Doch Riester sei "grottenschlecht gemacht", so das Fazit des früheren Grünen-Politikers. Müller nennt gleich mehrere Versäumnisse. So hätte man mehr auf die Produktqualität achten sollen, statt zu hoffen, dass der Markt schon alles allein regle. Auch hätten die Anbieter Produkte unter dem Namen "Riester" verkauft, die schlicht zu teuer seien. Hier hätte ein Opt-out-Modell aus Sicht von Müller die Kosten bereits drücken können, also dass jeder riestert, solange er nicht explizit widerspricht: "weil dann Vertriebs-, Marketing- und Werbekosten nicht angefallen wären", so der Verbraucherschützer. Insofern ein strittiges Statement, da die Banken und Versicherer ja trotzdem um ihre Produkte hätten werben müssen, um nicht der Konkurrenz das Feld zu überlassen.

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Die Lösung: ein staatlicher Kapitalstock?

Zwei Erwartungen hätten sich bei Riester nicht erfüllt, kritisiert Müller: "dass sie jeder abschließt und dass sie eine signifikante Rendite abwirft". Hier könne es einen Ausweg bedeuten, wenn auch die gesetzliche Rentenkasse entsprechende Policen anbiete, vergleichbar mit ähnlichen Angeboten in Schweden oder Großbritannien.

"Die Idee ist: Private Altersvorsorge soll nicht den Banken und Versicherungen dienen, sondern den Menschen eine möglichst hohe Rendite bieten. Ein Standardprodukt, das nicht von kommerziellen Gewinninteressen und hohen Gebühren geprägt ist, wäre der richtige Weg", sagte Müller.

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Doch nicht jeder ist davon überzeugt, dass ein Kapitalstock bei der Rentenversicherung gut angesiedelt wäre. Er könnte auch beim Staat und der Politik Begehrlichkeiten wecken, wenn es wieder Löcher im Staatshaushalt geben sollte. "Ein Kapitalstock in Staatshand ist so ähnlich, als würde man einem Hund zwei Knochen hinschmeißen und sagen: Pass auf, einer ist für morgen!", kommentierte der Ökonom und Versicherungslobbyist Bernd Raffelhüschen im Versicherungsbote-Interview. Als Beispiel nannte er Rückstellungen für frühere Postbeamte, an denen sich der Staat bedient hatte.

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