Wenn über die größten Versicherer der Welt gesprochen wird, wird das Reich der Mitte gern übersehen. Dort sitzt jedoch jene Versicherungsgruppe, die nach Einschätzung des Analysehauses Kantar Millward Brown aktuell die größte und wertvollste Assekuranz weltweit ist: Ping An Insurance mit Sitz in der südchinesischen Metropole Shenzen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 erzielte der Versicherer einen Umsatz von 141,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 127,02 Milliarden Euro) und einen Reingewinn von 13,9 Milliarden Dollar (12,47 Milliarden Euro). Damit ist der Konzern mit einem Versicherer wie der Allianz auf Augenhöhe, die Generali überflügelt man bei weitem. Und die Wachstumschancen auf dem chinesischen Markt sind riesig.

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Ping An päppelt Finleap

Welch große Finanzmacht Ping An mittlerweile hat, könnten bald auch schon deutsche Wettbewerber merken. Denn der Expansionshunger der Gruppe ist groß. Nach Recherchen der Nachrichtenportale gruenderszene.de und Finanz-Szene.de sind die Chinesen wichtigste Geldgeber für ein Finanzportal, das gemeinsam mit dem FinTech-Brutkasten FinLeap aufgebaut werden soll.

Glaubt man dem Bericht, sind die Ambitionen riesig. So soll Finleap einen „Angriff auf Check24“ planen, Platzhirsch unter Deutschlands Vergleichsportalen. Von „Finleaps größtem Coup“ ist in dem Artikel die Rede.

Hierbei ist einzuschränken, dass der Artikel doch etwas spekulativ daher kommt. Ausgangspunkt sind bis zu vier Neugründungen, die Finleap noch in diesem Jahr plane. Hierfür sei eine ganze Reihe an Stellenausschreibungen im Netz aufgetaucht, so schreibt „Gründerszene“. Einige Ausschreibungstexte lassen dabei besonders aufhorchen. Unter anderem heißt es:

“Wir bauen das nächste große B2C-Unternehmen im Bereich Finance und Versicherungen in Deutschland. Mit unserer Plattform möchten wir unseren Kunden ermöglichen, fundierte und auf ihren Bedarf ausgerichtete Entscheidungen zu treffen“. Von einem „Multimilliarden-Euro-Markt“ sei darüber hinaus in der Stellensuche die Rede, auch von einem „großen Netz an internationalen Investoren“.

Nun plane Ping An laut den Recherchen, sich mit einem dreistelligen Millionenbetrag beim neuen Wettbewerber zu engagieren. Auf welche Quelle sich die Nachrichtenseiten berufen, geht aus dem Artikel nicht hervor. Dennoch: Bereits bei einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr war der chinesische Riese wichtigster Geldgeber für die deutsche Ideenschmiede. Mehr als 40 Millionen Euro zahlte er im September 2018 an Finleap (der Versicherungsbote berichtete).

Auch Huk-Coburg und Allianz mit an Bord?

Aufhorchen lässt darüber hinaus, dass auch die Versicherer HUK-Coburg und Allianz mit im Boot sein sollen. Nach einigen gescheiterten Versuchen mit Vergleichsplattformen hatten die beiden Versicherer weitestgehend darauf verzichtet, ihre Policen über Vergleichsplattformen anzubieten. Diese würden nicht nur besonders hohe Provisionen kassieren, sondern mit dem ständigen Werben beim Kunden für einen Versichererwechsel auch die Tarife insgesamt verteuern, so die Kritik: Mit jedem Neuabschluss müssen die Versicherer Abschlussprovision an die Portale zahlen. Allerdings sind Kfz-Versicherungen der Allianz seit Oktober 2018 bei der Vergleichsplattform Verivox gelistet (der Versicherungsbote berichtete).

Laut gruenderszene.de wollte Finleap die Berichte nicht kommentieren. Die HUK-Coburg weist die Berichte gar zurück: „Aktuell gibt es keine Zusammenarbeit unseres Hauses mit Finleap.“

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2014 wurde der Fintech-Inkubator FinLeap aus der Taufe gehoben. Seither hatte es mehrere Finanzierungsrunden gegeben. Bereits im Juni 2016 waren 21 Millionen Euro über eine Finanzierungsrunde auf den Konten des Berliner Unternehmens gelandet. 2017 flossen weitere 39 Millionen Euro. Zu den Geldgebern zählen unter anderem die SBI Gruppe aus Japan, die niederländische NIBC Bank, der Rückversicherer Hannover Rück sowie der Versicherer Signal Iduna.

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