Die Debeka kann sich weiter als Platzhirsch in der privaten Krankenvollversicherung behaupten. Der Versicherer dominierte 2018 das PKV-Neugeschäft mit 80.880 hinzugewonnenen Vollversicherten. Das berichtet aktuell versicherungsmagazin.de und beruft sich auf Zahlen, die Marc Surminski in der „Zeitschrift für Versicherungswesen“ zusammengetragen hat.

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Zu bedenken gilt es, dass es sich beim Neugeschäft um den Brutto-Zugang handelt. Weil auch Versicherte abwandern oder versterben, können die Neuversicherten nicht mit dem tatsächlichen Zuwachs des Bestandes gleichgesetzt werden. Laut einer Studie des Ratinghauses Assekurata wuchs die Debeka im abgelaufenen Geschäftsjahr netto um 32.870 Mitglieder und zählte zum Jahresende 2.397.740 Vollversicherte. Der Versicherer war der einzige, der netto ein fünfstelliges Bestandswachstum vorzeigen konnte (der Versicherungsbote berichtete).

Hanse Merkur und Signal Iduna auf dem Podium

Stark gestaltete sich das Neugeschäft im letzten Jahr bei der Hanse Merkur, die brutto 24.821 Neuversicherte zählen konnte. Auch im Netto-Bestand landet sie mit einem Zuwachs von 8.076 Vollversicherten auf Rang zwei. Drittplatzierter ist die Signal Iduna mit 22.825 neu gewonnenen Kunden sowie einem Nettowachstum von 5.658 Vollversicherten. Im Jahr 2017 hatte die Signal Iduna allerdings noch 5.500 Personen mehr im Neugeschäft versichern können.

Mit Blick auf die gesamte Branche kriselte die PKV-Vollversicherung aber auch 2018 erneut vor sich hin. Laut Assekurata konnte die Branche brutto zwar erstmals seit 2011 wieder um 4.100 Personen wachsen, so dass 284.600 neue Vollversicherte gezählt wurden. Netto aber musste schon das siebte Mal in Folge ein Bestandsschwund festgestellt werden: 8.753.400 Vollversicherte zählte die PKV in 2017, zum Jahresende 2018 waren es noch 8.736.300 Vollversicherte.

Der PKV-Verband begründet diesen Schwund seit Jahren wiederkehrend mit Sondereffekten. So würden viele Selbstständige in ein Angestelltenverhältnis zurückkehren und müssten sich aufgrund eines zu niedrigen Einkommens wieder gesetzlich versichern: Ob sie wollen oder nicht. Auch demografische Effekte dürften darüber hinaus eine Rolle spielen, so dass Versicherte versterben: ebenso wie die Krankenkassen haben die Privatversicherer mit einem alternden Bestand zu kämpfen. Darüber hinaus dürfte auch der Ruf der Branche durch die anhaltenden Mediendebatten über steigende Prämien und die Bürgerversicherung gelitten haben.

mehr Umdeckungen

Wie Vertriebsexperte Matthias Beenken bei versicherungsmagazin.de berichtet, entfiel ein höherer Anteil als im Vorjahr auf Wanderbewegungen zwischen den privaten Krankenversicherern: also Umdeckungen. Die 29 Krankenversicherer verbuchten demnach 94,5 Millionen Euro Zuflüsse durch Alterungsrückstellungen der Vorgesellschaft als „Mitgift“. Das seien gut 7 Millionen Euro mehr gewesen als noch 2017.

Portable Alterungsrückstellungen können erst aus Krankenvollverträgen entstehen, die seit 2009 neu abgeschlossen wurden. Diese kurze Frist sei ein Grund für den Anstieg, berichtet Beenken: „Dennoch deuten die Zahlen auf eine Zunahme von Umdeckungsfällen hin“. Hierbei gilt es zu bedenken, dass drei Versicherer ihre Zahlen nicht kommunizieren wollten: Es fehlen die Axa, Central und Landeskrankenhilfe.

Diese fehlenden drei Anbieter können ein Grund sein, weshalb zwischen hinzugewonnenen und abgegebenen Alterungsrückstellungen eine gewaltige Lücke klafft: Die Versicherer gaben an, 65,1 Millionen Euro an andere Gesellschaften abgegeben zu haben. Die Central zählte zum Beispiel in der Assekurata-Studie mit einem Nettoverlust von 6.896 Personen zu den größten Bestandsverlierern (der Versicherungsbote berichtete).

Hanse Merkur ist „Umdeckungsgewinner“

Gewinner bei der hinzugewonnenen Alterungsrückstellungen war die Hanse Merkur mit 17,3 Millionen Euro Nettogewinn, die Signal Iduna mit 11,7 Millionen Euro sowie die Continentale mit 7,3 Millionen Euro. Die größten Verlierer bei den Altersreserven waren hingegen - von jenen Anbietern, die geantwortet haben - die DKV mit 9,8 Millionen Euro Nettoabfluss, die Allianz mit einem Minus von 2,4 Millionen sowie der Münchener Verein mit 1,4 Millionen Euro abgegebenen Kundengeldern.

Die Zahlen würden zeigen, dass es keine Korrelation zwischen dem PKV-Neugeschäft gebe und der Höhe der ausgeschütteten Provision, berichtet Beenken weiter. Im Gegenteil: Gerade die Debeka als Marktführer ist bekannt für vergleichsweise niedrige Abschlussvergütungen im Marktschnitt: auch bedingt durch das Vertriebsmodell, etwa das Anwerben neuer Kunden über Tippgeber. In der Statistik fehlen aber wichtige Daten, etwa zu den Großvertrieben.

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Auffallend sei jedoch, dass im Neugeschäft erfolgreiche Versicherer oft auch statistisch signifikant mehr Kundinnen und Kunden in den Sozialtarifen haben, also Standard-, Basis- und Notlagentarif. Dies sei einerseits durch die größere Zahl an Versicherten bedingt und deshalb "naturgemäß" - könnte aber daran liegen, dass einige Versicherer ihre Tarife für das Neugeschäft knapp kalkulieren, um neue Versicherte mit guten Preisen anzulocken: um dann aber die Prämien stärker anheben zu müssen. Eine entsprechende Tendenz zeige eine IGES-Studie von 2010. Hierbei gilt es zu relativieren, dass gerade der Marktführer Debeka für sehr stabile Prämien bekannt ist.

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