Es hat seine gute Tradition: Jedes Jahr veröffentlicht das Analysehaus Morgen & Morgen ein großes Rating Berufsunfähigkeit, so geschehen dieses Jahr im Mai. 566 Tarife und Tarifkombinationen von 63 verschiedenen Anbietern wurden in 2021 bedacht, 406 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen (Versicherungsbote berichtete). Da solche Ratings aber oft nur die Branche erreichen (oder sie den Versicherern bei guten Tarifen zu werbewirksamen Testsiegeln verhelfen), kooperiert das Unternehmens aus Hofheim am Taunus auch mit auflagenstarken Zeitschriften. So profitieren beide Seiten: Die Rating-Experten erreichen größere Aufmerksamkeit, die Zeitschriften hingegen profitieren von der Expertise und bieten eigene Testsiegel zum Verkauf.

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Einmal jährlich: Das „kleine Rating“ für Manager und Studenten

Ein aktuelles BU-Rating wurde nun im Auftrag der Wirtschaftswoche veröffentlicht. Auch dieses Rating hat schon Tradition: Getestet werden BU-Tarife für einen Studenten und einen Manager. Bedacht für die Bewertung werden nur Tarife, die im großen M&M-Rating Bestnoten erhielten.

Folgende Vorgaben wurden für die Musterkunden gemacht:

  • Ein 45-jähriger Manager (verheiratet und mit zwei Kindern) verdient 250.000 Euro Brutto im Jahr und möchte sich eine monatliche BU-Rente in Höhe von 5.000 Euro garantieren lassen. Er hat Personalverantwortung für 100 Personen, sein Tätigkeitsprofil wird mit 50 Prozent Büro- und 50 Prozent Reisetätigkeit beschrieben. Der Mann ist Nichtraucher. Er verfügt zudem über Wohneigentum.
  • Ein 22-jähriger Student (Wirtschaftswissenschaften) verdient 12.000 Euro Brutto im Jahr (durch Eltern, Jobs und Bafög) und möchte sich im Leistungsfall eine BU-Rente von 1.000 Euro monatlich garantieren lassen. Der Student ist Single, lebt in einer WG, ist Nichtraucher. Das Tätigkeitsprofil ist mit „100 Prozent Bürotätigkeit“ beschrieben.

Aufgrund der Vorauswahl durch das große M&M-Rating sind bekannte Kriterien grundlegend: BU-Kompetenz des Versicherers (zum Beispiel bei Leistungsfall- und Antragsprüfung), die Qualität der Antragsfragen für die BU-Anträge, Beitragsstabilität sowie das Preis- Leistungsverhältnis. Die Tarife erhalten nun aber erneut Punkte für die Bereiche Leistung und Preis. Diese führen in der Summe zu einer Endnote.

Tarife: Einmal mit, einmal ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel (AU)

Auch werden die Tarife für beide Musterkunden in zwei Leistungsvarianten getestet: Einmal mit und einmal ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel. Die Arbeitsunfähigkeitsklausel sichert den Versicherungsnehmer für die ersten sechs Monate der Krankschreibung ab, da durch die Klausel sofort eine Rente geleistet wird – und zwar selbst dann, wenn der erforderliche 50-prozentige Grad der Berufsunfähigkeit noch nicht nachgewiesen ist. Weil die Beträge für die Arbeitsunfähigkeit statt für die Berufsunfähigkeit erbracht werden, werden sie auch nicht zurückgefordert, falls letztendlich keine Berufsunfähigkeit eintritt (Versicherungsbote berichtete). Die Klausel sichert folglich ein zusätzliches Risiko für den Versicherungsnehmer ab und stellt eine zusätzliche Leistung der Tarife dar.

Man beachte die Netto- / Bruttospanne

Neuverträge in der BU-Versicherung werden oft mit günstigen Nettoprämien beworben: So sollen die Kunden mit niedrigen Prämien angelockt werden. Doch dieser günstige Beitrag ist dem Kunden keineswegs garantiert. Entwickeln sich die Überschüsse ungünstig wie im jetzigen Niedrigzins-Umfeld oder hat der Versicherer schlecht kalkuliert, kann die Prämie bis auf den rechtlich möglichen Bruttobeitrag steigen. Der "Spread" zwischen Netto- und Bruttoprämie zeigt somit ein finanzielles Risiko an, das ernst genommen werden sollte.

