Das Risiko der Altersarmut steigt. Während das Armutsrisiko bis zum Jahr 2036 im Westen von derzeit 15 auf dann 17 Prozent wächst, erhöht sich das Risiko im Alter in Armut zu leben im Osten von aktuell 21 auf 36 Prozent. Damit würde jeder dritte ostdeutsche Rentner unterhalb der Armutsgrenze leben. Das geht aus einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem November 2017 hervor.

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Grundsicherung im Alter - Zahlen steigen stetig

Ein Großteil der Bundesbürger (85 Prozent) geht davon aus, dass die Altersarmut in den kommenden zehn Jahren weiter zunehmen wird. Das zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Lions Club. Die Angst vor Altersarmut ist nicht unbegründet: Laut Statistischem Bundesamt bezogen im Dezember 2017 insgesamt 1.058.827 Personen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII). Die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt hatten davon knapp 544.000 Personen erreicht. Ende 2016 waren es noch 525.595 Personen.

Für zukünftige Rentnergenerationen wird es voraussichtlich noch dicker kommen. Denn: Millionen Deutschen droht im Jahr 2030 die Altersarmut, wenn es kein Umsteuern in der Rentenpolitik gibt. Das prognostiziert die Gewerkschaft ver.di bereits im Juni 2017 und stützte sich dabei auf eine Studie des Eduard Pestel Instituts aus Hannover. Wenn das Rentenniveau bis dahin auf 43 Prozent absinke, würden 30 Prozent aller Arbeitnehmer in Westdeutschland und sogar 40 Prozent der Beschäftigten im Osten eine Rente unter 800 Euro monatlich erwarten, so Berechnungen des Institutes. Das gelte selbst dann, wenn die Betroffenen 45 Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben.

Jeder zweite Erwerbstätige erzielt Bruttoeinkommen von weniger als 2.500 Euro

Hintergrund der aktuellen Berechnungen ist der Umstand, dass aktuell 44 Prozent der sozialversicherungspflichtig Erwerbstätigen weniger als monatlich 2.500 Euro brutto in der Lohntüte haben. Rechnet man noch die 5,14 Millionen Minijobber hinzu, verdienen deutschlandweit rund 50 Prozent aller Beschäftigten weniger als 2.500 Euro brutto. All diese Menschen erwarten in 2030 eine Rente nahe oder unterhalb der Grundsicherung, warnt ver.di.

Frauen seien von Altersarmut besonders bedroht: 62 Prozent der Frauen im Westen und 68 Prozent der Frauen verdienen laut Studie weniger als 2.500 Euro im Monat. Zudem müssten sie öfter ihr Erwerbsleben für Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen unterbrechen, geben die Studienmacher zu bedenken, so dass viele Frauen weniger Beitragsjahre in der Rentenkasse ansammeln. In die gleiche Kerbe schlägt eine Studie des Hannoveraner Pestel-Instituts. Demnach würden 40 Prozent der Babyboomer ab 2030 weniger als 800 Euro im Monat aus der gesetzlichen Rente erhalten.

3,7 Millionen Beschäftigte bekommen weniger als 2.000 Euro brutto im Monat

Ein noch deutlicheres Ergebnis liefert nun eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag. So würden aktuell rund 3,7 Millionen Beschäftigte mit vollem Job weniger als 2.000 Euro brutto im Monat verdienen. Das entspricht 17,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Deutschland. Das berichtet das "Handelsblatt" und beruft sich dabei auf die "Deutsche Presse-Agentur".

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Während der Anteil im Westen der Republik lediglich bei 14,7 Prozent liege, würde dies im Osten fast ein Drittel der Beschäftigten betreffen (31,2 Prozent). Auf den Spitzenplätzen liegen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit 34,3 Prozent. Der niedrigste Anteil der Beschäftigten unter 2.000 Bruttogehalt sei mit 12,4 Prozent in Baden-Württemberg zu finden. Einhergehend mit den niedrigen Einkünften sparen Arbeitnehmer auch weniger Geld in die Rentenkasse. Die Folgen dürften dramatische Ausmaße haben. Denn damit droht insbesondere den östlichen Regionen ein massives Altersarmuts-Problem. „Ostdeutschland droht, zum Armenhaus zu werden.“, sagte Linksfraktionschef Dietmar Bartsch. Die Bundesregierung müsse deshalb reagieren. So solle beispielsweise der Mindestlohn von 8,84 Euro auf 12 Euro erhöht werden, fordert Sabine Zimmermann (Sozialexpertin der Linken).

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