Ich bin der Überzeugung, dass auch Selbstständige für das Alter vorsorgen müssen. Aber wie sie das tun, das sollen sie bitte selbst entscheiden können. Also: Pflicht zur Vorsorge mit echter Wahlfreiheit ja, quasi-Pflicht in die gesetzliche Rentenversicherung nein. Damit Gründungen aber nicht an einer Pflicht zur Altersvorsorge scheitern, sollten wir den Menschen zudem eine Karenzfrist in jeder Gründungsphase und weitreichende Übergangsvorschriften einräumen.

Anzeige

Neben der gesetzlichen und betrieblichen Rente sollen die Menschen auch privat vorsorgen: unter anderem staatlich gefördert mit der Riester-Rente. Muss Riester reformiert oder gar abgeschafft werden? Oder funktioniert das aktuelle Modell? Über 16,56 Millionen Menschen hatten zum Ende des dritten Quartals einen Riester-Vertrag abgeschlossen. Aber das Neugeschäft stagniert, jeder fünfte Vertrag liegt nach Schätzungen des Bundesarbeitsministeriums auf Eis.

Ich habe das Thema ja eben schon kurz angeschnitten: Wir müssen die private Vorsorge, also auch die Riester-Rente, besser machen. Etwa dadurch, dass wir die Riester-Förderung für alle öffnen. Zudem können und müssen das Zulagensystem und die sonstigen Vorschriften viel einfacher werden. Und wir sollten höhere Aktienquoten zulassen.

Wie positionieren Sie sich zu der Idee, einen Kapitalstock bei der Deutschen Rentenversicherung aufzubauen, ähnlich dem schwedischen Staatsfonds? Dort zahlen die Bürger 2,5 Prozent ihres Gehalts in bis zu fünf Fonds ein, über 800 stehen zu Auswahl. Sie müssen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Die Verwaltungskosten: 0,1 Prozent. Ein Modell auch für Deutschland?

Generell freue ich mich über jede Debatte in Richtung höhere Aktienquoten. Der nächste Schritt muss aber ja offenkundig sein, erstmal höhere Aktienquoten in allen Formen der geförderten Altersvorsorge in der 1. und 3. Säule zu erlauben.

Dank Niedrigzins-Politik werden viele populäre Geldanlagen der Deutschen vakant: Lebens- und Rentenversicherungen rentieren sich immer seltener. Müssen die Bürger umlernen und ihr Geld in andere Vorsorgeformen stecken?

Es spricht jedenfalls alles dafür, bei langfristigen Anlagen in Aktien zu investieren. Im Dax liegt das Verlustrisiko ab rund 15 Jahren Anlage bei 0 und die Rendite bei 30 Jahren im Schnitt bei neun Prozent. Und wo reden wir über eine jahrzehntelange Anlage, wenn nicht bei der Altersvorsorge?

Wird der Niedrigzins aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren anhalten — und mit welchen Konsequenzen für deutsche Sparer?

Anzeige

Das kann keiner kalkulieren, aber damit ist zu rechnen. Umso wichtiger wird der vorige Punkt: eine neue Anlagekultur unter stärkerer Berücksichtigung von Aktien.

vorherige Seitenächste Seite
Seite 1/2/3/

Anzeige