Seit Montag letzter Woche schwappt eine Welle der Empörung durch Maklerforen. Ziel ist ein Versicherer, der sich zuletzt ohnehin nicht bei ungebundenen Vermittlern beliebt gemacht hat: die Generali. Nachdem Makler fortan nur noch Produkte der Firmentochter Dialog verkaufen dürfen, werden nun Vorwürfe laut, die schwer wiegen. Von „Lügen“ schrieben manche Makler in den Foren, von „dreister Täuschung“. Und vom Versuch, mit fragwürdigen, vielleicht sogar rechtswidrigen Mitteln Maklerbestände zur Deutschen Vermögensberatung (DVAG) umzudecken.

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Kundenanschreiben: „Ihr Generali-Berater wird für die Allfinanz tätig sein“

Anlass ist ein Schreiben, das die Generali an Kundinnen und Kunden der Makler geschickt hat. Darin wird behauptet: „Ab Mai 2018 wird ihr Generali-Berater in der Allfinanz Aktiengesellschaft DVAG…tätig sein“. Zugleich wird der Kunde um sein Einverständnis gebeten, dass seine persönlichen Kundendaten an die DVAG weitergegeben werden dürfen. Die Allfinanz sei gegründet worden, „um im Interesse unserer Kunden die Vor-Ort-Betreuung zu bündeln“. Am Versicherungsschutz und Ansprechpartner ändere sich hingegen nichts, heißt es in dem Anschreiben, das dem Versicherungsboten vorliegt.

Das Problem: Weder waren die Versicherungsmakler über die Kundenanschreiben informiert worden. Das Behauptete stimmte auch schlicht nicht. Die betroffenen Versicherungsmakler wollen sich nicht der DVAG anschließen: sie wollen weiterhin als Makler tätig sein. Und sie wollen gern auch die Bestände behalten, die sie früher für die Generali an den Mann bzw. an die Frau gebracht haben.

Schnell entstand der Verdacht, es handle sich um ein grobes Foulspiel des Versicherers. Stellvertretend hierfür die Wortmeldung eines Maklers in der Facebook-Gruppe „Der Versicherungsmakler": „Hier wird erklärt, dass der bisherige Betreuer zur DVAG wechselt, was schon an Dreistigkeit nicht zu überbieten ist und eine Lüge darstellt. Anscheinend will man die Maklerbestände an die DVAG geben.“

Der Stein des Anstoßes: In einem Kundenanschreiben kündigt die Generali an, dass der "Berater" zur DVAG wechseln wolle - und bittet um die Erlaubnis, sensible Daten weitergeben zu dürfen.

Generali gesteht Fehler ein

Der Versicherungsbote hat die Generali mit dem Kundenanschreiben konfrontiert. Der Versicherer zeigt sich reumütig und gesteht Fehler ein. Dabei deutet vieles darauf hin, dass die Generali keineswegs auf fragwürdige Weise Verträge umdecken wollte - sondern bei ihrem Strukturprogramm zum Konzernumbau schlicht patzte.

Falsche Kundenanschreiben "aufgrund eines technischen Fehlers"

Ein Sprecher der Generali Deutschland verwies auf den aktuellen Konzernumbau, um zu erklären, weshalb man die fragwürdigen Anschreiben verschickt hat. Dabei richtet der Versicherer auch seine Vertriebskanäle neu aus. Ein wesentlicher Baustein ist, dass sich rund 2.800 Ausschließlichkeitsvertreter, die bisher für die Generali tätig waren, als Handelsvertreter der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) anschließen sollen. Folglich gehen auch die Kunden- und Vertragsdaten, die aktuell bei der Generali Versicherung AG gespeichert sind, an die Allfinanz Aktiengesellschaft der DVAG über. Schließlich wollen diese Vertreter ihren bisherigen Bestand behalten.

Das Datenschutzgesetz schreibt nun vor, dass die Generali die Kunden aller wechselwilligen Generali-Vertreter mit einem Anschreiben in Kenntnis setzt, dass der Vermittler fortan für einen anderen Finanzdienstleister tätig sein wird und die Kundendaten entsprechend übertragen werden. Auch müssen die Kunden informiert werden, dass sich an den Verträgen nichts ändert. Hier kam es nun zu dem Fehler, wie der Generali-Sprecher informiert.

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Der Sprecher erklärt: "Es gibt Kunden, die sowohl Verträge haben, die bisher von einem Generali-Berater betreut werden, als auch Verträge, die von einem unabhängigen Vertriebspartner betreut werden. Diese Kunden erhielten ebenfalls das Schreiben, das sich jedoch ausschließlich auf die vom Generali-Berater betreuten Verträge bezieht. Aufgrund eines technischen Fehlers wurde auf diesen Kundenbriefen statt der Versicherungsscheinnummer, die dem Generali-Berater zugeordnet ist, eine Vertragsnummer gedruckt, die durch einen unabhängigen Vertriebspartner betreut wird. Hierdurch wurde der Anschein erweckt, die Generali wolle Verträge, die von unabhängigen Vermittlern betreut werden, auf Berater der Allfinanz übertragen."

Entschuldigung der Generali - und Hotline

Wie viele Kundinnen und Kunden das falsche Anschreiben erhalten haben und wie viele Makler betroffen sind, kommunizierte die Generali nicht. Mittlerweile haben sich auch Ausschließlichkeitsvertreter der Generali an den Versicherungsboten gewendet, die sich zukünftig nicht der DVAG anschließen wollen, sondern eigene Wege gehen. Auch ihre Klienten haben einen entsprechenden Brief zugeschickt bekommen.

Doch die Generali nimmt den Vorfall ernst. Für den Fehler "entschuldigt sich die Generali bei allen betroffenen Kunden ausdrücklich", sagte der Sprecher dem Versicherungsboten. Und weiter: "Der Versicherer ist bereits dabei, sich per Brief an alle betroffenen Kunden zu wenden und den Sachverhalt richtig zu stellen: Sämtliche Kunden werden weiterhin unverändert durch den jeweiligen unabhängigen Vertriebspartner betreut. Eine Datenweitergabe an die Allfinanz Aktiengesellschaft DVAG erfolgt nicht".

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Zusätzlich hat die Generali eine exklusive Hotline geschaltet (089 5121-1743), an die sich Unabhängige Vertriebspartner wenden können. Betroffene Kunden könnten sich wie gewohnt über das Kunden Service-Center informieren, berichtet der Konzernsprecher.

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