Eric Schuh: Nicht jeder Versicherer muss ein eigenes Ökosystem begründen, das ist nicht unser Anliegen und das wird unserer Meinung nach auch nicht passieren. Vielmehr geht es darum, Versicherungsprodukte als ein Teil von kundenzentrierten Ökosystemen zu begreifen. Das heißt, es muss ein generelles Verständnis geben, in welchen Kontexten Versicherungen einen Mehrwert stiften. Das kann in vielen Bereichen der Fall sein, Vorreiter sind beispielsweise die Bereiche „Home“ und „Mobility“ – es formieren sich gerade in vielen anderen Segmenten große Ökosysteme. Die Digitalisierung und der technische Fortschritt machen es möglich, dass Versicherungslösungen nativ in existierende Produktlandschaften eingebettet werden können. Das wird in den nächsten Jahren ein Mega-Trend werden.

Anzeige

Was Versicherer in Ökosystemen leisten können und hier vor allem die Digitalversicherer: Wir können, zusätzlich zu unseren Kern-Versicherungsleistungen, sozusagen als “Daten-Bank” agieren und eine Infrastruktur für einen sicheren Datenaustausch gewährleisten. Versicherer verfügen schon über sehr große Datensätze ihrer Kunden und haben diese immer gut geschützt. Woran es fehlt, ist die noch konsequentere und anonymisierte Auswertung und Augmentation, um Versicherungsprodukte und dann die weiteren Produkte und Dienstleistungen eines Ökosystems zielgruppengerecht zuzuschneiden. InsurTechs haben diese Fähigkeiten.

Können aus Ihrer Sicht auch Versicherungsmakler ein solches Ökosystem schaffen, um Kundinnen und Kunden zu binden? Müssen auch sie -gerade angesichts zunehmender Konkurrenz aus dem Netz- umlernen?

Absolut. Sie haben bereits den Wunsch nach Beratung der Gen Y und Gen Z angesprochen. Und warum sollten derartige Dienstleistungen nicht von einem Makler übernommen werden, inklusive der Abschlüsse? Wir arbeiten viel und gerne mit Vermittlern und Assekuradeuren zusammen. Neu ist für viele Makler sicherlich die Umstellung auf kontaktlose Beratung, nur sind wir ehrlich, das wird in den nächsten fünf Jahren natürlich immer mehr ein Thema werden. Positiv ist, dass viele Makler und Makler-Versicherer bereits sehr planvoll ihre Online- und Direktabschluss-Kompetenzen aufbauen.

Eines Ihrer bekannteren Produkte: Gemeinsam mit Signal Iduna haben Sie die Versicherung09 für Fans von Borussia Dortmund auf den Markt gebracht. Können Sie uns einen Einblick in Ihre Produktschmiede geben: Wie kam es zu der Idee für diese Versicherung? Was sind die Vorteile, auf diese Art speziell Fans anzusprechen?

Die Versicherung09 ist fast unser ältestes Produkt und es läuft immer noch sehr gut. Signal Iduna platziert oftmals Werbung bei den Heimspielen des BVB, was sich sehr positiv auswirkt. Das Produkt wurde bis ins Detail zusammen mit der Signal erarbeitet. Die sogenannte „Gamification“ wurde dann Stück für Stück realisiert. Die Vorteile liegen hier in der vertikalen Produktstrategie. Das bedeutet, dass die Fans, die die Versicherung09 abschließen, dies auch tun, da sie sich mit dem Verein identifizieren. Es ist ein klassisches Beispiel für gelungene “Embedded Insurance”.

Es ist denkbar, dass in Zukunft mehr Vereine und andere große Interessensgruppen auf uns zukommen, um eine personalisierte Versicherung für ihre Fans und Mitglieder anzubieten. Ich kann verraten, dass ich, obwohl ich kein flammender Fußball-Fan bin, das Produkt für unsere Wohnung in Berlin selbst abgeschlossen habe, da ich Preis-Leistung gut und den Abschluss super einfach und schnell fand. Wenn der BVB jetzt noch fleißig Tore schießt, dann bekomme ich sogar Geld zurück. Also wird nicht nur mancher Fußballfan Versicherungskunde, sondern ein Versicherungskunde wie ich möglicherweise noch zu einem richtigen Fußballfan!

Anzeige

Die Fragen stellte Mirko Wenig

vorherige Seite
Seite 1/2/

Anzeige