Hier haben bereits gemeinsame Recherchen von WDR und Süddeutscher Zeitung gezeigt, weshalb dem Mann fünf Jahre lang niemand im Konzern auf die Schliche gekommen ist. Seit einigen Jahren stellt die Allianz ihr altes Betriebssystem auf ein neues um, kurz ABS genannt, was für „Allianz Business System“ steht. Beide IT-Systeme mussten eine Weile parallel betrieben werden, weil vor allem ältere Rechtsfälle noch im alten System hinterlegt seien.

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Fingierte Anfragen an nicht existierende Anwaltskanzleien

Diese Verwirrung habe Eric B. ausgenutzt. Bei alten Rechtsfällen mit Kunden, die noch nicht abgeschlossen sind, habe er Anfragen und Dienstleistungen von Anwaltskanzleien erfunden und das Geld dann auf sein Privatkonto umgeleitet. Besonders brisant: Dabei habe er die Namen der Kanzleien teils erfunden. Schon eine kurze Recherche hätte ergeben müssen, dass es sie nicht gibt.

Der mutmaßliche Betrüger agierte freilich äußerst geschickt. Stets soll er nur kleine Beträge in Rechnung gestellt haben: mal 500 Euro, höchstens 2.000 Euro. Für die Allianz sind das Peanuts, bei denen nicht jede Überweisung genauer geprüft wird, so fiel der Betrug jahrelang nicht auf.

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Erst ab 5.000 Euro hätte ein zweiter Kollege den Auftrag zur Kontrolle unterzeichnen müssen, heißt es in den Berichten. Nur stichprobenartig werde bei solchen kleinen Beträgen die Rechnungen geprüft, so dass sie ein zweiter Kontrolleur gegenzeichnen muss. Durch Zufall sei dem Mann dabei ein besonders misstrauriger Kollege auf die Schliche gekommen. Die Folge: eine Revision, die sofortige Kündigung - und eine Anzeige. Der Prozeß wird am 12. und 19. September fortgesetzt.

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