„Sparformen mit niedrigen Garantiezinsen sind für junge Menschen zunehmend unattraktiv, da sich damit trotz langfristigem Sparen keine ausreichende Altersvorsorge mehr aufbauen lässt“, so Heribert Karch über die aktuellen Marktgegebenheiten. Karch, der lange Geschäftsführer der MetallRente war, gab nun die mittlerweile 5. Jugendstudie des Versorgungswerkes mit heraus.

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Deren Ergebnisse geben eigentlich Anlass zur Freude: Denn immerhin wurden Sparbuch und Festgeld als beliebteste Formen der Altersvorsorge abgelöst (Versicherungsbote berichtete). Karch attestiert der jungen Generation deshalb einen „realistischen Blick“ auf den Markt. „In der Niedrigzinsphase haben junge Menschen die Chancen von Investitionen in Sachwerte erkannt. Sie gehen auch Risiken an den Kapitalmärkten ein, um die Chance auf eine höhere Rendite zu haben“, fasst Karch einen Teil der Studien-Ergebnisse zusammen.

Altersvorsorge: Aktien und ETFs allein reichen nicht

„Aktiensparen mit ETFs und Co. allein ist keine ausreichende Altersvorsorge, denn die muss auch dann noch funktionieren, wenn die Märkte einmal runtergehen oder gar in sich zusammenbrechen, und das können diese Aktienmodelle nicht leisten“, warnt der bAV-Experte und empfiehlt, beim Vorsorgesparen auf kollektive Systeme zu setzen. Beispielhaft nennt er einen Pensionsfonds in der betrieblichen Altersversorgung. Auch profitiere man von den Chancen der Kapitalmärkte - doch das Risiko sei erheblich geringer. Staatliche Förderung, Arbeitgeberzuschuss und tarifvertragliche Leistungen kämen noch hinzu, so Karch.

Rendite vor Nachhaltigkeit

Die Studie zeigt auch: Müssten sich junge Menschen bei der Kapitalanlage ihrer Altersvorsorge zwischen Nachhaltigkeit und Rendite entscheiden, würden sich 30 Prozent für Rendite entscheiden. Nur für 19 Prozent stehen Nachhaltigkeitsaspekte an erster Stelle. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Vattenfall-Studie Anfang diesen Jahres (Versicherungsbote berichtete).

In der Jugendstudie von MetallRente treffen bei den 17- bis 27-Jährigen solche Angebote auf die größte Zustimmung, die soziale und ökologische Kriterien in der Kapitalanlage berücksichtigen und gleichzeitig eine hohe Rendite erzielen. 41 Prozent der befragten würden ein solches Angebot bevorzugen. Dazu passen auch die Ergebnisse zur Frage, welche Anforderungen junge Menschen an ein ideales Altersvorsorgeprodukt stellen (Versicherungsbote berichtete): Für jeweils 94 Prozent stehen Rendite und Sicherheit an erster Stelle. Ebenfalls sehr wichtig sind ihnen Flexibilität, also die Möglichkeit, Beiträge jederzeit flexibel anpassen zu können (91 Prozent), und die Verständlichkeit der bereitgestellten Informationen (90 Prozent).

Es mangelt an Finanzbildung

Doch die positiven Ergebnisse der Jugendstudie werden eingetrübt. So mangelt es akut an Wissen über Altersvorsorge. 2022 meinten nur 31 Prozent der Befragten, dass sie über einen „sehr guten“ oder „guten“ Wissensstand verfügen würden. Zum Vergleich: 62 Prozent geben an, dass sie sich in finanziellen Dingen „sehr gut“ oder „gut“ auskennen. „Als Ökonom freut es mich zwar, dass immer mehr junge Leute in Aktien und Fonds investieren. Angesichts der geringen Bildung beim Thema Altersvorsorge bin ich aber auch besorgt, wie nachhaltig das Finanzverhalten der jungen Generation hier wirklich ist. Beim Sparen mit Aktien kann man auch viel falsch machen und gegebenenfalls einen Teil seines im Alter dringend benötigten Kapitals verlieren“, warnt Christian Traxler, der ebenfalls zu den Herausgebern der Jugendstudie 2022 zählt. Auch er rät dazu, sich in der Altersvorsorge breit aufzustellen, langfristig anzulegen und betrieblich vorzusorgen.

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Über die Studie: Die MetallRente Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ ist die größte repräsentative Langzeituntersuchung junger Menschen in Deutschland zum Themenkomplex Finanzen und Vorsorge. Im Mai 2022 ist sie in ihrer fünften Auflage erschienen. Seit 2010 werden für die Studie im Abstand von drei Jahren jeweils rund 2.500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und persönlichen Strategien zur Altersvorsorge befragt.

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