Immer wenn die Stiftung Warentest Versicherungstarife unter die Lupe nimmt, horcht die Branche auf. Wie aussagekräftig sind die Tests? Welche Prüfkriterien liegen der Bewertung zugrunde? Nachdem die Verbraucherschützer im Juli Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet hatten, hagelte es Kritik, weil die die Tester lediglich 10 willkürlich gewählte Leistungspunkte unter die Lupe genommen hatten (vgl. Kritik des Maklerbüros Matthias Helberg, "Avanti Dilettanti"). Das Analysehaus Franke & Bornberg sprach von „indiskutablen fachlichen Mängeln“ und fehlender Transparenz bei den Testkriterien.

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Man muss der Stiftung zugute halten, dass auch andere Studien mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert werden könnten. Seien es die Untersuchungen im Auftrag großer Wirtschaftsmagazine oder Nachrichtensender – nicht immer wird deutlich, warum welche Prüfkriterien angewendet wurden. Und nicht selten finanzieren sogar die Anbieter jene Studien mit, bei denen sie anschließend gut abschneiden. Die mit Steuern unterstützte Stiftung Warentest aber hat den staatlichen Auftrag, die Verbraucher über die Qualität der Produkte „aufzuklären“ - wer kann es also verübeln, wenn ihr genau auf die Finger geschaut wird?

Bedingungswerk von Auslandsreise-Krankenversicherungen getestet

Auch für die November-Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ haben Deutschlands bekannteste Verbrauchertester wieder Versicherungstarife verglichen. Diesmal wurden 48 Auslandsreise-Krankenversicherungen ohne Gesundheitsprüfung für längere Reisen untersucht. Es handelt sich um solche Tarife, die zwischen 90 und 365 Tagen gültig sind – ein Muss etwa für Globetrotter, die für ein „Work&Travel“-Programm ein halbes Jahr in Australien leben möchten. Auch wer im Ausland studiert, kann einen solchen Schutz abschließen.

Doch welche Prüfkriterien lagen dem Test zugrunde? Wie so oft beschränkte sich die Untersuchung der Stiftung Warentest auf das Bedingungswerk der jeweiligen Tarife. Wichtige Kriterien aus der Versicherungspraxis, die schwer mit einer Studie erfassbar sind, fehlen somit: Etwa, ob die Schadensregulierung des Versicherers schnell und unbürokratisch erfolgt. In die Gesamtnote gingen mit jeweils 30 Prozent die Bereiche „Allgemeine Bedingungen“, „Krankenrücktransport, Überführung und Bestattung“ sowie „Ausschlüsse Gesundheit“ ein. Mit zehn Prozent wurde zudem der Bereich „Ausschlüsse Krieg, Pandemien“ gewichtet.

Der Preis einer Reisekrankenversicherung hängt dabei stark von der Dauer der Reise, dem Alter des Reisenden und dem Reiseziel ab. Ein Preisvergleich kann durchaus lohnen, berichten die Tester. Für 365 Reisetage liegen die Preise ohne Selbstbehalt und Alterszuschlag zwischen 365 und 2.519 Euro.

Noch gewaltiger sind die Preisunterschiede bei den Senioren. Wer der Generation Ü75 angehört und trotzdem noch auf große Weltreise gehen will, der muss zwischen 846 Euro (Pax-Familienfürsorge) und 6.023 Euro (Würzburger) einplanen. Auf die Qualität einer Police kann man anhand des Preises allerdings nicht schließen. „Die teuersten Krankenversicherungen sind nicht immer de besten“, schreibt die Stiftung Warentest auf ihrer Webseite.

Testsieger Würzburger Versicherung

Testsieger wurde in 2013 die Würzburger Versicherung mit ihrem Tarif „Travelsecure AR-365“ (Gesamtnote 1,1). Menschen bis 65 Jahre können hier eine einjährige Reise ohne USA und Kanada für 402 Euro versichern, ein weltweiter Schutz kostet 1.205 Euro.

Auf dem zweiten Rang landet die HanseMerkur mit ihrem Tarif „RK365“ (Gesamtnote 1,2). Bei dem Anbieter gebe es den weltweiten Schutz billiger als beim Testsieger, berichtet Finanztest. Der Basistarif für ein Jahr kostet 528 Euro.

Auf dem dritten Rang landeten zwei Tarife der LVM („ARJ+ART" allgemein und speziell für Mitglieder der HKK). Hier werde der weltweite Schutz für ein Jahr ab 496 Euro angeboten.

Die Stiftung Warentest betonte, dass selbst in der Gruppe der Testsieger große Leistungsunterschiede zu beobachten seien. Die LVM-Tarife würden etwa das Leistungskriterium „erleichterter Krankenrücktransport“ nur eingeschränkt erfüllen. Denn diese Leistung greift nur, wenn die stationäre Behandlung in einem Krankenhaus länger als 14 Tage dauert. Bei den „Gesundheitsleistungen“ schnitt die LVM hingegen am besten ab.

Der Testsieger Würzburger bekam hingegen Abzüge wegen eingeschränkter Hilfsmittel, dem provisorischen Zahnersatz und weil der Anbieter nicht auf Einschränkungen bei stationärer Behandlung verzichtet.

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Eine Liste aller getesteten Anbieter ist kostenpflichtig auf der Webseite von Finanztest einsehbar. Dort kann auch nachverfolgt werden, welche Leistungen die Stiftung Warentest bei ihrem Vergleich gewichtete - und welche unter Umständen vernachlässigt worden.

Stiftung Warentest

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