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Aus diesem Grund empfehlen Experten immer wieder, beim Abschluss eines BU-Vertrages sowohl Netto- wie Bruttoprämie zu berücksichtigen: Vereinzelt gibt es hierbei Unterschiede von mehr als 100 Prozent (Versicherungsbote berichtete). Die Experten von Morgen & Morgen berücksichtigten dies durch Punktevergabe auch für den Preis. Zudem werden alle Tarife des Rankings sowohl mit der Netto- als auch der Bruttoprämie ausgewiesen.

Ergebnisse des Ratings: Manager

Für den Manager stehen 37 Tarife ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel zur Verfügung. 15 dieser Tarife erhalten die Bestnote „sehr gut“, dreizehn Tarife ein „gut“ sowie acht Tarife ein „befriedigend“. Ein Tarif hingegen erhält nur ein „ausreichend“.

Tarife mit der Note „sehr gut“/ Manager/ ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel:

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  • Zurich / „Berufsunfähigkeits-Schutzbrief“
  • LV 1871 / „Golden SBU Familie“
  • AKS Flex Swiss Life / BU Flex (Tarif 138)
  • KlinikRente Swiss Life / KlinikRente.BU (Tarif 134)
  • MetallRente Swiss Life / MetallRente.BU (Tarif 130)
  • Nürnberger / SBU3110DC
  • Alte Leipziger / SecurAL BV10
  • Swiss Life / SBU (Tarif 120)
  • Gothaer / BU20 P (Plus)
  • R+V / BV
  • DEVK / N BU
  • Basler / Basler BP
  • Generali Deutschland / Berufsunfähigkeits-Police (BU)
  • Axa / ALVSBV
  • DBV / ALVSDV

Das schlechteste Ergebnis – „ausreichend“ – musste hingegen die Inter in Kauf nehmen mit dem Tarif Inter / L01N

Für den Manager stehen zudem 35 Tarife mit Arbeitsunfähigkeitsklausel zur Verfügung. Zwölf dieser Tarife erhielten ein „sehr gut“, zehn Ergebnisse erhielten ein „befriedigend“ und zwei Tarife mussten ein „ausreichend“ in der Bewertung hinnehmen.

Tarife mit der Note „sehr gut“/ Manager/ mit Arbeitsunfähigkeitsklausel:

  • Zurich Dt. Herold / BerufsKasko (AU)
  • LV 1871 / Golden SBU Familie mit AU
  • Alte Leipziger / SecurAL BV10 mit AU
  • AKS Flex Swiss Life / BU Flex plus (Tarif 138)
  • KlinikRente Swiss Life / KlinikRente.BU plus (Tarif 134)
  • MetallRente Swiss Life / MetallRente.BU plus (Tarif 130)
  • Nürnberger / SBU3111DC mit AU
  • Swiss Life / SBU plus (Tarif 120)
  • R+V / BV (AU)
  • Gothaer / BU20 T (Premium)
  • Basler / Basler BP mit AU
  • Allianz / BerufsunfähigkeitsPolice Plus OBUU (mit AU)

Folgende Policen hingegen müssen mit einem „ausreichend“ Vorlieb nehmen:

  • Provinzial Rheinland / Top-SBV (Tarif 49)
  • Münchener Verein / Deutsche Handwerker BU (Tarif 56) mit AU

Ergebnisse des Ratings: Student

Für den Student stehen 36 Tarife ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel zur Verfügung. Dreizehn dieser BU-Tarife erhalten die Bestnote „sehr gut“, elf Tarife ein „gut“, zehn Tarife ein „befriedigend“ und zwei Tarife ein „ausreichend“.

