Elementargefahren

Elementargefahren können verschiedene Formen annehmen und haben oft zerstörerische Auswirkungen auf Menschen, Umwelt und Eigentum. Die unterschiedlichen Elementargefahren sind nachstehend beschrieben:

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Naturkatastrophen: Dazu gehören Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Wirbelstürme, Tornados, Überschwemmungen und Lawinen. Diese Ereignisse verursachen erhebliche Schäden und gefährden Menschen und Güter.

Wetterextreme: Elementargefahren können auch durch extreme Wetterbedingungen wie Stürme, Hagel, Starkregen, Dürren, Blizzards und extreme Temperaturen verursacht werden. Diese Ereignisse können Landwirtschaft, Infrastruktur und Lebensgrundlagen beeinträchtigen.

Geomorphologische Prozesse: Dazu gehören Erosion, Erdrutsche und Bodenerosion, die durch natürliche Kräfte wie Wind, Wasser und Schwerkraft verursacht werden. Diese Prozesse können Landschaften verändern und Eigentum gefährden.

Biologische Gefahren: Hierzu zählen Krankheitsausbrüche und Epidemien, die durch natürliche biologische Prozesse verursacht werden. Beispiele hierfür sind Pandemien, die durch neue Krankheitserreger ausgelöst werden können.

Alwin W. Gerlach arbeitete viele Jahre als Prokurist in der Rückversicherung und kommentiert für Versicherungsbote Trends und aktuelle Entwicklungen in der Versicherungsbranche

Prävention

Die Prävention, Überwachung und die Entwicklung von Notfallplänen sind wichtige Aspekte im Umgang mit Elementargefahren, um die Auswirkungen auf Menschen und ihre Lebensumgebung zu minimieren. In vielen Ländern gibt es entsprechende Institutionen und Maßnahmen, die auf den Schutz vor Elementargefahren abzielen.

Naturkatastrophen können oft nicht vollständig verhindert werden, da sie auf natürlichen Prozessen basieren, die außerhalb der direkten Kontrolle des Menschen liegen. Allerdings können Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko, die Auswirkungen und die Schäden von Naturkatastrophen zu minimieren.

Die Entwicklung und Implementierung von effektiven Frühwarnsystemen ermöglichen es, rechtzeitig vor Naturkatastrophen zu warnen. Dies gibt den betroffenen Menschen die Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen und ihre Habseligkeiten zu schützen.

Der Bau von widerstandsfähiger Infrastruktur wird helfen, die Auswirkungen von Naturkatastrophen zu minimieren. Beispielsweise können Gebäude so konstruiert werden, dass sie Erdbeben oder Stürmen besser standhalten.

Der Schutz natürlicher Ökosysteme, wie Wälder und Küstenregionen, also Umweltschutz, trägt dazu bei, das Risiko von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdrutschen zu reduzieren.

Eine kluge Landnutzungsplanung führt dazu, dass Menschen nicht in gefährdeten Gebieten leben oder bauen. Dies beinhaltet die Identifizierung von Hochwassergebieten, Küstengebieten und Erdbebengebieten.

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Vernünftiger Klimaschutz, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und der Kampf gegen den Klimawandel können, langfristig betrachtet, die Häufigkeit und Intensität von bestimmten Naturkatastrophen verringern.

Versicherung

Die Versicherungsindustrie hält einen professionellen Beratungsservice bereit und ist in der Lage, Schäden aus Naturkatastrophen zu decken. Für Kunden liegt die Herausforderung in der Prüfung derartiger Deckungen, ob der notwendige Deckungsschutz und die spezifischen Ereignisse durch ein einwandfreies Wording abgedeckt und gewährt wird. Kapazität für diese Risiken wird über separate Erstversicherungspolicen durch die Einbindung von Elementargefahren über ergänzende Klauseln unter folgenden Versicherungsarten gewährt:

Wohngebäudeversicherung: Diese Versicherung deckt Schäden an Wohngebäuden, einschließlich Strukturschäden durch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Sturm, Blitzschlag, Überschwemmungen und andere Elementarschäden, inclusive den Wiederaufbau oder die Reparatur von Wohnhäusern.

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Hausratversicherung: Diese Art von Versicherung deckt den Inhalt des Hauses (der Wohnung!), wie Möbel, Elektronik, Kleidung und persönliche Gegenstände. Der Ersatz von Hausrat im Falle von Naturkatastrophen wird übernommen.

Betriebsunterbrechungsversicherungen werden von Unternehmen abgeschlossen, die Schäden an Gebäuden, Maschinen oder Inventar aufgrund von Naturkatastrophen abdecken müssen. Diese Versicherung hilft, finanzielle Verluste zu kompensieren, die durch die vorübergehende Schließung eines Unternehmens entstehen.

Gewerbegebäudeversicherung: Diese Versicherung richtet sich an Unternehmen und deckt Schäden an Geschäftsgebäuden aufgrund von Naturkatastrophen oder anderen Elementarschäden. Sie kann auch Inhalte wie Inventar und Ausrüstung abdecken.

Kaskoversicherung (für Fahrzeuge): Kaskoversicherungen decken Schäden an Fahrzeugen durch Naturkatastrophen ab, insbesondere wenn sie durch Stürme, Überschwemmungen oder andere Elementargefahren verursacht wurden.

Ernteversicherung: Landwirte können spezielle Ernteversicherungen abschließen, um sich vor Ernteausfällen aufgrund von Naturkatastrophen wie Dürre, Überschwemmungen oder Stürmen zu schützen.

