Für deutsche Lebensversicherer wird die Situation immer prekärer. Grund für die Probleme sind die anhaltend niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt sowie die hohen Garantien aus Altverträgen. Bei knapp der Hälfte der Versicherer reichen die Erträge aus Kapitalanlagen im vergangenen Jahr nicht aus, um die Garantiezinsen und die vorgeschriebene Reserve zu decken. Versicherer müssen dann zusätzlich aus anderen Ertragsquellen schöpfen - wie sinkenden Verwaltungskosten oder den Risikogewinnen. Das betraf 2017 immerhin 39 der insgesamt 84 Unternehmen. 2016 waren es noch 30 und 2016 erst 20 Unternehmen. Policen Direkt-Chefaktuar Henning Kühl.Policen Direkt

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„Es zeigt sich, dass die Versicherer zunehmend Schwierigkeiten haben, mit ihren Kapitalanlagen ausreichende Erträge für Garantien inklusive Reserve zu erwirtschaften“, erläutert Policen Direkt-Chefaktuar Henning Kühl. „Fast jeder zweite Versicherer zieht deshalb Risikogewinne und Kostengewinne heran oder löst Reserven auf. Diese Erträge führen dann nicht mehr zu zusätzlichen Ausschüttungen oder wie bei Risikoversicherungen zur Reduzierung der Beiträge.“

Rettung von der Bundesregierung

Inzwischen hat deshalb die Bundesregierung reagiert und die Zinszusatzreserve (ZZR) neu geregelt. Dadurch werden die Lebensversicherer deutlich entlastet. „Für viele Versicherer wäre das sonst mittelfristig existenzbedrohend geworden.“, orakelt Kühl.

Wie es um die Finanzstärke der Unternehmen bestellt ist, hat Policen Direkt in einem Schnell-Check unter die Lupe genommen. Anhand der frei zugänglichen Kennzahlen soll der Online-Schnell-Check abbilden, was ein Versicherer erwirtschaftet. Daraus wird für jeden Anbieter eine Kennzahl zur Finanzstärke ermittelt. Sie soll abbilden, zu wie viel Prozent die Kapitalanlagen des Versicherers ausreichen, um die Garantiepflichten und die gesetzlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve zu bedienen. Positiv ist hier ein Wert über hundert Prozent: liegt der Wert darunter, sind die Belastungen höher als die Kapitalerträge.

Lebensversicherer im Schnell-Check

Gut schneiden von den großen deutschen Lebensversicherern 2017 unter anderem der Marktführer Allianz Leben ab: Hier betragen die Erträge fast 126 Prozent der Verpflichtungen. Deutlich im Soll waren unter anderem auch die Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung als Spitzenreiter mit fast 180 Prozent, R+V (154,32 Prozent), myLife (135,18 Prozent), Dialog (134,56 Prozent), Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig (129,82 Prozent) und Europa Leben (125,98 Prozent)

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Dennoch gibt es -wie erwähnt- auch 39 Versicherer, die unter die 100-Prozent-Marke rutschen: im letzten Jahr also nicht genug erwirtschaftet haben, um Garantien und Zinszusatzreserve zu bedienen. Hierzu zählen die Vereinigte Post, die nur 2,8 Prozent von 100 Prozent erwirtschaften konnte - so wenig wie kein anderer Anbieter. Wobei sich dieser Wert auf die VVaG und damit auf die Muttergesellschaft des VPV-Konzerns bezieht, der kein eigenes aktives Versicherungsgeschäft betreibt. Dagegen landet die VPV Leben mit 113,15 Prozent im Soll. Schwach schneiden nach Interpretation der Tester auch ab: die Heidelberger Lebensversicherung AG (11,11 Prozent), die Credit Life (35,79 Prozent), Skandia Lebensversicherung AG (37,76 Prozent) sowie Ergo Vorsorge Leben (61,54 Prozent).

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