Dass Versicherer in der Bevölkerung nicht das höchste Ansehen genießen, ist keine Neuigkeit. So kommen beispielsweise Versicherungsvertreter seit Jahren nicht aus den Umfragetiefs heraus. Neu ist aber, dass die Corona-Krise das ohnehin angeschlagene Image der Versicherer weiter in den Keller rutschen lassen könnte.

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So zeigte eine Umfrage unter Vorständen nicht nur, wo sich diese Neugeschäft erhoffen. Von den 30 befragten Versicherern befürchten 20, dass sich die Corona-Krise negativ auf das Branchenimage auswirken könnte. Prof. Dr. Fred Wagner, Vorstand des Instituts für Versicherungswissenschaften e.V. an der Universität Leipzig, sieht die Imagefolgen nicht ganz so negativ: „Gerade jetzt in der Krise haben die Versicherer die Chance, sich als Partner an der Seite der Kunden und der Gesellschaft zu positionieren – was langfristig positiv auf das Image einzahlen wird. Störend für das Image sind allerdings die Auseinandersetzungen um die Betriebsschließungsversicherungen.“

Wagner spielt damit u.a. auf die Verhandlungen vor dem Münchener Landgericht an, wo bereits erste Entscheidungen fielen. So kam etwa die Haftpflichtkasse um Zahlungen an eine KiTa herum, weil diese Notbetreuung für Kinder systemrelevanter Eltern sicherstellen musste und folglich nicht geschlossen war. Dass die Betreiber dennoch wirtschaftlichen Totalschaden erlitten - es scheint außer Schulterzucken wenig Reaktionen hervorzurufen. Wer solche Entscheidungen durchsetzt und ermöglicht, wird es schwer haben, das Image der Branche oder auch des eigenen Unternehmens aufzupolieren.

Allianz und Munich Re prüfen Pandemie-Ausschluss

Doch ganz untätig sind die Versicherer natürlich nicht. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg fragte bei zwei Schwergewichten der Branche, Allianz und Münchener Rück, nach, welche Konsequenzen sich aus der derzeitigen Lage für die Produktentwicklung ergeben. Laut Vorstandsmitglied Klaus-Peter Röhler wird die neue Betriebsschließungsversicherung der Allianz keinen Versicherungsschutz für Pandemien gewähren. Die Produktbeschreibungen seien dahingehend bereits überarbeitet worden, so der Vorstand gegenüber Bloomberg.

Bei Munich Re, dem weltweit größten Rückversicherer, zeichnet man derzeit keine Policen mehr, mit denen sich Kunden gegen die Folgen künftiger Pandemien absichern könnten. Munich Re-Vorstand Torsten Jeworrek im Interview mit Bloomberg: „Das ist unter Revision. Im Moment pausieren wir das, etwa bei den neuen Ausfallversicherungen für Veranstaltungen.“

Vom mächtigen Branchenverband GDV aus Berlin ist zu vernehmen, dass die deutsche Versicherungswirtschaft die Folgen von Pandemien nicht tragen könne. Ein Fonds, der auch mit Mittel der öffentlichen Hand gespeist werden soll, wäre dem Versicherer-Verband ganz recht. Von einem Solidaritätsfonds, wie ihn Hans-Georg Jenssen vom Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) bereits im März vorgeschlagen hat, ist hingegen seitens der Versicherer nichts zu lesen.

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Um die Worte von Prof. Wagner aufzugreifen: Es steht einmal mehr zu befürchten, dass die deutsche Versicherungswirtschaft, die Chance, sich als Partner an der Seite der Kunden zu positionieren, nicht nutzen wird.

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