Wenn die private Krankenvollversicherung abgeschafft wird, fände das laut einer aktuellen repräsentativen YouGov-Umfrage großen Rückhalt bei der Bevölkerung. Demnach antworten 62 Prozent der Deutschen positiv auf die Frage: „Würden Sie die Abschaffung der privaten Krankenversicherungen befürworten“? 36 Prozent sind „voll und ganz“ dafür, weitere 27 Prozent wären „eher“ dafür.

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Weit geringer ist hingegen die Zahl jener, die sich für einen Erhalt der privaten Krankenvollversicherung aussprechen. 14 Prozent wären „eher“ und 10 Prozent strikt dagegen. Weitere 14 Prozent der Umfrageteilnehmer antworteten mit „weiß nicht“.

Laut einer YouGov-Umfrage befürwortet die Mehrheit der Bevölkerung das Aus der privaten Krankenvollversicherung. Quelle: yougov.de

Bürgerversicherung ist zentrale SPD-Forderung für GroKo-Neuauflage

Das Konzept der Bürgerversicherung ist eine zentrale Forderung der SPD für eine Neuauflage der Großen Koalition. Dies bekräftigte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach am Wochenende in einem Zeitungsinterview. „Wir stehen bei unseren Wählern in der Pflicht, sie umzusetzen“, sagte Lauterbach der „Bild am Sonntag“. Gesetzlich versicherte Patienten dürften nicht länger Patienten zweiter Klasse sein. Nach dem Willen der Sozialdemokraten sollen auch Beamte und Gutverdiener in eine Bürgerversicherung einzahlen - bisher sind sie in der Regel privat versichert.

"Wir wollen die privaten Krankenversicherungen nicht abschaffen. Sie sollen die Bürgerversicherung auch anbieten können", betonte Lauterbach zugleich. Damit würde das Konzept vor allem für das Neugeschäft greifen. Für derzeit privat Versicherte solle es keinen Zwang geben, in die Bürgerversicherung zu wechseln. Jeder neu Versicherte wäre aber automatisch in der Bürgerversicherung.

Lauterbach sagte, wichtig sei ihm vor allem, dass die Leistung eines Arztes bei allen Patienten gleich honoriert werde. Auch für die Finanzierung sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder zu gleichen Teilen aufkommen, also das paritätische Prinzip wieder eingeführt werden. Derzeit müssen die Beschäftigten Teuerungen im GKV-System alleine schultern, denn der Beitragssatz der Arbeitgeber zur Krankenkasse ist seit 2015 bei 7,3 Prozent gedeckelt. Die individuellen Zusatzbeiträge, die jede Kasse erheben darf, werden hingegen von den Arbeitnehmern bezahlt: Aktuell sind das im Schnitt zusätzliche 1,1 Prozent vom Bruttolohn.

Wissen über Bürgerversicherung gering

Die YouGov-Umfrage zeigt aber auch, dass das Wissen über das Konzept der Bürgerversicherung gering ist. Nur zehn Prozent der Befragten wissen ziemlich genau, worum es dabei geht, weitere 32 Prozent habe eine ungefähre Vorstellung. 31 Prozent haben zwar schon davon gehört, wissen aber nicht genau, was die Bürgerversicherung ist. 23 Prozent ist sie komplett unbekannt.

So gibt es auch Mahner, dass eine Bürgerversicherung eben nicht zu Verbesserungen im Gesundheitssystem führe, sondern im Gegenteil Verschlechterungen bedeute. Unter anderem hatte letzte Woche der Ökonom und Versicherungs-Lobbyist Bernd Raffelhüschen gewarnt, dass eine Bürgerversicherung Mehrkosten von 610 Milliarden Euro erzeugen würde. So würde der Wegfall des Kapitaldeckungs-Verfahrens in der privaten Krankenvollversicherung enorme Mehrkosten für die GKV mit sich bringen, wenn alle sich nach dem Vorbild der gesetzlichen Krankenkassen versichern müssten.

Ähnlich äußerte sich in einem Gastkommentar für den Versicherungsboten Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna Gruppe. Auch er argumentierte, eine kapitalgedeckte PKV sei angesichts unserer alternden Bevölkerung unverzichtbar: In Zukunft werde es immer weniger Steuer- und Beitragszahler sowie gleichzeitig steigende Ausgaben für mehr ältere Patienten geben. Folglich müssten auch die Leistungen gekürzt werden, wenn es keine Kapitaldeckung gebe.

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"Die fast 9 Millionen Privatversicherten treffen mit ihren Beiträgen Vorsorge für die im Alter steigenden Gesundheitsausgaben und sichern so die Generationengerechtigkeit. Für sie müssen unsere Kinder und Enkel nicht aufkommen", schrieb Leitermann. Die CDU lehnt eine „Zwangsvereinigung“ von gesetzlicher und privater Krankenversicherung derzeit strikt ab.

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