Als weiteres Problem mit Blick auf den Innenstädte könnten sich Lieferwagen entpuppen: diese ganzen Sprinter-Klassen. Da sieht man eine deutliche Zunahme durch Versandhändler und Paketdienste: Stichwort „Just-in-Time-Belieferung“. Es gibt allerdings keine neue Studie im Moment, die aufzeigt, in welchem Verhältnis diese Zunahme zum Unfallgeschehen in den Städten steht.

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Ich beobachte mögliche Risiken auch selbst, wenn ich auf Arbeit fahre. Da stehen manchmal zwei Lieferwagen gleichzeitig auf der unübersichtlichen Kreuzung oder blockieren Straßen an gefährlichen Stellen. Die können anders auch gar nicht stehen, es fehlt schlicht an Raum…

Ja, genau. Zugespitzt formuliert: Früher kam ein Postwagen, einmal am Tag. Heute kommen vier verschiedene Dienste zwei Mal täglich. Dieses Problem beobachte ich auch in meiner Wohnstraße. An den Kaufgewohnheiten – auch daran, dass man zu Hause sehr schnell über Internet bestellt – werden wir alle wenig ändern. Die Frage ist, ob wir diesen Händlern den öffentlichen Raum einfach mal gratis so zur Verfügung stellen: oder sie sich an den Kosten, auch für mehr Sicherheit, künftig beteiligen sollen.

Ich habe den Eindruck, es wird über Sicherheit auf den Autobahnen und auch über die Innenstädte diskutiert, aber einer der wichtigsten Unfallschwerpunkte bleibt außen vor. Nach wie vor sind auf den Landstraßen die meisten Unfalltoten und Schwerverletzten zu beklagen: im letzten Jahr starben hier 57 Prozent aller fast 3.300 Unfallopfer. Was wird aktuell diskutiert, um die Landstraßen sicherer zu machen?

Zunächst muss man sagen: Dass die Landstraßen der Unfallschwerpunkt sind, ist gar kein Wunder. Denn Sie haben, im Gegensatz zu Autobahnen, massenhaft Konfliktpunkte. Jede Kreuzung, jede Einmündung, jeder Feldweg, der da rauf geht, ist konfliktbeladen. Sie haben die Möglichkeit, zu überholen – was ja auch reichlich wahrgenommen wird. Auch da, wo Sie vielleicht gar nichts sehen. Und es werden sehr viel höhere Geschwindigkeiten gefahren als in der Stadt. Dass deswegen auf der Landstraße viel passiert, ist klar. Wir haben ja auch ein sehr großes Landstraßennetz.

Auch hier sind sicher Eingriffe möglich: zum Beispiel, dass ich die erlaubte Höchstgeschwindigkeit öfter mal von 100 auf 80 km/h reduziere und das dann auch kontrolliere. Aber so lange das nicht gemacht wird, bleiben für die Landstraße nur Kleinkorrekturen – dass man Kreuzungen noch sicherer macht, dass man die Übersichtlichkeiten verbessert. Dass man da, wo ich viele Geschwindigkeitsunfälle habe, auch mal einen Starenkasten hinstellt.

Und dann bleiben noch zwei Gründe für die Landstraßen als Unfallschwerpunkt übrig. Das eine haben Sie gleich zum Eingang angesprochen: Das sind die vielen Motorradunfälle, die überwiegend auf der Landstraße passieren. Und das andere ist das Thema „Bäume an der Straße“ – die bedauerlicherweise immer dann, wenn jemand von der Straße abkommt, auch gleich zum Tod oder schweren Verletzungen führen.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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