AachenMünchener-Chef Christoph Schmallenbach. Quelle: amv.deDie Generali macht ihren Exklusivvertrieb (EVG) dicht – und zum 01. Juli 2018 sollen sich die rund 2.800 Mitarbeiter der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) anschließen, Europas größtem Finanzvertrieb. Doch alle Produkte der AachenMünchener Leben, die bisher ausschließlich der DVAG vorbehalten blieben, dürfen die angehenden Vermögensberater bereits ab sofort vertreiben. Dies bestätigte Christoph Schmallenbach, Vorstandsvorsitzender der AachenMünchener, in einem Interview mit dem Branchenportal „Versicherungswirtschaft heute“.

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AachenMünchener besser für Niedrigzins gerüstet als Generali Leben

„Dieses Zeichen des Willkommens wird schon sehr gut angenommen“, sagte Schmallenbach in dem Interview. Er betonte, welche Vorteile die AachenMünchener Leben gegenüber der Konzernschwester Generali Leben habe: der Produktkatalog sei schon vor zwei Jahren fast vollständig umgestellt worden, so dass der Versicherer seit dieser Zeit kaum noch Garantieprodukte vermittle.

Im Gegensatz zur Generali Leben habe die AachenMünchener ihr Portfolio stattdessen zeitiger auf Biometrie- und Fondspolicen umgestellt. Diese kommen mit dem Niedrigzins an den Kapitalmärkten besser zurecht, weil die Versicherer hierfür weniger Rücklagen bilden müssen und die eingesammelten Beiträge breiter anlegen dürfen: sie sind weniger auf festverzinsliche Geldanlagen verpflichtet, die heute kaum noch etwas abwerfen.

Die Generali Gruppe will ihre deutsche Tochter Generali Leben in einen Run-off überführen und prüft auch den Verkauf an einen Investoren. Das Neugeschäft wird dann komplett eingestellt. Das Wegbrechen des Neugeschäfts in der Leben-Sparte ist ein wichtiger Grund, weshalb sich die Generali von ihrem deutschen Exklusivvertrieb trennt: den Vertretern würde ohne Leben-Geschäft die Existenzgrundlage entzogen.

Marke AachenMünchener wird eingestampft

An den Namen AachenMünchener sollten sich die Vermittler allerdings nicht zu sehr gewöhnen. Denn die Generali Group wird sich von der Marke trennen, wie CEO Philippe Donnet bereits bestätigt hat (der Versicherungsbote berichtete). Donnet will Policen der AachenMünchener künftig im Neugeschäft nur noch unter der international ausgerichteten Marke Generali vertreiben – obwohl diese hierzulande weniger bekannt ist. So plant die Generali allgemein, mehrere regionale Marken einzustampfen. „Wir bevorzugen den Wettbewerb mit unseren Konkurrenten, nicht mit uns selbst“, begründete der Manager den Schritt.

So stellt sich eine etwas seltsame Situation ein: die scheidenden Generali-Vertreter vertreiben vorübergehend Lebensversicherungen der AachenMünchener – die dann wiederum bald als Generali agieren wird, also unter dem Namen des alten Arbeitgebers. Fraglich ist zudem, was mit den Tarifen des Sachgeschäfts passiert, die der Ausschließlichkeitsvertrieb bisher vermittelt hat. „Auch hier brauchen die Ausschließlichkeitsvertreter, die ihre Kunden komplett betreuen, Klarheit, die wir ihnen geben“, versprach Schmallenbach in dem Interview. Fest steht: Zunächst sollen alle Generali-Sachprodukte weiterhin verkauft werden.

Eigene Überführungsgesellschaft soll gegründet werden

Die Generali hatte Ende September letzten Jahres ein umfassendes Restrukturierungsprogramm verkündet: Einheiten sollen gebündelt und damit die Struktur verschlankt werden, um Kosten zu sparen. Ein Teil des Umbauprogramms ist es, dass sich 2.800 Vertreter aus dem Exklusivvertrieb der Generali Deutschland (EVG) als freie Handelsvertreter der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) anschließen.

Zum weiteren Zeitplan nannte Schmallenbach, der auch im Vorstand der Generali Deutschland AG sitzt, weitere Details: “Zunächst werden wir als Generali für den Exklusiv-Vertrieb mit der Allfinanz eine eigene Gesellschaft gründen und die Außendienst-Mitarbeiter dorthin überführen”, sagte der Manager. Diese Gesellschaft werde dann Mitte 2018 an die DVAG Gruppe übertragen, die dann die unternehmerische Steuerung dieses Vertriebszweigs übernehme.

Doch nach wie vor gibt es auch offene Fragen. So sei weiterhin unklar, was mit dem Gewerkschafts- sowie Metallrenten und Klinikrenten der früheren Volksfürsorge geschehe. Ziel müsse es sein, dass zukünftig alle DVAG-Berater auf das gleiche Produktportfolio zugreifen können, sagte Schmallenbach. Auch bei der künftigen Vergütung der Wechsler gebe es noch eine "etwas komplexere Lage" bezüglich der Frage, wie Bestands- und Neugeschäft künftig entlohnt werden. Man wolle individuelle Modellrechnungen auf den Bestands- und Spartenmix der früheren Generali-Vertreter abstimmen.

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Die Generali hatte beim Konzernumbau auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen (der Versicherungsbote berichtete). Wenn Versicherungsmakler Generali-Produkte vertreiben wollen, können sie zukünftig nur noch die Marke Dialog nutzen (der Versicherungsbote berichtete).

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