Beim Konzernumbau der Generali-Gruppe sind die Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsräten ins Stocken geraten. Bereits seit drei Monaten würden die Gespräche zwischen Konzernleitung und Arbeitnehmern bereits laufen, berichten die Aachener Nachrichten am Freitag, doch ein Ende der Verhandlungen sei derzeit nicht abzusehen.

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Konkret gehe es um eine Beschäftigungsgarantie für angestellte Mitarbeiter beziehungsweise die Frage, wie die Stellen abzubauen seien, so berichtet die Regionalzeitung. Jörg Lindner, Sprecher der zum Konzernbund gehörenden AachenMünchener, wird mit den Worten zitiert: „Die Verhandlungen können durchaus noch Monate dauern.“

Debatte über mögliche betriebsbedingte Kündigungen

Fraglich sei zum Beispiel, wie ein Eckpunktepapier zu bewerten ist, dass beide Parteien bereits ausgearbeitet haben. Darin ist eine Beschäftigungsgarantie festgeschrieben, wonach es keine betriebsbedingten Kündigungen bis zum Jahresende 2021 geben solle. Auch eine Standortgarantie ist in dem Papier enthalten, mit Ausnahme von Augsburg.

Während der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der AachenMünchener, Karl-Rupert Hasenkopf, in dem Papier einen „verbindlichen Vertrag“ sehe, werten die Konzernchefs dieses als „Absichtserklärung“, das nur einen losen Rahmen für weitere Verhandlungen vorgebe.

Hasenkopf will betriebsbedingte Kündigungen bis 2023 vermeiden, die Garantie also ausweiten. Allein in Aachen beschäftigt die Generali nach Konzernangaben circa 1.700 Mitarbeiter, davon 1.650 Vollzeitstellen. 550 dieser Mitarbeiter arbeiten für die AachenMünchener Versicherung.

Wie wirkt sich Sanierung auf Standorte aus?

Offen sei, wie sich das Sanierungsprogramm der Generali auf die einzelnen Standorte und Arbeitsplätze auswirken werde, berichtet die „Aachener Nachrichten“. Beispiel Hamburg und München: Hier werden große Teile des Lebensversicherungs-Geschäfts der Generali betreut.

Die Bestände der Generali Leben sollen im 1. Quartal 2018 in den „Run-off“ überführt werden, der Versicherer zeichnet dann in diesen Tarifen kein Neugeschäft mehr. Ein Verkauf der Bestände wird zumindest geprüft: Der Schwerpunkt des Leben-Geschäftes soll fortan bei der AachenMünchener liegen. Der Betriebsrat der Generali fürchte nun, dass die Standorte Hamburg und München weit stärker unter diesen Weichenstellungen leiden, als dies bisher kommuniziert wurde.

Betriebsbedingte Kündigungen vermeiden

Bundesweit beschäftigt die Generali Gruppe laut eigener Webseite rund 12.400 Mitarbeiter. Doch Konzernchef Philippe Donnet hat dem Konzern ein ehrgeiziges Umbauprogramm verortet, das den Abbau doppelter Strukturen vorsieht. Fest steht, dass der traditionsreiche Name AachenMünchener aufgegeben werden soll: Die Policen der Konzerntochter sollen auch unter dem Namen "Generali" vertrieben werden. "Wir bevorzugen den Wettbewerb mit unseren Konkurrenten, nicht mit uns selbst“, hatte Donnet das Aus für die Traditionsmarke begründet (der Versicherungsbote berichtete).

Laut den Aachener Nachrichten gibt sich Betriebsrats-Chef Hasenkopf optimistisch, dass trotz der Umbaupläne betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können. Rund 800 Mitarbeiter würden bis 2023 deutschlandweit aus Altersgründen ausscheiden bzw. weil sie nur befristete Verträge haben, sagte er der Zeitung. Wenn die Generali die Mitarbeiterzahl nun auf eine Minimalkapazität herunterfahre, könnte die Generali Probleme bekommen, künftig Auszubildende und Fachkräfte für den Konzern zu gewinnen, warnt Hasenkopf.

Generali will in Deutschland Geld einsparen - und peilt die Marktführerschaft an

Die Generali Deutschland AG ist nach eigenen Angaben mit Prämieneinnahmen von 16,2 Milliarden Euro der zweitgrößte Erstversicherungskonzern auf dem deutschen Markt. Zum deutschen Teil der Generali gehören die Generali Versicherungen, AachenMünchener, CosmosDirekt, Central Krankenversicherung, ADVOCARD Rechtsschutzversicherung, Deutsche Bausparkasse Badenia sowie Dialog.

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Doch der Konzern will schnell wachsen. Deutschland-Chef Giovanni Liverani hat in einem Interview mit der Börsenzeitung im Mai letzten Jahres angekündigt, dass der Versicherer Marktführer im Privatkundengeschäft werden wolle - ein Platz, den aktuell mit Abstand die Allianz inne hat. Dafür müsse der Versicherer "seine Kostenpositionen weiter verbessern" - sprich: deutlich sparen (der Versicherungsbote berichtete).

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