Obwohl das Thema Nachhaltigkeit regulatorisch sehr komplex ist und sicher hier noch deutlicher Verbesserungsbedarf besteht, bietet das Thema Vermittlern große Chancen. Vermittler sind daher gut beraten, sich dem Thema nicht nur aus regulatorischem Erfordernis heraus zu öffnen. Der BVK bietet hierzu diverse Unterstützungsangebote wie z.B. die erneut überarbeitete Checkliste an. Zudem bin ich verhalten optimistisch, dass eine Reform der privaten Altersvorsorge nun endlich angepackt wird. Die qualifizierte Vorsorge- und Absicherungsberatung ist und bleibt wichtiger denn je. Vermittler erfüllen als Lotsen einen wichtigen sozialpolitischen Auftrag und sind ein wichtiger Bestandteil der mittelständischen Wirtschaft. Dieses Bewusstsein sollten alle Vermittler selbstbewusst gegenüber der Politik und Gesellschaft vertreten.

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In jüngster Vergangenheit lässt sich beobachten, dass ausländische Investoren vermehrt in Maklerpools einsteigen – mitunter auch solche, die gar nicht aus EU-Staaten kommen. Wie bewerten Sie das vermehrte Investoren-Engagement bei Maklerpools – und wo sehen Sie Ursachen für diesen Trend?

Diese Entwicklung beobachten wir sehr genau. Nachdem sich offenbar die Erwartungen der Investoren bei ihren hohen InsurTech-Investitionen bisher wenig gelohnt haben dürften, sollen nun über Maklerpool-Beteiligungen endlich Renditen erwirtschaftet werden. Die Pools sind wahrscheinlich auch attraktiver, da sie bereits über funktionierende Geschäftsmodelle verfügen.

Die Investoren haben eine klare Absicht: Sie wollen den Wert des Maklerpools steigern und damit Gewinne erzielen. Sehen Sie hier einen Interessenkonflikt mit Blick auf die Unabhängigkeit der Pools?

Die Unabhängigkeit der Maklerpools ist abhängig von der Beteiligungsquote der profitorientierten Investoren. Was uns viel mehr beschäftigt, ist aber die Unabhängigkeit der Versicherungsmakler bei der Zusammenarbeit mit Pools und Dienstleistern. Dazu hatten wir auch eine Studie vorgelegt, die bei den Pools teilweise für Verstimmung gesorgt hat. Der BVK wollte mit dieser Studie ein Bewusstsein über die fließenden Übergänge zur wirtschaftlichen Abhängigkeit von Maklern schaffen. Der neue Maklerbeirat des BVK wird dieses Thema weiter positiv kritisch begleiten. Unser erklärtes Ziel dabei ist es, der führende Maklerverband zu sein.

Müssen Makler vielleicht sogar umdenken und autarker von Anbindungen werden? Bitte begründen Sie Ihre Antwort!

Unsere Studie hat gezeigt, dass einerseits die Pools die Unabhängigkeit der Makler fördern, da sie wertvolle Leistungen wie Produktvergleichs- und Verwaltungssoftware erbringen. Andererseits können sie aber Makler auch durch Technologien und Verträge abhängig machen und somit die von der Rechtsprechung auferlegten Sachwalterpflichten der Makler beeinträchtigen. Die unabhängige Sachwalterstellung des Maklers ist jedoch ein hohes Gut und sollte erhalten bleiben. Der BVK bietet Hilfestellungen bei der Prüfung von Courtagevereinbarungen und Poolverträgen.

Welche Entwicklungen und Trends sollten Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler aus Ihrer Sicht aktuell im Auge behalten, weil diese mitentscheiden könnten, wer sich auf dem Markt behauptet?

Zum einen wird das Thema Nachhaltigkeit weiter großen Einfluss auf die Arbeit der Vermittler haben. Zudem sollten Vermittler die demographische Entwicklung im Blick behalten. Die Förderung und die Ausbildung von Nachwuchs ist dabei auch in ihrem eigenen Interesse hinsichtlich der Themen Personalgewinnung und späterer Altersnachfolge. Der BVK begegnet dem Thema mit den BVK-Junioren. Zudem ist die Förderung unternehmerische Entwicklung der Vermittlerbetriebe eine entscheidende Stellschraube für deren Zukunftsfähigkeit. Last but not least bleibt das Thema Digitalisierung ein Dauerbrenner, um künftig am Markt erfolgreich zu sein.

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Das Interview erschien zuerst im kostenlosen Fachmagazin des Versicherungsboten.

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