Es sind vor allem junge Menschen, die in den letzten Jahren den Protest für Klimaschutz und soziale Belange auf die Straße getragen haben. „Fridays for Future“ haben sich seit 2018 zu einer weltweiten Bewegung entwickelt, aktuell sorgt der „Aufstand der letzten Generation“ mit mehr oder weniger gelungenen Aktionen für Schlagzeilen. Das Narrativ ist oft: Die älteren Generationen stehlen mit ihrem rücksichtslosen und umweltschädlichen Verhalten der Jugend die Zukunft.

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Umso überraschender ist nun eine repräsentative forsa-Umfrage, die der Energieriese Vattenfall in Auftrag gegeben hat. Demnach sind es eher die Jüngeren, die bei ihrer Geldanlage nicht auf ökologische, soziale und ethische Aspekte achten. Unter den 18- bis 29-Jährigen sagen gerade einmal 29 Prozent der Befragten, sie würden Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Finanzprodukte berücksichtigen. Das ist weniger als der Schnitt aller befragten Bürger: Generationenübergreifend stimmen immerhin 39 Prozent zu, dass grüne Kriterien beeinflussen, wo sie ihr Geld anlegen und welche Finanzprodukte sie erwerben. In der Gruppe der über 60-Jährigen ist es sogar fast jeder zweite (46 Prozent), der auf derartige Kriterien achtet.


Hier stellt sich jedoch die Frage, ob und in welchem Umfang diese Generation bereits in Sachen Geldanlage und Altersvorsorge engagiert ist. Der Energiekonzern macht darauf aufmerksam, dass sich zunehmend junge Menschen auch aufs Börsenparkett wagen. Die Zahl der Aktionäre unter 30 stieg laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) von 2019 bis 2020 um fast 600.000 an, sodass nun 1,4 Millionen Deutsche aus dieser Altersgruppe in Aktien und Fonds investieren. Tendenz stark steigend.

Finanzprodukte gehören nicht zum bewussten Leben?

Sind also die Jungen weniger umweltbewusst? Dem ist laut Studie nicht so. Eine mögliche Erklärung: Geld nachhaltig anlegen ist lediglich für 12 Prozent der Befragten Teil eines bewussten Lebensstils. Für die große Mehrheit der Deutschen (78 Prozent) spiegelt er sich vielmehr darin wider, dass beispielsweise im Alltag Energie gespart und der Müll getrennt werden. „Dabei können insbesondere Geldanlagen einen messbaren Beitrag zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen leisten“, sagt Jens Osterloh, verantwortlich für Customer-Experience-Management bei Vattenfall Europe Sales GmbH. Für die Studie wurden 1.001 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt.

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Wie stark das Thema Geldanlage auch Klimagerechtigkeit beeinflusst, zeigt -im negativen Sinn- eine Studie der Nichtregierungsorganisation Urgewald. Sie hat recherchiert, in welchem Umfang Finanzunternehmen weltweit noch in Kohle investiert sind bzw. sich dort finanziell engagieren. Die Summe: 2,7 Billionen US-Dollar stecken in Kohle. Auch Unternehmen wie die Allianz, DWS und BlackRock haben große Summen in Kohle investiert. Experten bemängeln, dass sich viele Firmen einen grünen Fußabdruck geben, obwohl sie weiterhin in umweltschädliche Technik investieren: Es fehlt an verlässlichen Standards, um Nachhaltigkeits-Kriterien zu würdigen.

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