Versicherungsbote: DOCURA firmiert als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG). Warum haben Sie sich für diese Rechtsform entschieden? Wo liegen die Vorteile dieser Rechtsform, etwa gegenüber einer Aktiengesellschaft?

Dirk Thomas:
Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit haben als Selbsthilfeeinrichtung eine lange Tradition. Wesentlicher Aspekt ist bei einem VVaG, dass erwirtschaftete Überschüsse im Unternehmen und somit bei den Mitgliedern bleiben. Anders als bei Aktiengesellschaften müssen keine Dividenden für Dritteigentümer erwirtschaftet werden. Gleichzeitig liegt der Fokus auf einer hohen Eigenmittelausstattung und damit einer großen wirtschaftlichen Stabilität des Unternehmens, was gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ein nicht unerheblicher Aspekt für die Versicherungsnehmer ist.

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Was haben VVaG für Schwachpunkte? Hand aufs Herz: Gab es bereits Momente, in denen Sie mit einer anderen Rechtsform geliebäugelt haben?

VVaG unterliegen gewissen Beschränkungen, etwa in der Kapitalaufnahme auf dem freien Kapitalmarkt, um z. B. die Aufnahme eines neuen Versicherungszweiges zu finanzieren. Wir müssen das aus eigenen Mitteln bestreiten und entsprechende Sicherheiten erwirtschaften. Da wir aber unsere Kompetenz in den von uns betriebenen Sparten in vielen Jahrzehnten bewiesen haben, sehen wir das nicht als Nachteil an. Hinweisen möchten wir auch auf die hohe Eigenmittelquote, die bei VVaG oft anzutreffen ist und eine hohe finanzielle Stabilität bedeutet. Mit einem Wechsel der Rechtsform haben wir daher nicht geliebäugelt.<7p>

In der Definition der VVaG heißt es: „Die VVaG ist getragen von den Bedürfnissen seiner Mitglieder. Das sichert ihm Marktnähe und Innovationskraft.“ Was macht die DOCURA besonders innovativ?

Die DOCURA ist allein dem Interesse unserer Mitglieder verpflichtet, Zielsetzung ist nicht eine Gewinnmaximierung. Das beinhaltet insbesondere, dass wir den bestmöglichen Versicherungsschutz zu einem günstigen Beitrag anbieten. Aufgrund von Größe und Struktur unseres Unternehmens, die kurze Entscheidungswege ermöglicht, können wir schnell Änderungen umsetzen und auch auf die Wünsche unserer Versicherungsnehmer reagieren.

Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit hatten ursprünglich das Prinzip: „Alle tragen gemeinsam die Last des Einzelnen“. Ist das immer noch so? Wie profitieren einzelne Versicherungsnehmer von der Versichertengemeinschaft?

Das Prinzip der Gefahrengemeinschaft gilt auch weiterhin. Mit den Beiträgen aller Versicherungsnehmer werden die finanziellen Risiken der einzelnen Versicherungsnehmer aus Schadenfällen abgesichert, was natürlich in besonderem Maße für existenzbedrohende Schadenfälle gilt.

Als Nachteil von VVaG wird u.a. genannt, dass sich diese Rechtsform im internationalen Wettbewerb als Hemmschuh erweise. Sehen Sie Möglichkeiten, dass sich VVaG auch international behaupten? Ist das Geschäft der DOCURA auf Deutschland beschränkt – oder haben Sie auch das Ausland im Blick?

Das Geschäftsgebiet der DOCURA ist auf Deutschland beschränkt. Wir sehen diese Beschränkung allerdings auch nicht als nachteilig für ein Unternehmen unserer Größe an. Bei großen VVaG kann das anders sein.

Sollen und können Versicherungsvermittler nach ihrer Einschätzung im Beratungsgespräch thematisieren, ob es sich bei Versicherungen um VVaG handelt? Wie kann dies ihrer Meinung nach ge­schehen – da das Thema abstrakt ist und dem Kunden schwer zu vermitteln?

Sicherlich werden sich viele Versicherungsnehmer noch nicht mit diesem Thema beschäftigt haben, da dies nicht unmittelbar den Versicherungsschutz betrifft. Dennoch haben Fragen wie z. B. die von uns gewährte Beitragsrückerstattung Einfluss auf den Beitragsvergleich und sollten daher auch in eine Beratung einfließen. Persönliche Kontakte und feste Ansprechpartner bei Vertrags- wie Schadenfragen sind weitere Pluspunkte, mit denen insbesondere kleine VVaG aufwarten können – für Versicherungsnehmer wie Vermittler ein durchaus wichtiger Aspekt.

Wie können Vermittler von einer Zusammenarbeit mit DOCURA profitieren? Gibt es bestimmte Tools oder Programme, mit denen Sie den Vertrieb unterstützen?

Die DOCURA arbeitet bundesweit mit einer Vielzahl von Vermittlern zusammen, wobei die Kommunikation über verschiedene Wege möglich ist. Ein Großteil läuft selbstverständlich online ab, sei es über Maklerportale oder z. B über die Homepage der DOCURA. In Kürze wird auch die Anbindung über Webservices zur Verfügung stehen, BiPro folgt in den nächsten Monaten.

Vielen Dank für das Interview!

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Das Interview wurde im aktuellen Versicherungsbote Fachmagazin vom 28. Oktober 2014 veröffentlicht. Die nächste Ausgabe erscheint am 12. Mai.

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