Die Allianz ist hier vorne mit dabei. Als erste ausländische Assekuranz dürfen die Münchener in China eine Holding gründen, an der kein heimisches Unternehmen beteiligt ist, so teilte der Versicherer im November des letzten Jahres mit. Ein Milliardenmarkt: Allein in den ersten drei Quartalen 2018 stiegt der Umsatz mit Lebensversicherungen auf dem chinesischen Markt um 28 Prozent auf 70 Milliarden Euro. Folglich hatte Oliver Bäte die Erlaubnis der chinesischen Finanzaufsicht als "signifikanten Meilenstein" gepriesen.

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Gegründet werden soll die China Holding im Laufe des Jahres. Speziell den Altersvorsorge-Markt hat Bäte im Blick: Es gäbe in China keine Rentenversicherung und keine private Absicherung, erklärt der Allianz-Chef nun dem "Handelsblatt". Allein Sparprodukte seien verbreitet. "Unsere Vermutung ist, dass genau dieses Know-how, das wir in Deutschland sehr stark haben, also Rentenversicherung und betriebliche Altersvorsorge, sehr attraktiv für chinesische Konsumenten sein kann", so Bäte.

Versicherungsmarkt in der Hand einheimischer Versicherer

Dennoch gestaltet sich das China-Geschäft der Münchener bisher schwierig. Zwar ist die Allianz auf dem Markt mit Versicherungsprodukten vertreten, aber dort eine sehr kleine Nummer. Bei der Tochter Allianz China Life ist der staatseigene Finanzriese CITIC Group mit im Boot. Rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt die Allianz nach eigenen Angaben aktuell in China. Die Allianz hält an dem Gemeinschaftsunternehmen 51 Prozent, Citic besitzt 49 Prozent.

In Taiwan erlitten die Münchener sogar eine Bruchlandung. Rund 78.000 Policen mit einem garantierten Zinssatz von 4 Prozent oder höher verkaufte die Tochter Allianz Taiwan Life an die China Life, zweitgrößter Versicherer in Ostasien. Auf den Policen lasteten Deckungsrückstellungen von 1,2 Milliarden Euro.

Der chinesische Versicherungsmarkt sei sehr speziell und der Anteil ausländischer Unternehmen mache bisher nur rund zwei Prozent aus, erklärt Bäte in dem "Handelsblatt"-Interview nun zu den Starthindernissen. Nur die zwei größten Versicherer könnten ihre Kapitalkosten decken. "Wer nicht über die Daten verfügt und kein Netzwerk hat, der verdient kaum Geld", so sein Fazit.

Deshalb setzt die Allianz in China erst einmal darauf, über Umwege dieses Netzwerk aufzubauen: Zum Beispiel über die Partnerschaft mit dem Plattformbetreiber JD.com, der bereits mehr als 300 Millionen Kunden erreicht. Der Internet-Händler ist schon jetzt einer der größten IT-Konzerne der Welt und verfügt dank seiner Verkaufsplattformen über eine immense Zahl an Kundendaten. Wobei der Weg eher umgedreht war: für die digitale Partnerschaft hat sich JD.com mit 85 Millionen Euro beim Sachversicherer der Allianz in China eingekauft. Über die Webkanäle des Online-Hauses können die Münchener unter anderem Versicherungen für Smartphones vertreiben. Hier habe man sich bei der jetzigen Joint-Venture-Tochter ein Konsolidierungsrecht für die Mehrheit gesichert, berichtet Bäte.

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Welch Potential in China schlummert, zeigt ein Ranking des Londoner Marktforschers Kantar Millward Brown, der die wertvollsten Versicherungsmarken der Welt kürte. Auf den ersten Plätzen sind drei chinesische Assekuranzen: Ping An, China Life und AIA. Die Allianz platziert sich auf Rang fünf der wertvollsten Versicherer.

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