Die Ökonomin geht eher davon aus, dass der Höhepunkt der Inflation schon erreicht ist oder bald erreicht sein wird. „Nach der Pandemie war es für die Verbraucher einfacher, schnell wieder mehr Geld auszugeben, als für die Unternehmen, wieder mehr Produkte oder Dienstleistungen anzubieten. Das hat zu diesem Ungleichgewicht geführt, das die Preise treibt. Eine besondere Rolle spielen zudem die stark gestiegenen Energiepreise. Wenn die sich wieder normalisieren, sollte die Inflation auf mittlere Sicht nicht allzu stark werden.“

Anzeige

Lohnentwicklung im Auge behalten

Allerdings räumt Boone ein, dass die Lohnentwicklung sorgfältig beobachtet werden müsse. „Bislang haben wir Lohnsteigerungen insbesondere im Niedriglohnsektor und in der Logistikbranche gesehen, also in Bereichen, wo sie durchaus wünschenswert sind. Die Frage ist jetzt, ob das ein Einmaleffekt ist oder zu einem dauerhaften Trend führt.“

Tatsächlich verstärkt auch der demografische Wandel die Inflation: Denn weniger Erwerbstätige stehen zur Verfügung, was die Löhne, und in deren Folge auch die Preise, steigen lässt. „Wir sehen in der Tat, dass die Beschäftigung ab einem Alter von 60 drastisch zurückgeht. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung in vielen Ländern auf etwa 80 Jahre gestiegen. Das passt nicht mehr zusammen, schließlich sind die meisten von uns ja auch nicht schon mit 16 ins Berufsleben eingestiegen“, so die OECD-Chefökonomin. Ein Ausweg daraus aus ihrer Sicht: Erhöhung der Lebensarbeitszeit auf 70 Jahre. Von Ausnahmen für körperlich schwer arbeitende Menschen - etwa in der Pflege, im Baugewerbe oder im Handwerk - war keine Rede.

vorherige Seite
Seite 1/2/

Anzeige