Die Quote errechnet sich durch folgende Formel:

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EKG-Quote (in %) = [Kapitalanlageergebnis gesamt + Risikoergebnis + übriges Ergebnis + 0,5 * Bewertungsreserven + freie RfB] in % der Rechnungszinsanforderung (inkl. ZZR)

Hat ein Anbieter zum Beispiel die EKG-Quote von 300 Prozent, dann reicht das verfügbare Ertragsprofil dieses Anbieters theoretisch aus, um die im Bilanzjahr bestehenden Rechnungszinsanforderungen dreifach zu finanzieren – sofern neben den vereinnahmten Ergebnissen auch die Hälfte der bestehenden Bewertungsreserven sowie die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattungen (freie RfB) komplett aufgelöst würden. Freilich: Ein solches Handeln wäre nur im äußeren Notfall gerechtfertigt und hätte gravierende Auswirkungen (zum Beispiel auf die Überschussbeteiligung der Kunden). Gerade deshalb eignet sich die EKG- Quote aber als Standhaftigkeits-Kennziffer, erklären die Experten aus Köln.

Quote des Marktes sinkt 2021 um 70 Prozentpunkte

In einer Grafik veranschaulichen die Experten, zu welchen Anteilen sich am Markt eine EKG-Quote von 100 Prozent in 2021 zusammen setzt:

  • 24,25 Prozent "Ertrags-Widerstands-Kraft" hat das Kapitalanlageergebnis.
  • 4,63 Prozent des "Ertragswiderstands" stammen vom Risikoergebnis.
  • 0,80 Prozent des Widerstands stammen vom übrigen Ergebnis.
  • 18,63 Prozent entstammen der freien Rückstellung für Beitragsrückerstattungen (freie RfB).
  • Hohe 51,70 Prozent der "Ertrags-Widerstandskraft" aber entstammen dem Anteil der Bewertungsreserven.

Zwar hat der Anteil der Bewertungsreserven in 2021 leicht an Dominanz verloren: Er ging zurück von 59,97 Prozent auf 51,70 Prozent. Dennoch ist dieser Anteil noch hoch genug, um mehr als die Hälfte der Quote auszumachen. Und hier kommen steigende Zinsen ins Spiel. Denn steigende Zinsen lassen die Bewertungsreserven schrumpfen: Ein nur leicht gestiegenes Zinsniveau 2021 hat die marktweiten Reserven bereits von 215 Mrd. Euro auf 155 Mrd. Euro gedrückt. Folglich sinkt auch die Ertragskraft-Garantie-Quote: von 553,25 Prozent auf 488,34 Prozent.

Steigende Zinsen: Langfristig gut, kurzfristig eine hohe Belastung

Der Effekt ist in 2022 noch wesentlich stärker, da nun die Zinsen schnell ansteigen. Das zeigt der zehnjährige Null-Kupon-Euro-Swap: Zwischen 2020 und 2021 kletterte der Jahresmittelwert nur langsam, und zwar von minus 0,19 Prozent auf 0,04 Prozent zum Jahresende 2021. Hier spiegelt sich jener leichte Zinsanstieg, der die Bewertungsreserven der Lebensversicherer bereits schrumpfen ließ. In 2022 aber überschritt der zehnjährige Null-Kupon-Euro-Swap teils die Drei-Prozent-Marke.

Dies wirkt sich natürlich auf die Bewertungsreserven aus: Aus stillen Reserven werden stille Lasten. Die Experten von Assekurata schätzen, dass sich 155 Mrd. Euro stille Reserven 2022 in 50 Mrd. Euro stille Lasten verkehren. Was aber bedeutet dies konkret?

Auf lange Sicht kann sich die Branche nur durch steigende Zinsen erholen

Zunächst einmal wird das Polster der Branche abnehmen: Die EKG-Quote des Marktes liegt laut Assekurata in 2022 bei rund 200 Prozent. Somit hat sich die Finanzkraft der Unternehmen zunächst glatt halbiert. Zugleich kommt es aber zu Rückflüssen aus der Zinszusatzreserve: Ein Abbremsen bzw. Gleichbleiben des Referenzzinses bedeutet, dass in den Folgejahren keine weiteren Tarifgenerationen der Lebensversicherer nachreservierungspflichtig sind. Folglich rechnen die Experten in den kommenden zwei Jahren mit Rückflüssen von jeweils drei bis vier Mrd. Euro, danach mit Rückflüssen von fünf Mrd. Euro aus der ZZR. Die Rückflüsse sind langsamer als der Effekt steigender Zinsen auf die Bewertungsreserven, wird aber insbesondere nach Anpassung des Referenzzinses zunehmen (auf ein Niveau von jährlich sieben bis neun Mrd. Euro).

Hierzu muss ebenfalls erwähnt werden, dass stille Reserven sehr schwankungsanfällig sind und deswegen keine nachhaltige Sicherheit bieten. Zumal sie auch nicht dauerhaft eine Branche gegen den Niedrigzins absichern können – irgendwann sind die Reserven schlicht aufgelöst und aufgebraucht. Steigende Zinsen aber verhelfen den Unternehmen wieder zu sichereren Gewinnen durch die Kapitalanlage, so dass auf lange Frist die Lebensversicherung im Ganzen profitieren kann.

Nicht alle Versicherer sind vom Risiko stiller Lasten gleich betroffen

Auch kommen die Lebensversicherer relativ ungeschoren davon, die geringe Garantieverpflichtungen und hohe Kapitalerträge haben – besonders, wenn der Anteil der Bewertungsreserven am Ertrag klein ist. Besonders Unternehmen mit einer Vielzahl neuer (z.B. fondsgestützter) Produkte oder Unternehmen mit einem Schwerpunkt im Risikogeschäft können der aktuellen Situation gelassen entgegen sehen. Andererseits sind Unternehmen mit einstigem Schwerpunkt in der traditionellen kapitalbildenden Lebensversicherung eher gefährdet. Und hier braucht es einen langen Atem.

Betroffene Versicherer brauchen einen langen Atem

Denn stille Lasten sind dann kein Problem, sobald jene festverzinslichen Anlagen, die im Niedrigzins-Umfeld erworben wurden, bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden. Zwar liegt dann der Marktwert (anders als bei stillen Reserven) unter dem Kaufwert. Jedoch kommt es beim Halten bis zur Endfälligkeit nicht zu Abschreibungen.

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Stille Lasten bergen hingegen dann ein Risiko, wenn Versicherer in finanzielle Bedrängnis geraten: Etwa, weil bestehende Kunden im großen Stil ihre Verträge kündigen oder wenn Bonitätsverschlechterungen der Emittenten Abschreibungen nötig machen, wie die Experten von Assekurata erklären. Dann könnten vorzeitig realisierte Anlagen zu weiteren Verlusten führen. Die Assekurata-Studie mit vielen Kennzahlen auch zu Einzelunternehmen kann kostenpflichtig auf der Webseite der Kölner Experten erworben werden.

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