Besser zu sein als der Markt sollte niemals Ziel einer seriösen Altersvorsorgestrategie sein. Denn es gelingt so gut wie niemandem, den Markt dauerhaft zu schlagen, wie eine große Zahl von Untersuchungen immer wieder aufs Neue belegt. Das leuchtet unmittelbar ein, wenn man sich vor Augen führt, dass der Markt nichts anderes repräsentiert als einen Durchschnitt aller Marktrenditen – und zwar vor Kosten. Zieht man Gebühren für die Kapitalanlage von der Wertentwicklung ab, muss die Mehrheit zwangsläufig hinter diesem Durchschnitt zurückbleiben. Zwar gelingt es aktiven Managern immer wieder, in bestimmten Marktphasen eine Outperformance zu erzielen. Je länger aber der betrachtete Zeitraum, desto geringer ist die Zahl derjenigen, denen das Kunststück gelingt, so hohe Zusatzerträge zu erwirtschaften, dass die Fondskosten überkompensiert werden. Das Gros bleibt langfristig hinter seinem jeweiligen Vergleichsindex zurück. Und genau hier punkten ETFs mit ihrer wesentlich geringeren Kostenbelastung. Zusammen mit ihrer klaren Ausrichtung führt sie dazu, dass sich die Indexfonds nahezu analog zum Markt beziehungsweise dem Index entwickeln, und damit zumindest langfristig besser als viele aktiv verwaltete Produkte.

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Indexfonds gelten als sehr kosteneffizient. Können dann Vermittler davon überhaupt selbst profitierten?

Finanzberater sollten zuallererst das Wohl ihrer Kunden im Blick haben. Insbesondere wenn es um die Altersvorsorge geht, spielen die erwähnten Anlageprinzipien eine herausragende Rolle: Es obliegt Beratern, gemeinsam mit ihren Kunden eine langfristig orientierte Vorsorgestrategie zu entwickeln und diese möglichst effizient umzusetzen. Dass sich der Kostenvorteil von ETFs langfristig in aller Regel positiv auf die Anlegerrendite auswirkt, erhöht die Zufriedenheit der Kunden und schafft Vertrauen. Anders als im Fall provisionsgetriebener Produktempfehlungen vermittelt eine ETF-orientierte Beratung dem Kunden stets das Gefühl, sich in guten Händen zu befinden und fair behandelt zu werden. Ein derartiges Modell und seine langfristigen Ergebnisse erhöhen damit die Bereitschaft des Kunden, Beratungsleistungen entsprechend zu honorieren. So zeigt eine US-Studie von Vanguard, dass eine professionelle Anlageberatung mit klarem Fokus auf den Kunden langfristig ein durchschnittliches jährliches Renditeplus von rund drei Prozentpunkten gegenüber traditioneller Finanzberatung ermöglicht. Daraus ergeben sich für den Berater Spielräume bei der Bestimmung seiner eigenen Service-Fee, die er dem Kunden berechnet.

Viele Vermittler bevorzugen ratierliche Einnahmen. Dafür müssten aber auch beispielsweise jeden Monat Leistungen erbracht werden. Kann so etwas im Investment-Bereich gelingen? Und wenn ja, wie?

Es ist ja nicht damit getan, einmal eine Anlagestrategie aufzustellen und passende Produkte auszuwählen. Vielmehr beinhaltet die Beratung von Kunden zu Vermögensfragen eine laufende Betreuung: Entwickelt sich das Portfolio erwartungsgemäß? Sind Anpassungen nötig? Welche Auswirkungen hat das aktuelle Marktumfeld? Gerade in schwierigen Marktphasen geht es dabei darum, den Kunden an die Hand zu nehmen, frühere Anlageentscheidungen angemessen und wo nötig kritisch zu bewerten, Nachrichten einzuordnen und Zuversicht zu vermitteln. Denn kurz- und mittelfristige Marktentwicklungen gefährden langfristige Anlageziele nur selten. Wer diese Aufgabe ernst nimmt, seinen Kunden fortlaufend alle wichtigen Informationen über die Entwicklung ihrer Vorsorgeprodukte bietet und sie souverän und einfühlsam durch kritische Marktphasen begleitet, liefert einen entscheidenden Mehrwert. Diesen kann er sich vergüten lassen, und dabei spricht nichts gegen eine monatliche Vergütung.

Viele Unternehmer in Deutschland werden inzwischen mit Gebühren belegt, wenn sie Gelder bei Banken parken. Sind ETFs auch für Firmenkunden geeignet, die den Bankgebühren „entfliehen“ wollen?

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Das lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt davon ab, was mit dem Geld bezweckt werden soll. Ein Aktien-ETF ist mit Sicherheit nicht geeignet, um kurzfristige Liquiditätsüberschüsse zu parken, da er erheblich schwanken kann. Anders sieht es aus, wenn das Kapital längerfristig Ertrag bringend angelegt werden soll. Bei kurzfristigen Engagements ist zu bedenken, dass auch ETFs Kosten aufweisen, selbst wenn diese vergleichsweise gering ausfallen. Daher ist abzuwägen, ob ein Geldmarkt-ETF besser geeignet ist, als Cash zu parken. Ein wichtiger Aspekt dabei: Während Bankeinlagen über den Entschädigungsfonds nur bis zu 100.000 Euro gesichert sind, bieten ETFs als Sondervermögen einen umfassenderen Schutz. Allerdings können sie je nach Methode der Indexnachbildung auch zusätzliche Risiken bergen.

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