Claus-Dieter Gorr: Der Gesetzgeber wird den Versicherern zur Erledigung ihrer Hausaufgaben eine Frist setzen müssen. Inhaltlich bedeutet das beispielsweise für die BU-Versicherer: Implementierung klarer Leistungsbeschreibungen und Definition transparenter Mitwirkungs- und Nachweispflichten für Versicherte im Leistungsfall. Heute müssen sich Versicherte im Leistungsfall die kostenintensiven Dienste von sogenannten Leistungsregulierern sichern, weil sie mit der Fragenflut und Nachweisvielfalt vielfach überfordert sind. Das ist doch auch völlig absurd: Versicherte müssen im Leistungsfall zunächst viel Geld an Dritte zahlen, um dann vielleicht von ihrem Versicherer BU-Leistung zu erhalten. Hier ist der Gesetzgeber ganz klar gefordert.

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Die Leistungsentscheidung der Versicherer selbst muss wiederum, basierend auf der zu überarbeitenden Leistungsbeschreibung, transparent und nachvollziehbar sein. Erfolgt das in der Breite nicht, wird der Gesetzgeber regulatorisch eingreifen müssen. Aktuell handelt hier jeder Versicherer, wie er will, Vermittler und Schutzbedürftige sind diesbezüglich völlig orientierungslos. In der PKV brauchen wir ebenso mehr Transparenz in den Leistungsprozessen. Allerdings in diese Baustelle deutlich kleiner.

Aktuell wird wieder eine Bürgerversicherung diskutiert, auch wenn sie vorerst abgewendet scheint. Ihre Prognose: Wäre Bürgerversicherung Totengrab für die PKV - oder könnten Privatversicherer im Wettbewerb mit GKV auch Stärken ausspielen, wenn alle zu denselben Bedingungen Krankenvollversicherungen anbieten müssten?

Das kommt auf das Gesamtkonzept und die damit dann möglicherweise verbleibenden Geschäftsfelder an.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat erneut ein Provisionsverbot gefordert: davon könnten auch die private Krankenversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung betroffen sein. Wie beurteilen Sie den Vorstoß?

Bevor wir über ein Provisionsverbot für Vermittler sprechen, sollten wir die fachlichen Qualifikationslücken der Verbraucherschützer im Hinblick auf Versicherungsprodukte dringend aufarbeiten und anschließend die fortlaufende Weiterbildung dieser Gruppe sicherstellen.

PKV sind beratungsintensive Sparten. Vermittler müssen nicht nur die Lebenssituation des Interessenten analysieren, sondern auch seine Krankenakte durchleuchten. Wie kann hier eine Honoarberatung/ -vermittlung aussehen? Erfordert das neue Vergütungsmodelle, etwa Beratung gegen Abo?

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Klar. Qualifizierte Zeit wird vom Kunden bezahlt werden müssen.

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