Versicherungsbote: Sind InsurTechs immer noch die größte Bedrohung für Versicherungsunternehmen?

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Rupert Schäfer: Nein, im Gegenteil. Sie haben der Branche extrem geholfen, zukunftsfähig zu bleiben, und helfen dabei weiterhin.

Wie meinen Sie das?

Als sich die ersten Start-ups 2012 des Themas Versicherung angenommen haben, bekamen einige Manager in den etablierten Konzernen Angst vor Disruption. Sie dachten an Amazon und den Buchhandel. Und sie wussten: Sie sind der Buchhandel. Also haben sie Hunderte Millionen in alle Arten von Digitalisierung investiert, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das war auch dringend notwendig, der Versicherungssektor hinkte und hinkt hier anderen Branchen stark hinterher. So gesehen können die großen Unternehmen den InsurTechs dankbar sein.

Disruption ist ausgeblieben: Sind InsurTechs also gescheitert?

Wenn man Erfolg daran festmacht, ob ein Start-up den großen Playern signifikant Marktanteile abnimmt, dann sind InsurTechs nicht erfolgreich. Disruption wie in der Musikbranche, wo MP3 und Streaming die CD abgelöst haben, findet bislang nicht statt. Dennoch haben InsurTechs hohe Erwartungen in die Innovationen von Geschäftsmodellen geweckt. Die Zahl und Größe der Investments in diesen Sektor steigt seit 2016 kontinuierlich. Den etablierten Unternehmen geht es dabei um strategische Partnerschaften, um Wissenstransfer und Sicherung der eigenen Innovationsfähigkeit.

Funktionieren diese Partnerschaften?

InsurTechs haben erkannt, dass sie als strategische Partner der großen Unternehmen viel bessere Chancen haben. Denn sie haben es bis heute schlicht nicht geschafft, ausreichend eigene Kunden zu gewinnen. Was sie besser können als die traditionellen Player, sind schnelle agile Entwicklungsprozesse und radikales Denken vom Kunden her. Das muss nun in den Konzernen und damit beim Kunden ankommen.

Wird das klappen?

Die Kunst wird sein, die riesigen kulturellen Unterschiede im Mindset zwischen Konzern und Start-up zu bewältigen. Dieser Prozess kostet Zeit und Geduld. Wer das als Unternehmen nicht ernst nimmt und nicht mit einem nachhaltigen Change Management Prozess begleitet, frustriert am Ende alle: die alteingesessenen IT-Mitarbeiter und die jungen Wilden mit Bart und Wollmützen.

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Die Fragen stellte Björn Bergfeld

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