Ob die Vorbilder dieser Serviceleistungen, wie Google und Amazon, bald selbst zu Risikoträgern in Deutschland werden würden, sei bisher nicht klar. Aufsichtsrechtlich wäre es jedoch kein Problem, betonte Hufeld. Auch ohne den Einstieg von Tech-Giganten sei aber der Veränderungsdruck innerhalb der Branche hoch. Insbesondere an der Kundenschnittstelle habe es in den letzten Jahren einen starken Wettbewerbsdruck durch Aktivitäten von Start-ups gegeben. Auch wenn diese nicht selbst Risikoträger sein würden oder wollten, könnten Start-ups Entwicklungen vorantreiben, die die Versicherer zwingen würde, effizienter zu arbeiten.

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Das Internet of Things könne Visionen aus der Vergangenheit in Zukunft Realität werden lassen, so Hufeld weiter. Er maß dabei vor allem Analyseverfahren auf Basis von künstlicher Intelligenz im Kern- oder Dienstleistungsgeschäft eine tragende Rolle zu. Jedoch müsse die letzte Verantwortung von Entscheidungen weiterhin beim Management und nicht bei Maschinen oder Algorithmen liegen, mahnte Hufeld. Die Branche solle sich außerdem an der Debatte über Werteentscheidungen, die im Hinblick auf die Digitalisierung zu treffen sind, aktiv beteiligen und sich nicht als „Opfer“ solcher Entscheidungen sehen.

Im Zuge der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Wagner, diskutierten Dr. Mathias Bühring-Uhle, Mitglied des Vorstands des Gothaer Konzern, Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Sofie Quidenus-Wahlforss, CEO & Founder von omni:us, Johannes Rath, Chief Digital Officer der SIGNAL IDUNA Gruppe, und Dr. Thilo Weichert, Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Datenschutz e. V. über die Zukunft von Big Data, Smart Data sowie Data Analytics in der Versicherungswirtschaft. Als prominentes Beispiel für kontroverse Debatten nannten die Teilnehmer die Diskussion um Telematik-Tarife. Neben der Erfüllung der Datenschutzrichtlinien seien im Zuge von Data Analytics und künstlicher Intelligenz Anforderungen des Aufsichtsrechts und des Verbraucherschutzes sowie gesamtgesellschaftliche Erwartungen an ethisches Verhalten zu beachten.

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Im Zuge dessen thematisierten die Teilnehmer die Akzeptanz algorithmisch getriebener Versicherungsprodukte. Sie kamen zum Schluss, dass „Übergriffe durch die Hintertür“ – z.B. eine tarifliche Differenzierung nach Geschlechtern durch Ersatzmerkmale, die in Algorithmen versteckt mitlaufen könnten – strikt zu vermeiden sind, jedoch ein Verbot smarter Tarif- und Produktentwicklungen die Innovationskraft hindern würde. Wichtig sei einerseits die Bereitschaft aller relevanter Akteure zur Transformation und andererseits der anhaltende Dialog zwischen der Assekuranz und der Aufsicht sowie dem Verbraucherschutz, schlossen die Teilnehmer.

PM IfVW
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