Am Donnerstag hat der Versicherungsdachverband GDV die neuen Regionalklassen für 2019 veröffentlicht. Für rund 11 Millionen Fahrzeuge gibt es Änderungen: Knapp 5,4 Millionen Autofahrer profitieren 2019 von besseren Regionalklassen in der Auto-Haftpflicht, aber 5,9 Millionen müssen auch mit höheren Prämien rechnen (der Versicherungsbote berichtete).

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Die Regionalklasse ist ein wichtiges Risikomerkmal für die Berechnung der jeweiligen Kfz-Versicherungsprämie. Entscheidend sind die Schadensbilanzen der 413 verschiedenen Zulassungsbezirke in der Republik. Wo viele Schäden zu beklagen sind, muss mit einer hohen Freiheitsklasse gerechnet werden. Obwohl unverbindlich, orientieren sich viele Versicherer daran. Während es für die Haftpflicht zwölf Regionalklassen gibt, sind es in der Vollkasko neun Regionalklassen und in der Teilkasko 16.

Unterschied von 58 Prozent bei der Jahresprämie

Wie aber wirkt sich der Wohnsitz auf die Kfz-Versicherungsprämie aus? Dies hat der Online-Makler Check24 mit drei Modellfällen anhand des eigenen Bestandes errechnet. Hierbei gilt es zu bedenken, dass wichtige Anbieter in der Autoversicherung nicht über das Portal abgeschlossen werden können. Sowohl der Marktführer HUK Coburg mit 11,6 Millionen versicherten Autos als auch die Nummer zwei auf dem Markt: die Allianz mit 8,3 Millionen Verträgen, listen ihre Tarife nicht bei dem Portal.

Beispiel unterschiedlich hoher Regionalklassen für einen Senior mit VW Golf. Die Regionalklasse wurde geändert, die anderen Merkmale bleiben identisch (siehe untenstehend). Quelle: Check24

Dennoch sind die Ergebnisse höchst aufschlussreich. Die höchste Differenz gab es absolut für einen 70jährigen Senior, der eine Vollkaskoversicherung für einen Golf VII 1.4 TSI abschließen wollte. Seinen Führerschein hat er seit 1968, fuhr lange unfallfrei (Schadensfreiheitsklasse 36) und parkt das Auto in der Tiefgarage, um hier nur einige Tarifmerkmale zu nennen.

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Während der Mann in einem Bezirk der niedrigsten Regionalklasse (Wesermarsch in Niedersachsen) 476,11 Euro Jahresprämie zahlen müsste, sind es in einer Region von Berlin mit der höchsten Klasse 12 sogar 753,41 Euro. Das bedeutet einen Prämienaufschlag von satten 277,30 Euro im Jahr.

Selbe Stadt und selbe Straße: dennoch 192 Euro Prämienunterschied

Grundsätzlich zeigen die Modellrechnungen, dass es die meisten Versicherer nicht bei einer groben Einteilung der Regionalklassen belassen, sondern die Beiträge postleitzahlgenau berechnen, berichtet Check24 in einem Pressetext. Das bedeutet, selbst innerhalb einer Straße in derselben Stadt müssen die Versicherten mit verschieden hohen Prämien rechnen. Der Kfz-Versicherungsbeitrag unterscheide sich zwischen verschiedenen Postleitzahlgebieten in der Landsberger Allee in Berlin bei sonst identischen Tarifmerkmalen um bis zu 192 Euro pro Jahr.

Deutliche Prämien-Unterschiede innerhalb einer Straße gebe es zum Beispiel auch in der Georg-Schumann-Straße in Leipzig (130 Euro), der Dachauer Straße in München (107 Euro) und der Elbchaussee in Hamburg (102 Euro) sowie in anderen deutschen Großstädten.

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Allerdings sind die Regionalklassen nur ein Wert, der in die Berechnung der Kfz-Versicherung einfließt: wenn auch ein sehr wichtiger. Für die Versicherer selbst sind die Regionalklassen unverbindlich und können ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit angewendet werden – in der Regel ist dies der 1. Januar 2019. Versicherte haben ein Sonderkündigungsrecht, wenn ihr Anbieter die Kfz-Prämie anhebt.

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