Zwischenergebnis

Die Versicherungsindustrie gewährt für Schäden aus Elementargefahren/ Naturkatastrophen Versicherungsschutz gegen entsprechende Beiträge, die unter anderem in Beziehung zur Risikolage der gefährdeten Güter kalkuliert werden. Die Gefahrenlage wird anziehen und die Basispolicen stärker exponieren. Vermehrt eintretende Ereignisse bedeuten eine höhere Belastung der zur Verfügung gestellten Kapazität. Ein innerer Ausgleich im technischen Bereich ist aufgrund der aufgebauten Gefahrenstruktur als Annex mit der Verteilung auf verschiedene Policen, unzureichender Prämie und niedriger Versicherungsdichte nicht gegeben.

Die Neigung von Erstversicherungskunden, Elementarschäden zu versichern, wird noch als unbefriedigend bezeichnet. Entweder liegt der Grund darin, dass Erstversicherer, wie bekannt mit einer Ausnahme, die Deckung dafür nicht obligatorisch in die Basispolice mit einbringen, die Beiträge als unangemessen empfunden werden oder die Schadenregulierung, Beispiel Ahrtal, als völlig ungenügend bezeichnen. Bedeutsam ist die mangelnde Transparenz der versicherten Gefahren und deren Definition. Wie oder was soll denn ein Erstversicherungskunde darunter verstehen, wenn der einfache „Begriff "Überschwemmung" (Beispiel) auf das plötzliche und übermäßige Eindringen von Wasser auf normalerweise trockene Landflächen abstellt. Dies kann durch verschiedene Ursachen wie Starkregen, Hochwasser, Schneeschmelze, Sturmfluten oder das Brechen von Dämmen verursacht werden“. Was bedeutet denn „normalerweise trockene Flächen“, in aller Konsequenz ist die Formulierung interpretationsfähig. Danach scheint Handlungsbedarf für ein nachvollziehbares Wording gegeben zu sein.

Elementarschadenpool als Ausweg für steigende Risiken?

Die in einigen Bundesländern ungewöhnlich heftigen Überschwemmungen zum Jahresende 2023 haben die Idee, einen Pool aufzulegen, erneut entfacht. In einigen Ländern gibt es sogenannte Elementarschadenpools oder Naturgefahrenpools. Diese Pools sind spezielle Versicherungsmechanismen, die dazu dienen, die finanziellen Auswirkungen von Naturkatastrophen aufzufangen. Der Grundgedanke ist, dass Risiken, die durch Naturgefahren wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Stürme entstehen, für Versicherungsunternehmen allein oft schwer zu tragen sind, da sie zu großen finanziellen Belastungen führen können. Deshalb schließen sich in diesen Pools mehrere Versicherer zusammen, um ihre Kapazitäten zu erhöhen, oder es kommt zu einer Kooperation zwischen privaten und öffentlichen Risikoträgern. In Deutschland war eine Staatsbeteiligung im Gespräch, doch bis heute ist keine Entscheidung über Auflage, Form und Ausgestaltung verhandelt.

Pflichtversicherung

Eine Pflichtversicherung erscheint ausgeschlossen, da Kunden auch dann Beiträge zahlen müssten, wenn sie nicht direkt von Naturkatastrophen betroffen sind. Dies kann insbesondere dann als Nachteil angesehen werden, wenn bestimmte Regionen seltener von Elementarschäden betroffen sind. Eine Pflichtversicherung schränkt zudem die Flexibilität bei individuellen Versicherungsprodukten ein. Im Ergebnis kann sich die Versicherungswirtschaft Gedanken darüber machen, wie die derzeitige Komplexität, Unübersichtlichkeit und das Fehlen klarer Definitionen der einzelnen Risiken (was ist Überschwemmung, wann wird die Deckung ausgelöst) für die Schadenregulierung sinnvoll und einfach gestaltet werden kann.

Ergebnis

Die Versicherungsindustrie ist gefordert, die Ausgestaltung der Indeckungnahme von Risiken aus Elementargefahren/ Naturkatastrophen mit klar definierten Bedingungen und nachvollziehbaren Definitionen der versicherten Gefahren zu gestalten.

Eine transparente Darstellung, unter welchen Basispolicen derzeit Elementargefahren gedeckt oder zusätzlich mitversichert werden können, ist dringlich.

Forcierter Vertrieb zur Erhöhung der Versicherungsdichte darf unverzüglich angegangen werden.

Ein Team mit breiten Fähigkeiten muss alle Aspekte für eine angepasste Kalkulation, auch unter Einsatz von KI, erfassen. Eine rein mathematische Analyse vergangener Daten erscheint nicht zeitgemäß.

Es ist ratsam, Berater/ Makler auf den neuesten Stand von Erkenntnissen zu bringen und eine zielführende Strategie aufzusetzen.

Das Risikomanagement muss in diesem Bereich verstärkt werden, um die Aufgabe der Kapazitätsanalyse auch unter Kumulationsgesichtspunkten und Kapitaleinsatz etc. wahrnehmen zu können.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Versicherung von Elementargefahren einer umfassenden Reform unterzogen werden muss. Die gegenwärtige Struktur ist unübersichtlich, kostenträchtig und unergiebig. Eine ganzheitliche Lösung kann recht einfach umgesetzt werden. Sie liegt quasi „auf der Hand“, oder ist die Lust an etwas Neuem nicht gegeben?

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Alwin W. Gerlach

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