Hintergrund: Die Trennung nach Sparten beim Betrieb von Versicherungen wird durch Paragraf 8 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) vorgeschrieben: der Betrieb der Lebensversicherung ist vom Betrieb anderer Versicherungssparten zu trennen; ebenso ist der Betrieb der Krankenversicherung vom Betrieb anderer Versicherungssparten zu trennen. Das führt dazu, all jene Zweige und Bereiche, die nicht unter die Lebens- oder Krankenversicherung fallen, einer dritten großen Sparte zuzuordnen für das Schaden- und Unfallgeschäft: Dem Kompositgeschäft ("Compositum" = das Zusammengesetzte).

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Und das Kompositgeschäft ist für die Versicherungswirtschaft bedeutend: 1.288,29 Mio. Euro an Bruttoprämien verbuchte die Branche in 2020 insgesamt. Das geschieht bei einer in den letzten Jahren stets auskömmlichen Schaden-Kosten-Bilanz: Die Combined Ratio (CR) des Jahres 2020 liegt bei 90,31 Prozent, verbesserte sich gegenüber 2019 sogar um 1,98 Prozentpunkte.

Corona: Schlecht für die Menschen, gut fürs Komposit-Geschäft

Ausgerechnet die Corona-Pandemie verhalf kriselnden Zweigen wie der Kfz-Versicherung zu einer Verschnaufpause im harten Preiswettbewerb – weil der Verkehr zurück ging, drückte die Pandemie auch Schadenquoten in den Keller. Sogar eh profitable Zweige wie die Hausratversicherung profitierten von Homeoffice und Homeschooling: Einbrüche sind auf einem historischen Tiefstand, zudem nahmen zu spät entdeckte Wasserschäden ab.

Ein Zweig aber litt unter Covid-19 schwer: die Rechtsschutzversicherung. Suchten und suchen doch Privat- und Gewerbekunden Unterstützung, weil sie infolge des Lockdowns um ihren Arbeitsplatz fürchteten, sie den Betrieb dichtmachen mussten oder ihre Miete nicht mehr zahlen konnten – und deswegen in der Folge auch juristischen Beistand benötigten.

Reisestornierungen und -verbote taten ihr Übriges für ein gehäuftes Klageaufkommen. In einer eh schwierigen Lage – auch der Dieselskandal ist noch nicht endgültig ausgestanden – rutschte die Hälfte der Rechtsschutzversicherer 2020 in die roten Zahlen.

Wird die Klima- zu einer Kompositkrise?

Beunruhigend fürs Geschäft der Kompositversicherer aber ist nicht die Pandemie. Sondern Unbill droht aus ganz anderen Gründen. Dies zeigt kein Ereignis so deutlich wie Unwettertief Bernd: Die verheerende Flutkatastrophe Mitte Juli an Ahr und Erft kostete die Versicherungswirtschaft bisher rund 8,5 Milliarden Euro.

Für die private Versicherungswirtschaft ist dies das bisher teuerste Naturkatastrophen-Ereignis in der Geschichte der Bundesrepublik (Versicherungsbote berichtete). Man muss also davon ausgehen, dass die Kennzahlen des Marktes sich für 2021 auffallend verschlechtern – sowohl für die Wohngebäude-, aber auch für die Kfz-Versicherung und für Hausrat. Extreme Wetterereignisse in Folge des Klimawandels richten immer größeren Schaden an.

Versicherungsbote stellt die Zweige mit Kennzahlen für 2020 vor

Kennzahlen, die nun vorgestellt werden, geben also den „Status Quo“ vor Unwettertief Bernd wieder. Unterschieden werden folgende Zweige:

  • Kraftfahrt gesamt
  • Verbundene Gebäude
  • Verbundene Hausrat
  • Haftpflicht
  • private Unfallversicherung
  • Rest (umfasst die Bereiche Beistandsleistung, Feuer, Rechtsschutz, Kredit und Kaution, Sonstige Sach, Technische Versicherung, Transport, Luftfahrt)

Alle Kennzahlen sind dem „Branchenmonitor Komposit 2015-2020“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen, der auf der Webseite der Experten bestellt werden kann.