Hochverzinste Altverträge sind für Lebensversicherer eine Last. Eine Möglichkeit für die Assekuranzen sich davon zu befreien, sind Run-offs. Davon machten in der Vergangenheit gleich mehrere Anbieter Gebrauch. Für besondere Aufmerksamkeit sorgten dabei Generali, Zurich und Axa.

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Von einer weiteren Möglichkeit berichtete der Branchendienst ‚versicherungstip‘. Demnach schrieb die Axa Lebensversicherung rund 9.000 Kunden an, die ihre Kapitallebensversicherungen seit längerer Zeit nicht mehr besparen und nur noch beitragsfrei führen. In dem Schreiben unterbreitet der Versicherer das Angebot, sich die vorhandenen Überschüsse ganz oder teilweise auszahlen zu lassen. „Für Kunden, die vielleicht Liquiditätsbedarf haben, kann das ein durchaus attraktives Angebot sein. Es wurden daher auch nur Verträge mit einem auszahlbaren Überschussguthaben von mindestens 1.000 € berücksichtigt“, erklärte Dr. Thilo Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Axa Deutschland, gegenüber ‚versicherungstip‘.

Doch wie stellt sich die vorzeitige Auszahlung der Überschüsse aus Kundensicht dar? Versicherungsbote fragte bei dem Zweitmarkt-Spezialisten Policen Direkt nach. Deren Chef-Aktuar Henning Kühl im Kurzinterview:

Versicherungsbote: Wie schätzt Policen Direkt diese Aktion ein?
Henning Kühl: Diese Aktion hilft den Kunden, flexibler mit ihrer Police umgehen zu können. Das Angebot ist für die Kunden jedoch finanziell im Allgemeinen nicht vorteilhaft.

Henning KühlHenning Kühl... ist Chefaktuar (DAV) der Policen Direkt-GruppePolicen Direkt

Welche Vor- und Nachteile bieten sich bei einem solchen Modell für den Versicherten?
Für Versicherte, die vor der Herausforderung stehen, größere Liquiditätsprobleme bewältigen zu müssen, kann die Teilkündigung eine sinnvolle Alternative zur kompletten Kündigung des Lebensversicherungsvertrages sein. Insbesondere, wenn man in einer solchen Situation nicht auf den vollständigen Wert des Vertrages angewiesen ist. Dann hat man die Chance, seine finanzielle Lage wieder relevant zu verbessern, und gleichzeitig einen großen Teil der Altersvorsorge behalten zu können.
Für alle anderen Versicherten, die eine klassische Lebensversicherung der Axa besitzen, die beitragsfrei geführt wird, bietet ein solches Modell in aller Regel keine Vorteile. Bis zum Ablauf werden die vorhandenen Überschussanteile dieser älteren Policen noch sicher attraktiv verzinst. Auf diese zusätzlichen Erträge müssten Kunden bei einer Teilkündigung verzichten.

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Wie sollten Vermittler damit umgehen, wenn ihre Kunden solche Angebote bekommen?
Falls Kunden überlegen, ihre Police zu kündigen, sollten sie vorher dieses Angebot der Versicherungsgesellschaft prüfen. Es ist zudem immer zu empfehlen, sich die jährliche Standmitteilung genauer anzuschauen. Zum einen findet man hier auch die tatsächliche aktuelle Höhe der garantierten Überschüsse. Zum anderen gibt die Axa dort auch die mögliche künftige Leistung aus Überschussanteilen an, die bei älteren klassischen Verträgen bereits überwiegend garantiert ist, sofern der Überschuss nicht vorher ausgezahlt wird. Es kann auch vorkommen, dass die garantierte Leistung aus der Überschussbeteiligung in der Leistung zum Ablauftermin höher ist als die Überschussbeteiligung bei einem aktuellen Rückkaufswert.

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