen von den endgültigen Ergebnissen der letzten Bundestagswahl abweicht. Denn auf 26,8 Prozent kam in 2017 die CDU. Rang zwei erreichte die SPD mit 20,5 Prozent. Rang drei erreichte die AfD mit 12,6 Prozentpunkten. Die Grünen konnten damals nicht ganz so gute Ergebnisse erzielen wie im aktuellen Umfragehoch – 8,9 Prozent erreichten sie bei den Bundestagswahlen in 2017.

Auch zeigen aktuelle Umfragen die SPD in einem Umfragetief: Anders als die historisch schlechten 20,5 Prozent (gegenüber 25,7 Prozent in der Bundestagswahl 2013) liegt die SPD in der aktuellen Infratest-dimap- Umfrage bei schlechten 13 Prozent. Alle Ergebnisse des Deutschlandtrends vom Januar 2020 veranschaulicht eine Grafik von Infratest:

@Infratest dimap

Vermittler würden anders wählen: FDP vorn

Wie aber würden nun die Vermittlerinnen und Vermittler wählen? Weicht das Gesamtbild von einem repräsentativen Umfrageergebnis der Gesamtbevölkerung ab? Das AfW-Vermittlerbarometer legt diese Annahme nahe.

Denn würden, repräsentativ für die Branche, einzig Teilnehmer am AfW-Barometer wählen, käme die FDP auf Rang eins der Wahlen. Mit sage und schreibe 38 Prozentpunkten wäre die FDP demnach stärkste Kraft im Bundestag. Bei den zurückliegenden Bundestagswahlen in 2017 hingegen kam die FDP auf nur 10,7 Prozent. Und der aktuelle "Deutschlandtrend" zeigt die FDP gar nur bei 9 Prozent.

Anzeige

Vermittlerinnen und Vermittler wählen also liberal – ein Grund könnte sein, dass die Branche regulative Eingriffe der Politik mit großer Skepsis sieht (man denke an den starken Widerstand auch der Verbände gegen den geplanten Provisionsdeckel in der Lebensversicherung).

Auch CDU und AfD finden bei Vermittlern viel Zuspruch

Welche Parteien waren bei den von AfW befragten Vermittlerinnen und Vermittlern noch weit vorne? Auf Rang zwei der Vermittler-Wahlen für den Bundestag käme aktuell die CDU mit 25 Prozent. Rang drei erzielt die "Alternative für Deutschland" (AfD) – sie kommt im AfW-Barometer auf 14 Prozent.

Auch Grüne finden Wähler in der Branche

Bündnis 90/ die Grünen aber finden ebenfalls unter Vermittlerinnen und Vermittlern ihre Wählerschaft. Denn 12 Prozent würden die Grünen wählen. Obwohl damit keineswegs die guten Werte repräsentativer Umfragen der Gesamtbevölkerung erreicht werden, ist dieses Ergebnis dennoch beachtlich.

Anzeige

Streben die Grünen doch politische Lösungen in der Sozialpolitik an, die Einnahme-Verluste für die Branche bedeuten würden – als Beispiel genannt sei nur die Bürgerversicherung in der Rentenversicherung. Solche politischen Lösungen könnten Umsatzverluste bei der privater Vorsorge bedeuten.

SPD: Erreicht bei Vermittler-Wahlen nur zwei Prozent

Einen denkbar schweren Stand in der Branche hingegen hat aktuell die SPD. Denn mit nur zwei Prozent Wählerstimmen käme die SPD bei Vermittlerinnen und Vermittlern noch schlechter in den Bundestagswahlen weg als die Partei Die Linke, wie ein Wahl-Diagramm des AfW-Barometers verdeutlicht:

@AfW

Ein solches Ergebnis verwundert kaum. Denn drohende regulative Eingriffe wie der Provisionsdeckel in der Lebensversicherung werden oft mit sozialdemokratischen Akteuren in der großen Koalition in Verbindung gebracht.

So polemisiert zum Beispiel Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), aufgrund des Provisionsdeckels direkt gegen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und gegen die verantwortliche Staatssekretärin im SPD-geführten Ministerium (der Versicherungsbote berichtete). Die SPD scheint also politische Maßnahmen der Markt-Regulierung durch schlechten Wahl-Zuspruch aus der Vermittlerbranche "auszubaden".

Anzeige

„Wahlergebnisse“ des AfW-Vermittlerbarometers können auf der Webseite des Verbandes abgerufen werden.

Seite 1/2/

Anzeige