... wie bewerten Sie allgemein die Zukunft von großen Präsenz-Messen im Versicherungs-Bereich? Corona dürfte eine ohnehin kriselnde Branche weiter unter Druck gesetzt haben.

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Zunächst sei gesagt: Wir betrachten Online-Messen seit Beginn als eine crossmediale Verlängerung von Offline- Veranstaltungen und weniger als Ersatz. Einfach deswegen, weil zum einen ein Makler-Jahr aus mehr als zwei Messetagen besteht und zum anderen, weil Offline-Messen auch immer nur ein bestimmtes regionales Einzugsgebiet an Besuchern haben. Digital erreicht man jeden Makler. Dennoch haben beide Formate eine Berechtigung, stehen aber in ihrer Ausrichtung nicht erst seit dem Ende der CeBIT unter Druck. Es müssen schlichtweg neue Ideen her. Ich glaube daran, dass es die DKM auch in Zukunft noch geben wird und das ist gut so. Ich erwarte, dass der Rummel abnehmen wird und die Stände kleiner werden. Versicherungskonzerne werden sich in Zukunft die Frage stellen, wie nachhaltig ein Messebesuch ist. Daneben werden digitale Kongresse, die auf ein paar Tage begrenzt sind, Offline-Events ersetzen. Man sieht bei den FondsFinanz-Messen, dass die Webinare laut Fonds Finanz gut besucht scheinen. Um den Vermittler zu qualifizieren, reicht das aus und das Vorgehen von Norbert Porazik ist auch nachhaltig. Profino ist nicht zu vergleichen mit einer DKM oder einer FondsFinanz-Messe. Wir haben 24/7 geöffnet und verstehen uns mehr als Weiterbildungs- und Informationsplattform denn als zeitlich begrenztes Event, welches für eine kurze Weile höchste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Profino ist Teil des Vermittleralltags geworden, wie wir daran erkennen, dass Vermittler profino regelmäßig besuchen. Wäre ich Offline-Veranstalter, würde ich zukünftig einheitlichere Messestand-Konzepte verfolgen sowie die Standkosten nach Bilanzkennzahlen dotieren (Start-Ups zahlen bspw. für den gleichen Stand weniger als ein DAX-Unternehmen) und dabei auf wenige, aber starke und bekannte Redner und Panels setzen. Auch würde ich auf der Messe digitale Tools einsetzen, um Menschen und Unternehmen einfacher zu vernetzen, z.B. in Form von Beacons, Rundgängen und Trails mit Experten zu verschiedenen Themen. Auch eine Art Hardware-Lab, in dem die Besucher die neueste Technik der Zukunft ausprobieren könnten, fände ich spannend. So kann ein Offline-Messe-Comeback ab 2022 funktionieren.

Nach meinem Erachten würden verfrühte Versuche aufgrund der derzeitigen Lage scheitern. Die Sehnsucht nach einem Wiedersehen ist zwar da, jedoch ist die Unsicherheit und sind die damit einhergehenden unternehmerischen Planungsschwierigkeiten aktuell für die meisten Unternehmen zu ungewiss. Und die Reiseunlust ist noch zu groß. Es klappt im Moment einfach digital noch zu gut. Und die Experimentierfreude an digitalen Formaten ist derzeit zu groß, als dass man schon in wenigen Monaten in 2021 offline so weitermachen will wie früher. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre ich auf jeden Fall bei einem veränderten Offline-Messe-Konzept wieder dabei und würde jede Veränderung unterstützen und dann auch hingehen.

Auch das Vernetzen spielt bei einer Messe eine Rolle. Welche Optionen gibt es bei profino, mit anderen Branchenvertretern oder gar Vorständen in Kontakt zu treten?

Wir planen, eine neu konzeptionierte Such- und Matching-Funktion für Besucher einzuführen, mit der sich bspw. Makler aus verschiedenen Regionen oder Fachbereichen ganz einfach online finden können. Und ebenfalls neu: Auf den Fachkongressen können sich dann auch Aussteller und Makler „matchen“ und anschließend dauerhaft vernetzen. Für schnelle Fragen (Maklerservice) gibt es einen Chat am Messestand, der über jedes Endgerät genutzt werden kann – auch per Sprachsteuerung.

Ist es schwerer oder leichter, „Aussteller“ für eine Online-Messe zu finden? Wie finden Sie zu den Partnern und Firmen, die bei Ihnen Angebote platzieren?

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Zugegebenermaßen war es am Anfang recht schwer. Daher gilt unser Dank vor allem den Unternehmen, die unserer Vision vertraut und quasi bereits die Idee dahinter gebucht haben: KS AUXILIA, INTER, Gothaer, um die ersten drei dankend hervorzuheben. Heute fehlen nur noch wenige große Aussteller auf profino – und mit denen sind wir bereits im Gespräch. Dabei sind die Hauptgründe für eine Nicht-Teilnahme fehlende Ressourcen, eine skeptische Betrachtung der digitalen Verlängerung von Maklermessen oder auch die Maklerbetreuung, die profino als disruptiv ansieht – was sie definitiv nicht ist. Im Gegenteil. Nicht ohne Grund wählt profino regelmäßig den „Maklerbetreuer des Jahres“ – das Zusammenspiel zwischen profino und der persönlichen Betreuung macht eine ganzheitliche und segmentierte Maklermarktbearbeitung erst möglich. Ich bin der Auffassung, dass wir in ein bis zwei Jahren mit über 100 Ausstellern komplett sein werden. Dabei sind uns aktive Aussteller lieber als passive. Ein Roll-Up und zwei Stehtische machen ja auch keinen Offline-Messestand zum Publikumsliebling. Daher sollten auch Webinar-Workshops und regelmäßiger Content für einen messbar erfolgreichen Online-Messestand angeboten werden. Unsere Ausstellerberatung und der Bereich Corporate Publishing bei Alsterspree unterstützten hier sehr gerne.

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