Insgesamt haben Versicherer weiterhin großen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Die Befragung der deutschsprachigen Kund:innen zeigt klar auf, welche Bedeutung insbesondere die jüngeren Zielgruppen digitalen Prozessen, Services und Geschäftsmodellen beimessen. In vielen Branchen sind diese Dinge bereits selbstverständlich. Hierüber eine echte Differenzierung zu erzielen, fällt also schwer. Viele Insurtechs ergänzen ihre digitalen Geschäftsmodelle daher bereits gezielt um persönliche und individuelle Beratungsaspekte. Diesen Trend sehen wir beispielsweise bei Financial Home und Wallet Anbietern wie Clark oder Knip, größeren Plattformen wie Wefox oder im schnell wachsenden Bereich der telemedizinischen Angebote. „Digital aber persönlich“ ist also auch hier eine Maxime, an der sich Versicherer orientieren können.

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Darüber hinaus ist es wichtig, die für junge Kund:innen relevanten Themen ins Zentrum dieser Angebote zu stellen. Ein sehr prominentes Beispiel ist hier Nachhaltigkeit. Einige Versicherer haben bereits begonnen, dieses Thema fest in Organisation und Steuerung zu verankern. Es gibt Beispiele wie die Schaffung eines Bereichs für „Nachhaltigkeitsmanagement“ bei einem deutschen Versicherer. Gezielte Initiativen wie die Climate Change Resilience Services eines globalen Versicherers sind bislang jedoch rar. Klar ist: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das die gesamte Wertschöpfungskette der Versicherung verändert wird – von der Förderung erneuerbarer Energien in der Produktentwicklung über ressourcenschonende Prozessketten hin zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage. Wenn es Versicherungsunternehmen gelingt aufzuzeigen, wie sie ihre Geschäftsmodelle im Sinne der Nachhaltigkeit transformieren, werden sie langfristig mit stabileren Kundenbeziehungen belohnt. Denn insbesondere für die Generation Z ist Nachhaltigkeit längst zu einem echten Entscheidungskriterium geworden.

Neue verhaltensbasierte Versicherungsmodelle wie z. B. Pay-as-you-go sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Sind solche Modelle ein geeignetes Mittel, um die jüngere Generation zu erreichen?

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Pay-as-you-go-Modelle wie beispielsweise eine Krankenversicherung verknüpft mit einem gesunden Lebensstil oder die Telematiktarife der Autoversicherer sind über alle Altersgruppen hinweg stark auf dem Vormarsch. Je nach Angebot lassen sich für den deutschsprachigen Markt generelle Zustimmungswerte zwischen 41 und 65 Prozent beobachten. Damit ist die Zustimmung im Schnitt rund 15 Prozentpunkte höher als noch im Jahr 2018. Millenials sind hier tendenziell noch ein Stück offener. Das liegt insbesondere daran, dass sie eher bereit sind persönliche Daten zu teilen als die älteren Kund:innen. Vor allem bei Gesundheits- und Lifestyle-Daten sind die Altersgruppen über 35 Jahre sensibler. Bei Daten zu Einkommen oder Beziehungsstatus ist der Unterschied weniger gravierend. Insgesamt gilt: Junge Kund:innen wollen individuelle, auf sie zugeschnittene Angebote. Modelle wie Pay-as-you-go greifen dieses Bedürfnis sehr direkt auf. Nun muss es der Branche gelingen, die Mehrwerte für Kund:innen noch stärker ins Zentrum der Entwicklung solcher Angebote zu stellen.

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