Fusionsgespräche, Gerüchte und Rekordzahlen – das Provinzial NordWest Versicherungsunternehmen hat in den letzten Monaten für reichliche Schlagzeilen gesorgt. Neben stetigen Verkaufs- und Fusionsgesprächen, konnte der Sparkassen-Versicherer vergangenen Mittwoch Rekordzahlen präsentieren und das trotz rückläufiger Beitragseinnahmen von 2,99 Milliarden Euro und einen ehemaligen Status als „Sorgenkind“. Das Jahr 2012 war das bisher erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte, mit einem Überschuss von 136,2 Millionen Euro. Das sind immerhin 20 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Besonders die drei Schadens- und Unfallversicherer, aber auch das deutlich gestiegene Kapitalanlageergebnis haben zu diesem Ergebnis beigetragen. Aus der Lebensversicherung will Provinzial nicht aussteigen, auch wenn das Neugeschäft zurückgefahren wurde.

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Eine hohe Gewinnausschüttung an die Anteilseigner wird folgen, was zu regen Diskussionen und Erklärungsdruck führte. Nicht zuletzt, weil sich die Ausschüttung an die Eigentümer, vorwiegend Sparkassen- und Landesverbände, immerhin auf 70 Millionen verdoppeln soll. Die Gewerkschaft Verdi überprüft derzeit, ob die Ausschüttung gegen rechtliche Bestimmungen verstößt. Schließlich sollen Gewinne vorrangig dazu verwendet werden, das Eigenkapital zu erhöhen und die Mittel zur Absicherung von Überschussbeteiligungen und Garantiezinsen der Kunden zu nutzen. Außerdem ist es laut Einschätzungen fraglich, ob der Gewinn der Provinzial den Sparkassen im Norden helfen kann. Bisher gibt es von Provinzial Nordwest zu diesem Vorgehen jedoch keine Stellungnahme.

Noch ist nicht sicher, ob es zu einer Fusion kommt

Die guten Zahlen haben Fusionsfragen wieder ins Rollen gebracht. Die ursprünglichen Pläne und Verhandlungen zu einer Übernahme von Provinzial Nordwest durch die Allianz im Vorjahr, wurden von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Dezember gebremst. Die Provinzial-Versicherungsgesellschaften im Rheinland und in Westfalen sollen nun bis Ende März 2013 über eine Fusion verhandeln.

Eine Fusion derart sehen Experten als sinnvoll, allein um Kosten zu sparen. Eine Verschmelzung könnte aber auch durch doppelte Abteilungen einen Personalabbau bedeuten. Vorstandschef Ulrich Rüther ist auch ganz klar für einen Zusammenschluss, sich aber auch sicher, dass Provinzial Nordwest auch stark genug sein könne, wenn es nicht dazu kommen würde. Um jeden Preis muss die Fusion also nicht stattfinden. Dabei ist nicht auszuschließen, dass es auch ohne Fusion zu Sparmaßnahmen kommen kann. Details und Zeitplan gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, zunächst sollen beide Versicherer bewertet werden. Eine Fusion ist nur bei Einstimmigkeit aller Eigentümer möglich.

Schlagzeilen auch im Vorstand selbst

Ulrich Rüther selbst sorgte im Dezember für Aufsehen, nachdem er vor einer Betriebsversammlung einen Schraubendreher-Angriff in einer Tiefgarage vorgetäuscht hatte. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen einer vorgetäuschten Straftat, wurden allerdings gegen eine Geldbuße eingestellt. Für Aufsichtsrat und die Aufsichtsbehörde BaFin sei die Sache erledigt und demnach auch für Rüther. Zu dem Vorfall wollte er keine weiteren Informationen mehr geben.

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