Tarife mit der Note „sehr gut“/ Student/ ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel:

  • LV 1871 / Golden SBU
  • Basler / Basler BP
  • Nürnberger / SBU3110DC
  • Gothaer / BU20 P (Plus)
  • Zurich Dt. Herold / Berufsunfähigkeits-Schutzbrief
  • Volkswohl Bund / SBU
  • Axa / ALVSBV
  • DBV / ALVSDV
  • Alte Leipziger / SecurAL BV10
  • AKS Flex Swiss Life / BU Flex 4U (Tarif 139)
  • KlinikRente Swiss Life / KlinikRente.BU 4U (Tarif 136)
  • MetallRente Swiss Life / MetallRente.BU 4U (Tarif 132)
  • Swiss Life / SBU 4U (Tarif 122)

Folgende Policen hingegen stehen mit dem Ergebnis „ausreichend“ am Tabellenende des Rankings:

  • Helvetia / Helvetia SUB
  • Provinzial Rheinland / Top-SBV (Tarif 49)

Zudem stehen für den Studenten 35 Tarife mit Arbeitsunfähigkeitsklausel zur Verfügung. Vierzehn Tarife schließen mit Bestnote „sehr gut“ ab, sechzehn Tarife mit „gut“. Vier Tarife erreichen ein „befriedigend“, ein Tarif muss ein „ausreichend“ hinnehmen.

Tarife mit der Note „sehr gut“/ Student/ mit Arbeitsunfähigkeitsklausel:

  • Allianz / BerufsunfähigkeitsPolice Plus OBUU (mit AU)
  • LV 1871/ Golden SBU mit AU
  • Basler / Basler BP mit AU
  • Nürnberger / SBU3111DC mit AU
  • Zurich Dt. Herold / BerufsKasko (AU)
  • Gothaer / BU20 T (Premium)
  • Volkswohl Bund / SBU mit AU
  • Axa / ALVSBV mit AU
  • DBV / ALVSDV mit AU
  • Alte Leipziger / SecurAL BV10 mit AU
  • AKS Flex Swiss Life / BU Flex 4U (Tarif 139)
  • KlinikRente Swiss Life / KlinikRente.BU 4 U plus (Tarif 136)
  • MetallRente Swiss Life / MetallRente.BU 4U plus (Tarif 132)
  • Swiss Life / SBU 4U plus (Tarif 122)

Hingegen muss erneut ein Tarif der Provinzial Rheinland ein „ausreichend“ hinnehmen: der Provinzial Rheinland / Top SBV (Tarif 49).

Rating-Bedingungen: Das milde Licht der Tester

Wie aber verhält es sich mit der oft geäußerten Kritik, Tester würden Tarife sehr mild bewerten – zum Beispiel, weil dahinter auch ein Geschäft mit Qualitätssiegeln steht (Versicherungsbote berichtete)? Bietet doch auch die Wirtschaftswoche auf ihrer Webseite an, dass Anbieter „nach Zahlung einer Lizenzgebühr“ mit dem Siegel werben könnten. Auffallend aber ist: Keineswegs gibt es dieses Mal nur gute Ergebnisse, obwohl die Rating-Experten zunächst einzig ihr „Best-Of“ des Gesamtratings für den Test bedachten. So gesehen relativiert sich der Vorwurf mit Blick auf das aktuelle WiWo-Rating etwas. Und dennoch: Auch dieses Mal kann eine solche Kritik nicht gänzlich unterbleiben.

Das zeigt sich bereits bei den Vorgaben für den Studenten: Ein Nichtraucher mit Bürotätigkeit ist wohl so ziemlich der dankbarste „Risiko-Fall“, den Versicherer sich wünschen können. Bedacht werden muss hierzu: Die Test-Tabellen weisen auch Brutto- und Netto-Prämien aus. Die Prämien aber wären weit ungünstiger, würde der Student einer risikoreicheren Tätigkeit nachgehen oder würde er – keine Seltenheit – zu den rauchenden Studenten zählen. Somit würde die Präsentation auch einen schlechteren "Eindruck" beim Leser hinterlassen.

Pointiert werden kann demnach: Trotz des ambivalenten Testergebnisses sind Bedingungen so gestaltet, dass sie eine vorteilhafte Präsentation für die Anbieter ermöglichen. Beinahe scheint es, als würden die Experten hier die Rolle kommerzieller Porträt-Fotografen übernehmen: Zwar wird ein realistisches Abbild der Anbieter angestrebt, aber bei der denkbar vorteilhaftesten Beleuchtung. Tabellen mit den Ergebnissen sind auf der Webseite der Wirtschaftswoche abrufbar.

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